Wer hat Knut J. erschlagen?

Saarbrücken. Im Terrassen-Mord von Klarenthal stehen die Richter des Landgerichts vor einer Mammutaufgabe. An vorerst neun Prozesstagen wollen sie bis Monatsende klären, wer in der Nacht zum 1. Oktober 2009 den auf der Terrasse schlafenden Knut J. (47) mit einer Axt erschlagen hat

 Im Prozess um den Klarenthaler Terrassenmord erschien die Angeklagte gestern vermummt. Die Anklage gegen sie stützt sich auf Indizien. Foto: Becker & Bredel

Im Prozess um den Klarenthaler Terrassenmord erschien die Angeklagte gestern vermummt. Die Anklage gegen sie stützt sich auf Indizien. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Im Terrassen-Mord von Klarenthal stehen die Richter des Landgerichts vor einer Mammutaufgabe. An vorerst neun Prozesstagen wollen sie bis Monatsende klären, wer in der Nacht zum 1. Oktober 2009 den auf der Terrasse schlafenden Knut J. (47) mit einer Axt erschlagen hat. War es die 31-Jahre alte Lebensgefährtin, weil sie als Alleinerbin an Geld und Haus des Mannes kommen wollte? Davon sind die Ermittler rund um den Oberstaatsanwalt überzeugt, der von heimtückischem Mord aus Habgier ausgeht. Die Angeklagte weist dies zurück. Die Beweislage gegen sie ist eher dünn, die Vorwürfe stützen sich maßgeblich auf Indizien.

Aber vielleicht bringt die mündliche Verhandlung ja neue Erkenntnisse. Dort werden nun sämtliche Indizien und mögliche Zeugenaussagen auch zum bisherigen Leben der Frau abgearbeitet. Die Angeklagte schweigt vor Gericht zu alledem. Hauptzeugin des ersten Prozesstages war deshalb gestern die Mutter der Frau. Sie stand mehr als vier Stunden Rede und Antwort. Dabei sagte sie über ihre zweifach geschiedene Tochter, die zur Tatzeit mit ihren beiden Söhnen in einem Einfamilienhaus in Klarenthal von Hartz IV lebte: "Sie ist temperamentvoll, aber gerecht. Sie ist eine gute Mutter, ein guter Kamerad, ein guter Freund. Und gewalttätig war sie nie." Ihr größter Wunsch sei "immer eine richtige Familie gewesen. Und das mit Knut war es, das hat gepasst." Daran hätten auch eventuelle Seitensprünge nichts geändert. Knut und ihre Tochter hätten im Mai heiraten und davor gemeinsam nach Saargemünd ziehen wollen. Der Umzug sei für den 1. Oktober geplant gewesen. Zuvor hätten sie in Klarenthal schon alles gepackt, alles sauber gemacht. Dann hätten sie sich am Vorabend des Umzugs in aller Ruhe auf die Terrasse gelegt, ein Glas Sekt getrunken. Die Tochter sei dann rein zum Schlafen, Knut sei noch draußen geblieben, weil es ihm dort gut gefallen habe.

Am nächsten Morgen war der Mann tot, ihm war der Schädel eingeschlagen worden. Insgesamt sechs Hiebe mit einer Axt hatten ihn getroffen. Die am Abend zuvor bereits für den Umzug verpackte Axt fand sich anschließend auf der Terrasse. Auf seiner Liege lag der tote Mann, mit dem Kopf auf dem Kopfkissen und großteils mit Bettzeug zugedeckt. An dem einen Fuß hatte er eine Sandale, die von dem anderen Fuß lag auf der Liege. Es sah irgendwie so auf, als habe der Täter oder die Täterin versucht, aufzuräumen oder Spuren zu ändern. Hinweise auf einen Einbruch gab es nicht, aber Blutspuren des Opfers im Haus. Ein fremder Täter schien damit auszuscheiden. Daraufhin geriet die 31-jährige Frau ins Visier der Ermittler. Und gestützt auf eine Reihe von Indizien erhob der Oberstaatsanwalt Anklage wegen Mordes.

Ob diese Indizienkette am Ende eine Verurteilung tragen kann, ist fraglich. Als eine Art Vorentscheidung zugunsten der Angeklagten könnte deren Entlassung aus der Untersuchungshaft im Vorfeld des Prozesses gewertet werden. Rund viereinhalb Monate hatte sie in Haft gesessen, bevor die Richter Ende April den Haftbefehl aufhoben. "Sie ist eine gute Mutter, ein guter Kamerad, ein guter Freund. Und gewalttätig war sie nie."

Die Mutter der Angeklagten über

ihre Tochter

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