Wie viel Macht für Jugendliche?

Saarbrücken · Während man Jugendlichen im Saarland selbstverwaltete Jugendzentren und Vereinbarungen mit Politikern ermöglicht, setzt man in Lothringen auf vorgebene Angebote und Mitbestimmung in Jugend-Gremien.

 Jugendliche in Spiesen-Elversberg schreiben Bürgermeister Reiner Pirrung (2.v.r.) Wünsche auf. Foto: Landesjugendring Saar (LJR)

Jugendliche in Spiesen-Elversberg schreiben Bürgermeister Reiner Pirrung (2.v.r.) Wünsche auf. Foto: Landesjugendring Saar (LJR)

Foto: Landesjugendring Saar (LJR)

"Graffiti-Aktion in Lebach", "Der Rap lebt in Fürstenhausen" oder "Think Big in Saarlouis". Wenn man sich durch die Facebook-Alben des Verbands der selbstverwalteten Jugendzentren im Saarland (juz united) klickt, merkt man schnell, worum es geht. Unter dem Motto "Jugend braucht Raum" gibt der Verband jungen Menschen nicht nur Mitbestimmungsmöglichkeiten, sondern die Gelegenheit, (fast) ganz alleine zu bestimmen. Bei vielen der rund 130 Jugendzentren schauen Sozialarbeiter nur noch gelegentlich nach dem Rechten. Was sich im Kleinen schon seit Jahren etabliert hat, könnte man nun auch im Großen versuchen, hat sich der Landesjugendring Saar (LJR) gedacht. Und nun schon zum zweiten Mal eine landesweite Beteiligungsaktion gestartet. Gemeinsam mit dem juz united und weiteren Partnern hat man unter dem Titel "Ding-Dein-Dorf" jungen Saarländern das Tor zur Mitbestimmung noch ein Stück weiter geöffnet, dieses Mal in Richtung Politik.

Zehn Städte und Gemeinden aus dem ganzen Saarland nahmen an der Ende 2012 gestarteten Aktion bisher teil. Jetzt hat der Landesjugendring die Ergebnisse einer Umfrage vorgelegt. 43 Vereinbarungen wurden bisher zwischen Jugendlichen und Politikern im Rahmen des Projektes getroffen, 18 davon schon realisiert. "Das ist als Zwischenbilanz schon mal ein großer Erfolg", sagt LJR-Saar-Geschäftsführer Georg Vogel. So habe beispielsweise die Stadt Wadern auf Wunsch der Jugendlichen kostenloses WLan realisiert, außerdem sei dort eine halbe Stelle für einen Jugend-Scout geschaffen worden, eine Art Mittler zwischen Jugend und Behörden. Ein Erfolg sei auch ein neues, regelmäßig tagendes Jugendforum, sagt Vogel. Nicht so gut sei es dagegen im Homburger Stadtteil Jägersburg verlaufen. Hier hätte die Stadtverwaltung den Jugendlichen bis Ende vorigen Jahres ein neues Jugendzentrum versprochen, bis heute sei allerdings nichts passiert. Einen anderen Weg gegen Desinteresse an Politik geht man im benachbarten Lothringen. Anders als im Saarland gibt es selbst in vielen kleinen Kommunen Lothringens spezielle Jugendinformationszentren (Information Jeunesse), 48 an der Zahl. Neben Infos zu sexueller Verhütung und Jobsuche gibt es dort auch etwa Materialien zu Wahlen und Unterstützung für eigene Kultur-Projekte. Selbstverwaltete Jugendzentren sucht man in Frankreich jedoch meist vergebens. In den MJC genannten Jugendhäusern gibt es ein festes Angebot, das man annehmen kann oder nicht. Mitreden können junge Leute dagegen zunehmend in eigens geschaffenen Strukturen. Einige Städte wie Farébersviller im ans Saarland angrenzenden Département Moselle haben Jugendbeiräte, in denen Jugendliche mehrmals im Jahr ihre Wünsche vor Politikern äußern können. In Moselle gibt es auch eines der wenigen Jugend-Parlamente, in dem sich die aktuell mehr als 100 Jung-Politiker drei mal im Jahr zu einer Sitzung treffen. In Arbeitsgruppen erarbeite man dort Konzepte für Veranstaltungen oder Kampagnen, erklärt der Vorsitzende Paul Guidat, 15. Vorigen Herbst habe man eine Art kleine Jugend-Paralympics organisiert, ein anderes Mal einen Design-Wettbewerb für die Bewerbung an Collègues, einer Schulform die unseren Realschulen entspricht. Am meisten bewegen könne man aber in der eigenen Stadt. Wie wäre es also mit "Ding-Dein-Dorf" in Lothringen?

www.landesjugendring-saar.de

www.juz-united.de

www.dingdeindorf.de

www.jeunesenlorraine.org

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