Wertschätzung hilft gegen Überforderung

Saarbrücken · Muss man sich vorm Pflegeheim fürchten? Der Ältestenrat der Saarbrücker Zeitung stellte dem Sozialminister Andreas Storm (CDU) kritische Fragen und war am Ende sehr zufrieden mit den Antworten.

 Im Ältestenrat (von links): Ratsmitglied Axel Egler, Ilka Desgranges (Leiterin der SZ-Regionalredaktion Mitte), Ratsmitglied Rüdiger Kaldewey und Minister Andreas Storm. Foto: Iris Maurer

Im Ältestenrat (von links): Ratsmitglied Axel Egler, Ilka Desgranges (Leiterin der SZ-Regionalredaktion Mitte), Ratsmitglied Rüdiger Kaldewey und Minister Andreas Storm. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Wenn man alt wird, hat man das Gefühl, dass man nur noch eine Geschichte ist, die Geld kostet. Dabei sind die Alten doch die größten Arbeitgeber." Manfred Riehs brachte bei der jüngsten Sitzung des SZ-Ältestenrates zum Ausdruck, was viele Senioren denken. Die deutlichen Worte richtete er an Andreas Storm, den saarländischen Minister für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.

Auf die Frage nach möglichen Verbesserungen der Pflegesituation in Heimen antwortete Storm: "Wir haben in saarländischen Heimen im Großen und Ganzen eine recht gute Situation." Es gebe die schlimmen Fälle, die in den Medien ja auch dargestellt worden seien - wichtig sei es aber auch, zu betonen, was gut laufe. Kontrollen in Pflegeeinrichtungen waren ein großes Thema für den SZ-Ältestenrat. Und hier hatte Storm auch den Fachmann an seiner Seite: Herbert Heyd, Abteilungsleiter im Sozialministerium und einstiger Interims-Pflegebeauftragter im Saarland, eingesetzt nach den Vorfällen in Elversberg. Er sagte, dass regelmäßige Kontrollen vor Ort stattfänden. "Die Mitarbeiter nehmen alles in Augenschein", sie schauten auch, wie es den Menschen gehe. Und weil man eben aber nicht jeden Tag da sein könne, sei eine Dokumentation wichtig. Wie Storm wies er auch darauf hin, dass es "natürlich" einige schwarze Schafe gebe, "aber tausende von Pflegekräften zu verdächtigen, wäre fatal".

Kontrolle ohne Anmeldung

"Kommen diese Kontrolleure denn mit oder ohne Anmeldung?", wollte Manfred Riehs wissen. Heyd versicherte, man komme nie angemeldet. Riehs stellte auch die Sinnhaftigkeit von Pflegenoten zur Diskussion - und stieß auf offene Ohren. Storm sagte, diese verschleierten mehr, als dass sie nutzten."

Ulla Karch bemängelte, dass sie über Jahre hinweg in Krankenhäusern erlebt habe, wie man sich zu wenig um die Patienten gekümmert habe: "Da wurde das Essen hingestellt und auch genauso wieder abgeräumt. Und wenn ich was sagte, hieß es: ,Wenn sie so wenig Geld verdienen würden wie ich, würden sie auch so handeln.'" Der Minister betonte, dass es hier neben der Vergütung auch auf das Klima in einer Einrichtung ankomme: "Wenn es keinen Gemeinschaftsgeist gibt, dann geraten die Menschen in eine Überforderungssituation und gleiten in Zynismus ab." Dem sei gegenzusteuern, beispielsweise mit Wertschätzung, einem gemeinsamen Leitbild oder auch durch die aktuelle Imagekampagne "Wertvolles Pflegen".

Die Dokumentation, die Pflegekräfte leisten müssen, war Ruth Budich ein Dorn im Auge. Denn die, fand sie, verringerten die Zeit für die Patienten. Der Minister wies hier aber darauf hin, dass dies eine Notwendigkeit sei, Beispiel Tablettengabe. Pflegebedürftige seien vielfach nicht mehr selbst in der Lage, dies zu organisieren. "Aber sicherlich wird auch über das Ziel hinausgeschossen."

Günther Ersfeld wollte wissen, was er für Qualifikationen brauche, um ein Pflegeheim zu eröffnen - keine besondere, so lange er nicht näher mit Menschen zu tun habe, erfuhr er. Für die Pflegedienstleitung müsse er dann entsprechende Leute einstellen. Wie das mit den Gewinnen privater Heimbetreiber aussehe, wollte Hildegard Redicker wissen. "Die Diskussion gibt es", sagte Andreas Storm, und man müsse auch aufpassen, dass es keine "Glücksritter" gebe. Beruhigend sei aber, dass die, die nicht die entsprechende Qualität böten, auch schnell auf die Nase fielen. Und zur Wettbewerbssituation sagte er: "Durch die Zuzahlungen können sich die Heime in der Regel gar nicht erlauben, extrem hohe Gebühren zu verlangen."

Zum Schluss gab es auch noch viele Zahlen auf den Heimweg. Laut Storm beziehen 33 000 Menschen im Saarland Leistungen aus der Pflegeversicherung, davon werden etwa zwei Drittel zu Hause gepflegt. 147 Pflegeeinrichtungen gebe es im Land, 11 026 Plätze in Pflegeeinrichtungen und 14 400 Menschen, die in der Kranken- oder Altenpflege beschäftigt seien.

 Einige Mitglieder des Ältestenrates, von links: Inge Schwarz, Manfred Fuhrmann, Hildegard Redicker. Im Hintergrund: Manfred Riehs, Ruth Budich (roter Pulli). Foto: Iris Maurer

Einige Mitglieder des Ältestenrates, von links: Inge Schwarz, Manfred Fuhrmann, Hildegard Redicker. Im Hintergrund: Manfred Riehs, Ruth Budich (roter Pulli). Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Zum Thema:

Auf einen Blick Im SZ-Ältestenrat diskutierten: Dieter Bost, Ruth Budich, Axel Egler, Günther Ersfeld, Manfred Fuhrmann, Anna-Luise Hossfeld-Umlauf, Rüdiger Kaldewey, Ulla Karch, Carola Kleinbauer, Ingrid Pallu, Hildegard Redicker, Manfred Riehs, Walter Schaz, Inge Schwarz, Marianne Tausend, Marita Moser. up

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