Wie Senioren gut wohnen und leben können

Saarbrücken · Drei Fachrichtungen der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) beschäftigen sich ein Semester lang mit neuen bezahlbaren Wohnmodellen für Ältere. Bei sinkenden Renten eine Herausforderung.

Welche neuen Wohnmodelle brauchen wir, damit ältere Menschen möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können? Wie kann das Wohnen darüber hinaus das Miteinander von Jung und Alt und neuen Migranten befördern, um Alten- und Migranten-Ghettos zu verhindern? Antworten auf diese Fragen soll jetzt ein einsemestriges interdisziplinäres Forschungsprojekt der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Saar liefern, das die PSD Bank RheinNeckarSaar initiiert hat und mit 20 000 Euro finanziert.

Die Ergebnisse der Studie will die Bank, wie deren Vorstandsvorsitzender Jürgen Wunn kürzlich bei einer Pressekonferenz erklärte, als Grundlage nutzen, um "so bald wie möglich" ein konkretes Wohnprojekt in Saarbrücken zu realisieren.

Drei HTW-Fachrichtungen sind an dem Projekt beteiligt. Welche technischen Hilfsmittel, sogenannte "Ambient Assisted Living (AAL)"-Maßnahmen, den Alltag von Senioren daheim unterstützen, wird Wolfgang Langguth, HTW-Professor für Ingenieurswissenschaften und AAL und Leiter des Forschungsprojekts, mit seinen Studierenden untersuchen.

Beispiele für AAL sind etwa Sensoren, die durch Überwachung von Küchenherden oder sonstigen Elektrogeräten Unfälle verhindern oder Applikationen, die an die Einnahme von Medikamenten erinnern. "Technik ist aber nur ein kleiner Teil, sie soll den Menschen nicht dominieren und wird mit verschiedenen Dienstleistungen verknüpft", so Langguth, der auch das saarländische AAL-Netzwerk mit 150 beteiligten Unternehmen mitbegründet hat. Bei diesen Dienstleistung kommen wiederum die Migranten ins Spiel. Man wolle sie aktiv ins Netzwerk einbeziehen, erklärt Langguth, und für sie auch berufliche Perspektiven bei der kultursensiblen Pflege oder in technischen Diensten entwickeln.

Die sozialwissenschaftlichen Aspekte von neuem Wohnen nimmt Dagmar Renaud , wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gesundheitsforschung und -technologie an der HTW, in den Blick. Ihr Team wird Studien zu bereits erprobten oder geplanten Wohnmodellen wie etwa Mehrgenerationenhäuser oder Senioren-Wohngemeinschaften auswerten und die Erkenntnisse einbringen.

Stefanie Eberding schließlich will als HTW-Professorin für Architektur mit ihren Studierenden die baulichen Bedingungen für die neuen Wohnformen erforschen. Angesichts des sinkenden Rentenniveaus müsse man, wie sie einräumt, "umdenken", um "Wohnen für alle" zu ermöglichen. In Frage kommen für sie dabei besonders auch Genossenschaftsmodelle zum gemeinsamen Wohnen mit "minimalem Individualbereich" und "großzügigem Gemeinschaftsbereich".

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