Wie Menschen trotz Handicap mobil bleiben

Saarbrücken · Seit zwei Jahren läuft in Saarbrücken das Projekt Mobia. Damit soll älteren Menschen und Menschen mit Einschränkungen der Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtert werden – auch per App.

 Helmuth Wolf (vorne) mit den Mobia-Lotsen Rolf Bergmann (links) und Torsten Epping. Foto: Heiko Lehmann

Helmuth Wolf (vorne) mit den Mobia-Lotsen Rolf Bergmann (links) und Torsten Epping. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

Es ist durchaus nicht immer einfach für ältere Menschen oder Menschen mit Einschränkungen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Wie komme ich am besten von A nach B? Was kostet mich eine Fahrt mit dem Bus oder mit der Bahn? Wie komme ich mit meinem Rollstuhl in die Bahn oder in den Bus? Wer hilft mir bei allem? "Es ist schon schwierig, sich als behinderter Mensch mit allen Problemen auseinanderzusetzen, die eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mit sich bringen kann. Das Wichtigste ist, dass man ein Gefühl der Sicherheit hat", erklärt der 62 Jahre alte Helmuth Wolf aus Saarbrücken.

Helmuth Wolf ist auf einen Rollstuhl angewiesen, und stand oft vor solchen Problemen. Doch damit könnte jetzt Schluss sein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert seit zwei Jahren das Projekt "Mobia - Mobil ins Alter" der Saarbahn in Saarbrücken. Ein Pilot-Projekt, das noch bis November 2014 läuft. Danach wird entschieden, ob es auch in anderen deutschen Städten eingesetzt wird. Seit zwei Jahren kümmern sich sogenannte Lotsen stationär an verschiedenen Haltestellen von Saarbahnen und Bussen in Saarbrücken um Ältere und Menschen mit Handicap.

Vor allem das Ausfahren der Rampen aus den Bussen, um den Rollstuhlfahrern das Einsteigen zu ermöglichen, wird von den Lotsen realisiert. "Das Ausfahren der Rampe musste bislang der Busfahrer übernehmen und das nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Mit den Lotsen läuft das alles viel einfacher und schneller ab", erklärt Manfred Backes von der Projektkoordination.

15 Lotsen sind im Stadtzentrum Saarbrücken unterwegs und kümmern sich um die älteren und eingeschränkten Fahrgäste. Jetzt geht das Mobia-Projekt in die heiße Phase. Die Lotsen, die über das Zentrum für Bildung und Beruf Saar koordiniert werden, sind nun nicht mehr stationär, sondern können den Fahrgast auf Wunsch auch auf der ganzen Fahrt begleiten und unterstützen. "Oft kommen Menschen vom Einkaufen zurück und haben zusätzlich zu ihrem Rollator noch die schweren Einkaufstaschen. Andere haben Probleme mit dem Fahrplan und wissen nicht, wo sie aussteigen müssen", erklärt Torsten Epping, gelernter Krankenpfleger, der als Lotse unterwegs ist. Bis zu acht Menschen hilft er pro Tag.

Noch einfacher haben es die Menschen mit der Mobia-App für Smartphones. Bereits von zuhause aus können sie damit einen Lotsen an die gewünschte Haltestelle bestellen. "Die App in Verbindung mit Lotsen ist eine tolle Sache, eine große Hilfe im Alltag und verursacht keine Mehrkosten. Die Menschen müssen sich nur trauen, dieses Angebot anzunehmen", sagt Helmut Wolf.

Die Projektgruppe hat aus diesem Grund einen Feldversuch mit älteren Menschen gestartet. Das saarländische Sozialministerium finanzierte mit 10 000 Euro den Kauf von 35 Smartphones, da fast alle Testpersonen (ab 65 Jahren) keine Smartphones besaßen und den Umgang damit nicht kannten. "Die ersten Ergebnisse sind sehr erfreulich. Vor dem Hintergrund, dass die Menschen immer älter werden und es immer mehr ältere Menschen gibt, können in der Zukunft fast alle älteren Menschen mit einem Smartphone umgehen. Dann wird das Arbeiten mit der Mobia-App zum Kinderspiel", sagt Manfred Backes von der Saarbahn.

Fragen zu Mobia werden von montags bis freitags, 9 bis 16 Uhr, unter Tel. (06 81) 9 54 24 34 beantwortet.

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