Wie Schriftsteller besser unterstützt werden

Saarbrücken · Die Stadt Saarbrücken beklagt ein mangelndes Interesse junger Schriftsteller an den Förderstipendien. Ein Germanistik-Professor der Saar-Universität gibt Tipps, wie der schreibende Nachwuchs besser gefördert werden könnte.

Noch vor Jahren gab es in Saarbrücken Stadtteilautoren, 2009 wandelte die Verwaltung das Konzept um in eine Stadtteildokumentation. Sehr zum Leidwesen des Verbands deutscher Schriftsteller und Schriftstellerinnen (VS) Saar. Denn mit dem Stipendium förderte die Stadt nicht mehr gezielt Schriftsteller und Lyriker, sondern Personen, die sich dokumentarisch, etwa soziologisch oder historisch, mit einem Stadtteil befassen. In diesem Jahr etwa bekam mit der Zukunftsarbeit Molschd gar ein Gemeinwesenprojekt den Zuschlag. Kümmert sich die Stadt zu wenig um ihre Schriftsteller?

Kulturamtsleiterin Sylvia Kammer-Emden sieht das nicht so und nennt den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis, der seit 1997 jedes Jahr Autoren mit Saar-Lor-Lux-Bezug prämiert. Mit 4000 Euro für den Hauptpreis und 1000 Euro für den Förderpreis dotiert, sei er inzwischen bundesweit anerkannt und bemerkt. Auch für die drei mit insgesamt 12 000 Euro dotierten Förderstipendien, die die Stadt jährlich an junge Künstler verschiedener Sparten vergibt, können sich Nachwuchs-Autoren bewerben. Allein, so Kammer-Emden, im Vergleich zu Musikern und bildenden Künstler machen sich die jungen Autoren extrem rar. Der Mangel an Bewerbungen sei auch mit ein Grund gewesen, das Konzept der Stadtteilautoren zugunsten einer Dokumentation zu verändern.

Sollte es etwa daran liegen, dass weniger junge Leute als früher schreiben? Davon könne keine Rede sein, betont Johannes Birgfeld, Germanistik-Professor an der Saar-Uni. Seit vier Jahren biete er gemeinsam mit seinem Kollegen Sikander Singh literarische Schreibkurse an. Unentgeltlich und ohne Lehrauftrag, einfach weil Germanistik-Studenten und Ehemalige sie so sehr nachfragten. Daneben biete Klaus Behringer, der VS-Vorsitzende, jährlich Kurse an, in diesem Semester zum Schreiben von Essays, ein weiterer Kollege gebe Kurse zum Hörspiel. Die jungen Leute, die er in seinen Kursen mit Sigh betreue, schrieben sehr ernsthaft und ambitioniert, sagt Birgfeld. Und mit Erfolg, etwa beim Wettbewerb um den Schiff-Preis. Kevin Höhn, Daria Kramskaja und Andreas Sebastian Rouget hätten jeweils zweimal den Förderpreis bekommen, Höhn dazu einmal den Hauptpreis. Wenn sie sich nicht für die städtischen Förderstipendien beworben haben, könne das nur daran liegen, dass diese nicht bekannt genug seien, vermutet Birgfeld.

Im Vergleich zum Schiff-Preis, den Birgfeld, seit fünf Jahren Jurymitglied, originell und gut findet, hält er das Amt eines Stadtteilautoren für ein altbackenes Konzept. Da erwarte man eine Bespiegelung eines Stadtteils, sinnvoller hingegen sei ein Konzept, bei dem es vorrangig darum gehe, einen Autor zu fördern. Besser wäre ein zweiter Schiff-Förderpreis oder eine Residenz, die nicht an einen Stadtteil gebunden sei und alle Saarländer einlade. "Man könnte sich auch überlegen, ob man einen Publikationszuschuss ausschreibt oder ein Schreibstipendium, bei dem man dem Autor einen Lektor zur Seite stellt", schlägt Birgfeld vor. Es sollte auf jeden Fall eine konkrete Förderung sein, die Nachwuchsautoren helfe, weiterzukommen. Denn nach dem ersten Förderpreis stünden Autoren oft vor dem großen Problem, ein erstes Buch zu veröffentlichen. Wenn man sie dann im Land halten wolle, müsse die öffentliche Hand auf jeden Fall etwas tun.

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