Wie geht's weiter mit der Industriekultur?

Saarbrücken. Verhalten sich Industrie und Kultur zueinander wie Fisch und Fahrrad? - wie Helga Bossung-Wagner, Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung Saarbrücken, vorschlug. Oder ist das Saarland ohne Industriekultur wie ein Topf ohne Deckel? - wie Gastgeberin Dagmar Schlingmann, Generalintendantin des Saarländischen Staatstheaters, feststellte

Saarbrücken. Verhalten sich Industrie und Kultur zueinander wie Fisch und Fahrrad? - wie Helga Bossung-Wagner, Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung Saarbrücken, vorschlug. Oder ist das Saarland ohne Industriekultur wie ein Topf ohne Deckel? - wie Gastgeberin Dagmar Schlingmann, Generalintendantin des Saarländischen Staatstheaters, feststellte. Entscheidend war am Sonntag bei der Diskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung jedoch die Frage: Wofür gibt das Saarland das knappe Geld aus? Um dies zu klären, hatte die Stiftung erstmals in ihren "Kultursalon" im Mittelfoyer des Saarländischen Staatstheaters eingeladen.300 Industriedenkmäler hat das Saarland, "und wir werden nicht in der Lage sein, dieses industrielle Erbe ganz zu erhalten und zu fördern," stellte Kulturminister Karl Rauber fest. Darüber war sich das von Ilka Desgranges, der Leiterin der Stadtverbandsredaktion der Saarbrücker Zeitung, moderierte Podium weitgehend einig.

Industriekultur stehe im "Spannungsfeld von Erinnerung und der Frage, was bringt uns das für die Zukunft?" Vor allem aber: "Wie viel Zukunft können wir uns leisten?", brachte es Milena Karabaic, die Dezernentin für Kultur und Umwelt des Landschaftsverbandes Rheinland, angesichts der rund 3500 Industriedenkmäler Nordrhein-Westfalens auf den Punkt. Prüfen und auswählen, wohin das Geld geht. Das verlangt nach einer Entscheidung. "Konzentrieren wir uns auf Schwerpunkte oder Gießkanne?", fragte Rauber und beschied: "Einer der Schwerpunkte ist das Weltkulturerbe Völklinger Hütte."

Dagegen erscheinen die einst als "Zukunftsorte" gepriesenen ehemaligen Gruben Göttelborn und Reden unter ferner liefen. Dort habe man "auch eine Chance für nachhaltige Nutzung geschaffen", erklärte Rauber und wiederholte angesichts von Forderungen aus dem Publikum, nach Bergbaumuseum oder Saar-Lor-Lux-Filmarchiv den Satz vom knappen Geld: "Wir können uns nur in dem Rahmen bewegen, auf den wir festgelegt sind."

Dass die Industriekultur zukunftsfähig ist, steht für Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, mit Seitenhieb auf die aktuellen Leitbilder der Saar-Touristiker fest: "Radfahren und Wandern kann man an anderen Orten auch, aber diese Dinge kann man nur hier sehen."

Das bedeute mitunter "Risikomanagement" mit lohnendem Ausgang, gerade in der wachsenden Kulturwirtschaft so Grewenig: "Es ist die große Kunst der Zivilisation, aus der Niederlage einen Sieg zu machen und wenn uns das gelingt, ist Industriekultur der Schlüssel für die Zukunft."

Für die Musik sorgten im "Kultursalon" der Saarbrücker Pianist Christoph Mudrich und Bassist Dirk Kunz.

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