"Wer nicht kommt, verpasst wirklich was"

Saarbrücken · Ab Donnerstag findet im Theater Überzwerg am Kästner-Platz zum ersten Mal "Couleurs", ein Festival für französisches Kindertheater, statt. Die Gruppe "Les voisins" spielt zwei Stücke für ganz kleine und für größere Kinder, jeweils auf Deutsch und Französisch. SZ-Redakteurin Susanne Brenner hat Überzwerge-Chef Bob Ziegenbalg zum neuen Festival befragt.

Was war zuerst da? Der Wunsch, eine Woche des französischen Kindertheaters zu machen, oder der Kontakt zur deutsch-französischen Puppentheater-Truppe "Les voisins"? Kurz: Wie kommen die Überzwerge auf die Idee, ein solches Festival aus der Taufe zu heben?

Bob Ziegenbalg: Der Wunsch war schon lange da. Man müsste mal, sollten wir nicht… Aber durch die Bekanntschaft mit Eva Noell und Paul Olbrich von der Compagnie les Voisins wurde das dann konkret. Und als wir dann mit unserer Idee auf offene Ohren und Augen beim Kulturdezernenten der Stadt Saarbrücken stießen, ging es eigentlich ganz schnell.

Hinzu kommt, dass wir unsere Bemühungen um Kooperationen mit Frankreich und Luxemburg in dieser Spielzeit intensiviert haben. Im Oktober gastiert beispielsweise - in Zusammenarbeit mit dem Theater Le Carreau aus Forbach - der Schweizer Theatermacher Peter Rinderknecht im Überzwerg. Und der spielt sein Stück "Portofino Ballade" auch auf Deutsch und Französisch. Und im November feiern wir Premiere mit Guus Kuijers "Das Buch von allen Dingen", in Kooperation mit dem Mierscher Kulturhaus in Luxemburg.

Vor allem die französischsprachigen Aufführungen sind ja bereits nahezu ausverkauft. Wer kommt denn da? Welche Zielgruppe haben Sie erreicht? Kommen eher Kindergärten, Grundschulen oder sogar die Größeren?

Bob Ziegenbalg: Ausverkauft sind mittlerweile alle vier Vorstellungen der "Königin der Farben", nur für den Freitag um 9.30 Uhr sind für die deutschsprachige Vorstellung noch 20 Karten zu haben. Und die Mischung ist bei den Gruppen ganz interessant: Die École biculturelle aus dem französischen Spichern kommt zu den deutschsprachigen Vorstellungen, die École française aus Saarbrücken kommt zu einer französischen Vorstellung. Und ansonsten Kindergärten aus Saarbrücken, aus anderen Teilen des Saarlandes und ein Kindergarten aus Pirmasens. Die kommen also alle zur "Königin der Farben", die ja ab 4 Jahren ist. Bei "Adieu Benjamin", das ab 9 Jahren ist, liegt der Fall anders. Da sind die Vorstellungen am Wochenende, nachmittags bzw. abends. Und um die Themen "Tod" und "Sterben" machen ja viele Erwachsene einen großen Bogen, insbesondere wenn es um Kindertheater geht. Das ist an sich schon schade und bedauerlich, aber in diesem Fall doppelt, denn "Adieu, Benjamin" ist einer der schönsten, berührendsten und auch komischsten Kinderstücke, die ich je gesehen habe. Da gibt es noch Karten, und wer nicht kommt, verpasst wirklich was.

Eine sinnvolle Neuerung im saarländischen Schulgesetz ist, dass an den neuen Gemeinschaftsschulen in jedem Fall wenigstens zwei Wochenstunden Französisch gelehrt werden müssen - auch wenn die Kinder Englisch als erste Fremdsprache wählen. War das mit ausschlaggebend für Sie, diese französischen Theatertage zu installieren?

Bob Ziegenbalg: Ehrlich gesagt wussten wir bis vor kurzem gar nichts von dieser Neuerung. Unsere Planung für diese französische Theaterwoche begann vor etwa einem Jahr. Und das war schon knapp, wenn man sich den Tourneeplan der Compagnie les Voisins anschaut, die z.B. nächstes Jahr im Sommer in New York und Toronto spielen werden. Als wir in der Planung waren, war also die Gemeinschaftsschule auch noch in der Planung.

Es soll nicht bei dieser einen Woche bleiben. "Couleurs" soll zur festen Einrichtung werden, künftig jährlich stattfinden. Wie ist das gedacht? So viele zweisprachige Theatergruppen wird es nicht geben. Machen Sie einfach mit "Les Voisins" weiter?

Bob Ziegenbalg: Es wird keine Voraussetzung sein, dass eine Gruppe ihre Stücke Deutsch und Französisch aufführen kann. Dies hat sich in diesem Fall und bei der Premiere von "Couleurs" jetzt einfach so ergeben durch die Bekanntschaft mit der "Compagnie les Voisins". Das Programm wird vielleicht schon im nächsten Jahr rein französischsprachig sein. Schön wäre auch ein Stück, das zweisprachig ist. Und dann würden wir auch gerne im nächsten Jahr - mit der Unterstützung der Landeshauptstadt - zwei Gruppen einladen und dann vielleicht langsam weiter wachsen.

Es gibt in Saarbrücken die freie Theater-Compagnie Lion, die auch schon mal ihre Stücke auf Französisch anbietet. Haben Sie da mal an eine Zusammenarbeit gedacht? Oder holt man sich nicht gern die Konkurrenz ins Haus?

Bob Ziegenbalg: Eine Zusammenarbeit ist durchaus denkbar, aber nicht bei "Couleurs". Mit Konkurrenz hat das aber nichts zu tun, sondern mit Nähe. Bei "Couleurs" möchten wir Produktionen und Gruppen einladen, die nicht aus dem direkten Umkreis kommen. Inszenierungen, die sowieso in Saarbrücken oder im Saarland gezeigt werden, finde ich für diese Veranstaltungsreihe nicht so spannend.

Info: Das Festival Coleurs findet von 27. bis 29. September statt. Karten unter Telefon (06 81) 9 58 28 30.

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