Windräder in Schutzgebieten?

Saarbrücken. Ex-Umweltministerin Simone Peter (Bündnis 90/Die Grünen) fordert eine höhere Kompromissbereitschaft vom Regionalverband beim Thema Windenergie. Sie will die Chancen regionaler Wertschöpfung nutzen. "Wir könnten den Anteil erneuerbarer Energien im Saarland bis 2020 auf 30 Prozent steigern. Dazu müssten wir Windräder aber auch in Naturschutzgebieten aufstellen

Saarbrücken. Ex-Umweltministerin Simone Peter (Bündnis 90/Die Grünen) fordert eine höhere Kompromissbereitschaft vom Regionalverband beim Thema Windenergie. Sie will die Chancen regionaler Wertschöpfung nutzen. "Wir könnten den Anteil erneuerbarer Energien im Saarland bis 2020 auf 30 Prozent steigern. Dazu müssten wir Windräder aber auch in Naturschutzgebieten aufstellen. Das würde viel Platz schaffen", meint Peter.

Sven Uhrhan, Amtsleiter beim Regionalverband, ist da skeptischer. Nach seiner Meinung dürften zum Beispiel die Kernzonen der Biosphäre Bliesgau nicht zerstört werden. Die Ex-Umweltministerin beruft sich jedoch auf das Baugesetzbuch. Dort stehe, dass Windkraft privilegiert behandelt werden müsse. Auch Manfred Jost, Fraktionsvorsitzender der Bündnisgrünen in der Regionalversammlung befürchtet, dass der Regionalverband die Energiewende ablehnen wird: "Unser Antrag, einen Klimaschutzbeauftragten einzustellen, wurde bereits abgelehnt. Auch der Vorschlag, die Einflugschneisen an den Flughäfen prüfen zu lassen, fand beim Regionalverband kein Gehör", sagt er.

Alternative zur Atomkraft

Noch ist nichts beschlossen, der Kooperationsrat soll 2013 einen Flächennutzungsplan verabschieden. Simone Peter ist überzeugt: "Wir müssen zwischen Natur- und Klimaschutz abwägen." So könne der Regionalverband beschließen, dass Windanlagen beispielsweise während der Brutzeit von Vögeln abgeschaltet werden und in Schutzgebieten mit seltenen Tierarten den Bau ganz verbieten. "Wir wären zu einer Kooperation mit Naturschützern bereit, aber der Regionalverband gibt uns dazu nicht die Möglichkeit", kritisiert Simone Peter weiter. Den Bürgern müsse vor Augen geführt werden, dass sich die Landschaft ändert. "Vor 200 Jahren hat es hier auch anders ausgesehen als heute, und wir brauchen nun mal eine Alternative zur Atomkraft." Peter Heck, Professor am Institut für angewandtes Stoffstrommanagement, regt dazu an, Windenergie nicht nur aus Sicht des Klimawandels, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive zu betrachten. "Windenergie bedeutet regionale Wertschöpfung, die wir nutzen müssen. Erneuerbare Energien sind nicht teuer, folglich kann eine Menge Geld gespart werden, das wiederum anderwärtig investiert werden kann", erklärt Peter Heck. Wer sich gegen den Bau von Windrädern entscheide, weil dadurch das Landschaftsbild zerstört wird, denke egoistisch. Er fordert, die Entscheidung für oder gegen Windenergie den Bürgern und nicht dem Regionalverband zu überlassen.

Eine Meldung, die zu Verwirrung führen könnte, entschärften die Bündnisgrünen. Laut einer von der Deutschen Presseagentur veröffentlichten Studie, die der Bundesverband Windenergie in Auftrag gegeben habe, müssten immer mehr Windparks in Deutschland "zwangsgeschlossen" werden. Grund seien fehlende Leitungen zum Stromtransport.

Energieexperte Ralf Hektor (Freie Wähler), der eng mit den Grünen in der Regionalversammlung zusammenarbeitet: "Dieses Problem betrifft vor allem Bundesländer, die große Windanlagen, aber keine Abnehmer in der Nähe haben. Das ist bei uns im Saarland nicht der Fall. Wir informieren die Netzbetreiber im Vorhinein, damit sie sich rüsten können. Außerdem musste das Saarland seinen Strom schon immer selbst transportieren, und auch Netze von heruntergefahrenen Kraftwerken können genutzt werden."

Foto: dapd

"Wir wären zu einer Kooperation mit Naturschützern bereit, aber der Regionalverband gibt uns dazu nicht die Möglichkeit."

Simone Peter, Ex-Umweltministerin

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