Wie die Lounge beim "Oscar''"Ich bin eigentlich ein Frühschläfer - wegen meiner Kinder"Mit Milchkaffee im Kinosessel

Saarbrücken. Seine Hände sind ruhig, er wirkt aufgeräumt. Dennoch gibt Gregor Weber, der neue Moderator der SR-Mitternachtstalks, unumwunden zu: "Ich bin sehr aufgeregt." Schließlich habe er noch nie moderiert. Der 40-Jährige mit dem markanten Äußeren ("Batschkapp", roter Schal, große Brille) grinst: "Der SR hat mich vorgeschlagen, warum, weiß ich nicht

Saarbrücken. Seine Hände sind ruhig, er wirkt aufgeräumt. Dennoch gibt Gregor Weber, der neue Moderator der SR-Mitternachtstalks, unumwunden zu: "Ich bin sehr aufgeregt." Schließlich habe er noch nie moderiert. Der 40-Jährige mit dem markanten Äußeren ("Batschkapp", roter Schal, große Brille) grinst: "Der SR hat mich vorgeschlagen, warum, weiß ich nicht. Das war so ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Und ich habe mich natürlich darüber gefreut."

Für den in Berlin lebenden Saarländer bedeuten die Talks über die Lang- und Kurzfilme des Wettbewerbs, die bekanntlich ja erst um Mitternacht beginnen, eine gewaltige Umstellung seines Biorhythmus': "Ich bin eigentlich Frühschläfer, gehe abends zwischen 21 und 22 Uhr ins Bett, stehe um sechs Uhr auf, wegen meiner beiden Kinder." Doch trotz des späten Zubettgehens in dieser Woche, Ausschlafen ist für den "Tatort"-Star nicht drin - allenfalls ein Mittagsschlaf, wie er sagt: "Morgens gehe ich ja dann wieder ins Kino, die Filme anschauen, über die wir sprechen." Die hat er schon längst alle vorab gesehen. Aber vor Ort nun will Weber spüren, wie das Publikum reagiert. Außerdem trifft er in der Festivalwoche die Filmteams zu Vorgesprächen. Gibt es ein persönliches Highlight, einen Gast, auf den er sich besonders freut? Da schweigt sich der Schauspieler aus: "Ich bin zu völliger Neutralität verpflichtet."

Seine Vorsätze für die Talks? "Niemanden ärgern, keine doofen Sachen fragen. Und keinen Mist zu bauen." Lachend fügt Weber hinzu: "Shirin soll schließlich am Ende der Woche immer noch mit mir sprechen wollen." up

Saarbrücken. Ihre Mitschülerinnen hätten ihr nicht zu viel versprochen, schwärmt Anne Selke: "Es ist schon fantastisch, den Milchkaffee an den Kinosessel serviert zu bekommen". Die 18-jährige Saarbrückerin ist eine von sechs glücklichen Gymnasiasten, die sich dieses Jahr mit Erfolg um die Aufnahme in die deutsch-französische Schülerjury beim Festival Max Ophüls beworben haben. Während andere die Schulbank drücken, dürfen sie eine Woche lang von morgens elf bis Mitternacht im Kino sitzen, über die Wettbewerbsfilme streiten - und am Ende einen mit 2 500 Euro dotierten Preis vergeben. "Keine Werbung vorm Film und hinterher die Gespräche mit den Machern", das findet Moritz Eisel, 17, vom Saarbrücker Gymnasium am Schloss einfach toll. Zum ersten Mal ist er bei einem MOP-Festival mit von der Partie. Wie Anne Selke spielt auch Mara Käser, 18, vom Albertus-Magnus-Gymnasium St. Ingbert in ihrer Freizeit Theater. Da läge das Interesse am Film nahe, meinen sie. Vorab gab es für alle eine Einführung in Filmanalyse von Gerard Rouget. Damit die jungen Leute ein paar Kriterien zur Bewertung an die Hand bekommen, erklärt der Medienfachmann der Volkshochschule, der die Schülerjurys seit Jahren betreut.

Einige der Jung-Juroren haben sogar schon aktive Erfahrungen mit dem Medium Film gesammelt. "Ich bin Leiter des AK Film im Café Exodus, da haben wir Filme gedreht, machen Podcasts und andere Projekte," erzählt der 16-jährige Florian Liesenfeld, vom Saarbrücker Ludwigsgymnasium. Und weil er später mal "zum Film gehen" will, freut er sich, das ganze Drumherum kennen zu lernen und Kontakte zu Filmleuten knüpfen zu können. Auf dem Lycée Gabriel Gist'hau, das Carole Périgois, 17, in der Saarbrücker Partnerstadt Nantes besucht, ist "Cinéma/Audiovisuel" sogar ein Unterrichtsfach. Carole, die später mal Filmregie studieren will, ist von ihren ersten Eindrücken begeistert. "In Nantes gibt es kein so bedeutendes Festival". Philipp Kuhl, 17, vom Lycée Jean de Pange in Saargemünd, der schon als Kameramann in Dokumentarfilmen seiner Schule mitgewirkt hat, findet, in Frankreich müsste mehr für das Ophüls-Festival geworben werden. Er habe zwar in Saarbrücken schon öfter die Plakate gesehen, aber nicht recht gewusst, worum es geht. "Gerade in Saargemünd würden sich sicher viele Jugendliche für das Festival interessieren. Die deutschen Jugendlichen lobt er in höchsten Tönen: "Sie sind so viel offener als die Franzosen, integrieren einen sofort".sbu

de/ophuels

Saarbrücken. Rot und weiß sind dieses Jahr die dominierenden Farben in Lolas Bistro. Alles ist im Retro-Look gehalten (wir berichteten). Ein besonderer Hingucker: die Sessel in Eierform. In denen haben sich am Dienstag, dem ersten Abend von "Lolas Bistro", auch der Filmschaffende Ignazio Caporrimo (26) und Judith Halemba (22) niedergelassen. Caporrimo zu den Sitzeiern: "Die sind zwar unkommunikativ, weil man in der Schale sitzt, aber der Style ist geil." Seine Begleiterin fügt hinzu: "Und gemütlich sind sie auch." Während im Nebenraum zuerst der Jubiläumstalk mit Clemens Klopfenstein und danach die SR-Mitternachtstalks (siehe unten) unter großem Zuschauerinteresse über die Bühne gehen und in einem anderen Raum Raucher ihrer Leidenschaft frönen, stehen Sandra Blass (24) und Konstantin Balke (24) noch am Eingang. Die beiden Filmwissenschaftsstudenten aus Mainz, gerade eingetroffen, sind ganz angetan. Sandra Blass: "Es ist sehr gemütlich, die Lautstärke ist angenehm, man kommt schnell an Getränke." Zu funkig-jazzigen Klängen von DJ Mad Money Morv (jeden Abend legt ein anderer DJ auf) können Filmfans zum Beispiel den Cocktail "Lolas Liebelei" für 3,50 Euro wählen oder auch Leckereien bestellen von Tortellini mit Trüffelfüllung (3,80 Euro) bis Fingerfood-Teller (5,50 Euro).

 Die Juroren: Philipp Kuhl, Moritz Eisel, Mara Käser, Anne Selke, Florian Liesenfeld und Carole Périgois (von links). Foto: Iris Maurer

Die Juroren: Philipp Kuhl, Moritz Eisel, Mara Käser, Anne Selke, Florian Liesenfeld und Carole Périgois (von links). Foto: Iris Maurer

An diesem Abend geht es bis kurz nach drei Uhr nachts - eine "richtig gute Zeit für einen Dienstag", findet Claudia Ruth, Organisationsleiterin des Festivals. Sie berichtet von vielen positiven Rückmeldungen, so auch der des Darstellers des Filmes "Glorious Exit", Jarreth Merz. Der Schweizer Schauspieler lebt in Los Angeles. Ruth: "Als er hier reinkam, sagte er, ,wow, das ist ja wie die Lounge bei der Oscar-Verleihung'." up

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