Wie wird Alt-Saarbrücken lebenswerter?
Saarbrücken · Der untere Teil Alt-Saarbrückens hat einiges zu bieten. Doch er könnte lebenswerter sein. In der kommenden Woche werden Ideen gesammelt. Die Fachleute hoffen, dass sich die Bewohner rege beteiligen.
Diesmal soll alles anders werden. Gespräche über Alt-Saarbrücken gab es viele. Passiert ist wenig. Der Workshop in der kommenden Woche aber soll Wirkung zeigen. Ideen, die er liefert, will die Stadt im kommenden Jahr berücksichtigen, wenn sie sich intensiv der städtebaulichen Entwicklung des Viertels widmen will. So steht es in der Einladung, die sich an Fachleute und Bewohner des Viertels richtet.
Dort könnte eine Antwort gefunden werden auf die Frage, die Baudezernent Heiko Lukas im Redaktionsgespräch formuliert hat: "Wie wohne ich an der Heuduckstraße?" Die derzeitige Antwort: am Rande von Blechlawinen. Das untere Alt-Saarbrücken ist an Wochentagen ein begehrtes Ziel von Autofahrern, die hier tagsüber parken. Und abends wieder wegfahren, wie die Studierenden der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW), die hier ihren Hauptsitz hat. Wohnen wollen sie hier nicht. Bisher jedenfalls. Eve Hartnack, Architekturprofessorin der HTW, macht das daran fest, dass viele Studierende zu Hause wohnten. Ihrer Meinung nach fehlen dem Viertel aber auch kleine Treffpunkte, kleine Stadtplätze.
Das kann Bettina Caspers-Selzer vom Stadtteilbüro Alt-Saarbrücken bestätigen. Solche Treffpunkte seien auch wichtig für die vielen Senioren, die im unteren Alt-Saarbrücken lebten.
Beim Redaktionsgespräch kam man immer wieder auf die Heuduckstraße zu sprechen. Sie zerschneidet das Viertel, tut ihm im jetzigen Zustand nicht gut. Eine umgestaltete Heuduckstraße, davon ist Architekt Igor Torres (Städtebaubeirat) überzeugt, hätte eine starke Ausstrahlung.
Carsten Diez (Bund Deutscher Architekten) verwies auf die "hochqualitativen" Hausfassaden in der Heuduckstraße. Zu nutzen wäre auch das Potenzial der Höfe, schlug er vor. Dem stimmte Bettina Caspers-Selzer gerne zu. Wären die Höfe nicht mehr Parkplätze, sondern grüne Inseln, blieben auch Familien mit Kindern gerne im Stadtteil. Bisher zögen alle, die es sich leisten könnten, weg.
Marlen Dittmann (Werkbund) wies darauf hin, dass Alt-Saarbrücken nie ein reines Wohnviertel war. In den letzten 150 Jahren seien in diesem Teil der Stadt ständig Fehler gemacht worden. Man dürfe nicht vergessen, dass es hier bis zum Zweiten Weltkrieg Gartenanlagen gab, dass die Heuduckstraße erst verlängert wurde, als die Autobahn gebaut wurde.
Einig war sich die Runde, dass man das Viertel nicht in einem großen Wurf verändern könne, zumal der Stadt dazu auch das Geld fehlt. In kleinen Dingen müsse man vorangehen. Möglicherweise zunächst die Heuduckstraße verbessern. Das könne, davon ist Igor Torres überzeugt, Strahlkraft haben für den Rest des Viertels. Vom Workshop verspricht er sich Impulse. Man müsse auch "Dinge denken, die momentan gar nicht möglich sind".
Vor der Vision wäre sicherlich eine Bestandsaufnahme gut. Denn viele Saarbrücker kennen den Stadtteil gar nicht richtig, sagt Caspers-Selzer. Grün beispielsweise gibt es im Park des einstigen Kultusministeriums. Bloß dürfen die Alt-Saarbrücker den nicht nutzen.
Donnerstag, 3. November, 15 Uhr, Stadtteil-Rundgang, Treffpunkt Handwerkskammer, Hohenzollernstraße 47-49; 17 Uhr, Vorträge, Architektenkammer, Neumarkt 11. Freitag, 4. November, ab 9 Uhr Workshop, 16 Uhr, Präsentation der Ergebnisse, Handwerkskammer. Anmeldung: stadtplanungsamt@saarbruecken.de