Wie viele Saarbrücker gibt es?

Saarbrücken · Die Stadtratsfraktion der CDU kritisiert, die Stadt habe sich verrechnet: Laut Volkszählung leben 2206 Menschen weniger in Saarbrücken als im Melderegister verbucht sind. Diese Abweichung sei nicht ungewöhnlich, heißt es aus dem Rathaus.

 Nicht alle Einwohner Saarbrückens melden sich offiziell an, was den städtischen Statistikern zu schaffen macht. Hier berät Sachbearbeiterin Elisa Melchior eine Antragstellerin im Bürgerbüro. Foto: Oliver Dietze

Nicht alle Einwohner Saarbrückens melden sich offiziell an, was den städtischen Statistikern zu schaffen macht. Hier berät Sachbearbeiterin Elisa Melchior eine Antragstellerin im Bürgerbüro. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Die Ergebnisse der Volkszählung hatten die Stadtverwaltung erfreut: Gegenüber der Fortschreibung der Zählung von 1987 ergab die neue Erhebung ein Plus von 417 Einwohnern (die SZ berichtete). Folglich kann sich die Landeshauptstadt Hoffnung machen, künftig etwas mehr Geld vom Land zu bekommen.

Die CDU-Fraktion im Stadtrat zweifelt dieses Ergebnis jedoch an. In einer Pressemitteilung heißt es, dass das von der Stadt geführte Melderegister 2995 Einwohner mehr ausweise als nun beim "Zensus" ermittelt wurden.

"Die Verwaltung ist aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die in der Liste der vorhandenen Unrichtigkeiten auf Unvollständigkeiten zu korrigieren", schreibt die CDU. Solche Fehler im Melderegister dürfe es künftig nicht mehr geben. Diese Kritik werde der schwierigen Materie nicht gerecht, sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug.

Die Zahlen laut Zensus sind ausschlaggebend dafür, wie viel Geld die Stadt vom Land bekommt, entscheiden über den Zuschnitt von Wahlkreisen für die Bundestagswahl und mehr. Daneben gibt es das Melderegister, "nur das können wir flexibel handhaben", erklärt Saarbrückens Chefstatistiker Rainer Waespi-Oeß - zum Beispiel durch gezielte Zählungen in Gebäuden. Zwar diente das Saarbrücker Melderegister dem Statistischen Landesamt als Grundlage für die Volkszählung, ein Abgleich in der anderen Richtung ist jedoch von Gesetzes wegen ausgeschlossen: Das "Rückspielverbot" verhindert, dass Personendaten aus dem Zensus in das Melderegister eingespeist werden.

"Die wahre Bevölkerungszahl gibt es nicht", sagt der Statistiker. Sowohl die Zensus-Zahlen als auch das Melderegister seien "Datensätze, die nicht die komplette Realität sind". Man könne "Karteileichen" nicht ausschließen, etwa ausländische Studierende, die sich in Saarbrücken an-, aber nicht abmelden. Doch es gebe auch keine Garantie, dass die Volkszählung, bei der nur etwa zehn Prozent der Saarbrücker befragt wurden, die tatsächlichen Einwohnerzahl exakt widerspiegele. Daher sei die Abweichung, die die Stadtrats-CDU kritisiert, nicht zu ändern; damit hätten auch andere Kommunen zu kämpfen. Zentral ist laut Waespi-Oeß etwas anderes: Wenn man die Entwicklung des Melderegisters und die amtliche Fortschreibung des Zensus in den kommenden Jahren als mathematische Kurven darstellt, müssten beide im Idealfall parallel verlaufen. Der Abstand sollte sich nicht vergrößern.

Die Stadtrats-CDU hatte auch einen Vorschlag gemacht, um eine wesentliche Abweichung zwischen Zensus und Melderegister auf Dauer zu verringern: Laut Volkszählung leben in der Landeshauptstadt 2995 Ausländer weniger als in der städtischen Statistik aufgeführt sind. In ihrer Pressemitteilung fordert die CDU, Menschen, die nur wenige Monate hier blieben, "sollten bereits mit der Anmeldung eine Abmeldung zum entsprechenden Termin abgeben können" oder freiwillig angeben, wann sie die Stadt wieder verlassen. Doch dafür, betont Waespi-Oeß, gebe es "keine Rechtsgrundlage".

Die Stadt wiederum übt Kritik an der Zensus-Auswertung, die das Statistische Landesamt übermittelt hatte, teilweise werde das Verfahren nicht transparent. Vielleicht bringt das kommende Jahr mehr Aufschluss - dann wollen die Zensus-Macher den Kommunen noch tiefer ausgewertete Daten schicken.

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