Wie Kinderhäuser und Schulen vereint punkten

Saarbrücken · Wenn immer mehr Kinder in Ganztagsschulen gehen, wird die Zahl derer, die ein Kinderhaus besuchen können oder wollen, kleiner. Das befürchten die Verantwortlichen der Häuser. Sie weisen auf die Bedeutung ihrer Einrichtungen für manche Kinder hin. Und loten aus, wie Schulen und Kinderhäuser kooperieren können.

Ein Türchen im Zaun zwischen der Ganztagsgrundschule Am Ordensgut und dem angrenzenden Kinderhaus Alt-Saarbrücken kann der erste Schritt zu einer großen Veränderung sein. Schüler dürfen jetzt nach dem Unterricht das Kinderhaus besuchen. Damit ist eine Maßnahme des vom Saarbrücker Institut für Sozialforschung, Praxisberatung und Organisationsentwicklung (iSPO) erstellten Gutachtens umgesetzt. Die Träger der vier Kinderhäuser in Alt-Saarbrücken, Malstatt, Burbach und Völklingen hatten es in Auftrag gegeben, um eine Zusammenarbeit zwischen Kinderhäusern und Schulen zu erleichtern. Das Gutachten wurde kürzlich vorgestellt.

Hintergrund: Immer mehr Grundschulen sollen zu Ganztagsschulen werden. Das Problem dabei ist den Trägern der Kinderhäuser zufolge, dass dadurch den Kindern die Zeit oder die Lust fehlen, ihre Einrichtungen zu besuchen. Dabei seien die Häuser gerade für bildungsferne Familien sehr wichtig. Durch Spiele, Hausaufgabenbetreuung oder gemeinsames Essen solle die Persönlichkeit der Kinder gestärkt werden. Laut dem Geschäftsführer des iSPO-Instituts, Erik Schäffer, wirkt sich der Besuch der jungen Leute in Kinderhäusern positiv auf ihre Selbstständigkeit und ihre schulischen Leistungen aus. Das seien die Ergebnisse langjähriger Beobachtungen.

Für die Träger der Kinderhäuser - Diakonisches Werk an der Saar, Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung, sowie die Paritätische Gesellschaft für Gemeinwesenarbeit - bedeutet die offene Kinder- und Jugendarbeit mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung.

Während manche Kinder in der Schule oft untergingen, könnten sie in den Kinderhäusern individuell gefördert werden. Außerhalb der Schule gelinge es leichter, Vertrauen zu Schülern und Eltern aufzubauen. Weil das auch zu besseren Leistungen führe, müssen nach Meinung von Caritasdirektor Michael Groß "Kinderhäuser und Schulen partnerschaftlich und fachlich abgestimmt zusammenwirken".

Um das zu erleichtern, fordern die Träger eine strukturelle Verankerung in der Politik. Wenn zum Beispiel die Aufsichtspflichten, die Zeiten, sowie Personal und Finanzierung geklärt sind, seien gute Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit geschaffen, so Schäffer. Dann müssten die Schulen bereit sein, sich den Kinderhäusern zu öffnen.

Im nächsten Schritt bringen die Initiatoren das Gutachten auf den Weg zum Kultusministerium. Sie hoffen, einen Stein ins Rollen zu bringen.

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