„Wind sein und nicht Fahne“

Saarbrücken · Die Europa-Galerie in Saarbrücken startete im Herbst 2010 mit Imageproblemen und dem Ruf, dem etablierten Handel zu schaden. In kurzer Zeit ist es Center- Manager Serge Micarelli aber gelungen, die Stimmung zu drehen: Das Haus kommt an. Nun macht Micarelli einen Schritt nach vorne in der Laufbahn.

 Serge Micarelli. Foto: Seeber

Serge Micarelli. Foto: Seeber

Foto: Seeber

. Wie nennt man es, wenn der Chef eines Einkaufszentrums Papierchen aufhebt? Wenn er die Autos zählt, die in einer Grünphase aus dem Parkhaus rausgelassen werden? Wenn er eine Beschwerde über den Kuchen in einem der Cafés persönlich bearbeitet? Und wenn er sich regelmäßig in den Geschäften erkundigt, ob mehr Rot oder Blau verkauft wird? Vielleicht sagt man "Marotte" oder "Spleen"dazu, weil man überzeugt ist, dass eine Führungskraft derlei Tätigkeiten den Mitarbeitern überlassen sollte. Nein, schmunzelt da Serge Micarelli, gerade das Kümmern um Details, die Präsenz und Ansprechbarkeit, das Hineinversetzen in Kunden und Mitarbeiter, das Begegnen auf Augenhöhe seien für den Chef wichtig. Er müsse Lebendigkeit ausstrahlen. Wer sich nicht bewege, werde zufriedener und schlechter. "Wind sein und nicht Fahne", so beschreibt der Manager der Europa-Galerie Saarbrücken seine Einstellung zum Job. Serge Micarelli, 52, ist seit der Eröffnung im Oktober 2010 Chef der Saarbrücker Shopping Mall, die von der Hamburger Einkaufs-Center-Entwicklungsgesellschaft (ECE) betrieben wird. Seine Aufgabe ist es, möglichst viele Menschen ins Haus zu locken, damit die 111 Läden und gastronomischen Betriebe ihren Umsatz machen und die Mieten problemlos an die Eigentümer zahlen können. ECE hatte den Luxemburger Micarelli vom Neunkircher Saarpark Center, wo er vier Jahre gewirkt hatte, nach Saarbrücken berufen und ihm das Management bereits in der Bauphase anvertraut. Das Haus entstand aus der alten Saar-Galerie plus der ehemaligen Bergwerksdirektion.

Der Start war widrig: Bauverzögerungen und dadurch Abwanderung von einigen sicher geglaubten Läden. Ein Großteil der eingesessenen Kaufmannschaft ging in Angst- und Abwehrhaltung: die Europa-Galerie werde dem Handel schaden!

Dreieinhalb Jahre später freut sich Serge Micarelli, dass es anders kam: "Wir haben 17 Geschäfte in die Galerie geholt, die es früher in Saarbrücken nicht gab. In der City haben sich seit unserer Öffnung 54 neue Geschäfte angesiedelt. Wir haben den Handel durch neue Konzepte bereichert. Es war wie überall: Wenn ein neuer Marktteilnehmer in einen starken Wettbewerb eintritt, werden alle besser, weil sie aus der Komfortzone müssen und sich wieder mehr anstrengen." Die Imageprobleme sieht er als erledigt an. Die Galerie ziehe die angestrebten 24 000 Besucher pro Tag an, wird vom restlichen Einzelhandel sowie von der Stadt und ihren Repräsentanten akzeptiert, ist "Teil der City" geworden. "Mit der Verwaltungsspitze haben wir ein sehr gutes Einvernehmen, wir arbeiten eng zusammen, die Wege sind kurz", sagt Serge Micarelli - wünschte sich aber ein noch aktiveres Vermarkten der Saarbrücker Stärken.

Er wird die Mitarbeit an dieser Aufgabe allerdings seinem Nachfolger übertragen. Wie bekannt wurde, hat ECE für seinen Saarbrücker Shopping-Mall-Pionier eine neue Aufgabe vorgesehen, einen Karrieresprung. Serge Micarelli, der heute in einer Pressekonferenz in Saarbrücken darüber Auskunft geben will, was er in Zukunft tut und wer sein Nachfolger wird, hat an der Saar wohl etliches richtig gemacht, im Kleinen wie im Großen.

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