Wie ein Dekolletee zum Thema wird
Saarbrücken. War Angela Merkels Kleid nicht etwas zu tief dekolletiert? Standen Familienministerin Ursula von der Leyen die langen Haare nicht besser? Wieso ging Andrea Nahles (SPD) im Dirndl aufs Berliner Oktoberfest? Medienberichte über Politikerinnen handeln oft von Äußerlichkeiten
Saarbrücken. War Angela Merkels Kleid nicht etwas zu tief dekolletiert? Standen Familienministerin Ursula von der Leyen die langen Haare nicht besser? Wieso ging Andrea Nahles (SPD) im Dirndl aufs Berliner Oktoberfest? Medienberichte über Politikerinnen handeln oft von Äußerlichkeiten. Wer aber würde die Schuhe von CSU-Mann Horst Seehofer in Augenschein nehmen oder Oskar Lafontaine für seine Krawatten tadeln? Um das Bild der Frau in den Medien geht's beim Frauenthemenmonat des städtischen Frauenbüros. Das Programm beginnt am 23. Oktober und endet am 5. Dezember. Der Frauenthemenmonat tritt an die Stelle des Frauenkulturmonats, bei dem es um Kulturthemen wie Bildende Kunst oder Musik ging. "Bei diesem neuen Format steht ein frauenpolitisches Thema im Mittelpunkt. Kulturelle Veranstaltungen bilden das Rahmenprogramm", erklärt Petra Messinger, die Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt. Dass "Frauen und Medien" als erstes frauenpolitisches Thema gewählt wurde, komme nicht von ungefähr. "In der Studie ,Präsenz von Frauen in den Nachrichten' kam der Journalistinnenbund 2005 zu dem Ergebnis, dass der Anteil namentlich erwähnter Frauen in den Hauptnachrichten seit 2000 von 12 auf 22 Prozent gestiegen ist", berichtet Messinger. Demnach sind Frauen in den Medien noch immer unterrepräsentiert. Außerdem würden häufig überkommene Rollenbilder transportiert. So würden Frauen in den Medien vor allem dann als Expertinnen gehört, wenn es um Familie, Soziales, Bildung oder Kultur gehe. Bei Wirtschaftsfragen gäben Männer den Ton an, sagt Messinger. Aktuelles Beispiel: "In mehreren Fernseh-Talkrunden zur Finanzkrise kam - von der Moderatorin abgesehen - keine einzige Frau zu Wort." Dabei gebe es auf diesem Gebiet durchaus Expertinnen. Messinger fragt sich, ob Medien tatsächlich nur gesellschaftliche Realitäten abbilden oder ob sie vielmehr selbst Fakten schaffen, indem sie bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen ausblenden. Diskutiert wird über diese und andere Fragen am Donnerstag, 23. Oktober, nach der Eröffnung des Frauenthemenmonats um 18 Uhr im Rathausfestsaal. Eingeladen sind die Ex-WDR-Redakteurin und Moderatorin Inge Bönnighausen, Ilka Desgranges, Redaktionsleiterin bei der Saarbrücker Zeitung, Yvonne Wildschütz, ebenfalls SZ, und Barbara Lessel-Waschbüsch vom SR. Um Mädchenbilder in den Medien geht es am 14. November, 9 bis 17 Uhr, in der Landesmedienanstalt. Thema: Wie beeinflussen die von Medien vermittelten Bilder superschlanker, langbeiniger Schönheiten die Mädchen? "Durch so unrealistische Vorbilder entstehen bei vielen Mädchen und jungen Frauen Ess-Störungen und eine permanente Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper", sagt Petra Messinger. Es referiert Maya Götz, die Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI München).
Auf einen BlickWeitere Veranstaltungen im Rahmen des Frauenthemenmonats (Auswahl): "Schöne neue Welt", Vortrag und Diskussion mit der Bochumer Medienwissenschaftlerin Gudrun Schäfer, Donnerstag, 6. November, 19 Uhr, Rathausfestsaal, Eintritt frei. "Füllhorn, Waage, Schwert - Justitia ist eine Frau", Wanderausstellung, Eröffnung am Montag, 3. November, 18 Uhr, Stadtbibliothek, Eintritt frei. "Von Angie bis Hillary. Wie die Medien mit Politikerinnen umgehen", Vortrag von Christina Holtz-Bacha, Professorin für Medienwissenschaften an der Universität Nürnberg-Erlangen, Donnerstag, 20. November, 19 Uhr, Frauenbibliothek Saar (Bleichstraße 4). Eintritt: 4 Euro. Das Programmheft und weitere Informationen über die zwölf Veranstaltungen gibt es beim Frauenbüro der Landeshauptstadt Saarbrücken, Rathaus St. Johann, 66104 Saarbrücken, Tel. (0681) 905-1649, E-Mail-Adresse: frauenbuero@saarbruecken.de, Internetseite: www.frauenbuero.saarbruecken.de. rae