Wenn Mitarbeiter depressiv werden

Orscholz · Die ZF Friedrichshafen AG startet gemeinsam mit ihrer Betriebskrankenkasse (BKK ZF) eine Kooperation mit dem Gesundheits- und Reha-Zentrum Saarschleife in Orscholz. Im Vordergrund steht, depressive Erkrankungen der Mitarbeiter zu behandeln oder ihnen vorzubeugen.

 Die Kooperationsverantwortlichen Bernd Baumbach (von links), Bernd Bleuel, Rebecca Philipsenburg, Birgit Sailer, Eva Schuh, Frank Becker, Juliane Schmidt, Oliver Rupp, Gabriele Rauscher, Dr. Martina Opitz. Foto: Anja Platte

Die Kooperationsverantwortlichen Bernd Baumbach (von links), Bernd Bleuel, Rebecca Philipsenburg, Birgit Sailer, Eva Schuh, Frank Becker, Juliane Schmidt, Oliver Rupp, Gabriele Rauscher, Dr. Martina Opitz. Foto: Anja Platte

Foto: Anja Platte

Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung erhalten 80 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen zufolge im Saarland keine angemessene Therapie. Somit hat nur jeder Fünfte die Chance auf eine gute Behandlung. Die saarländische Quote ist dabei die schlechteste in Deutschland laut der Studie.

Psychische und psychosomatische Erkrankungen sind in Deutschland mittlerweile Hauptursache für eine Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit. Ein Problem sei es, zeitnah einen Therapieplatz zu bekommen. "Wartezeiten von bis zu sechs Monaten sind mittlerweile an der Tagesordnung", so berichtet Oliver Rupp, Leiter des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der ZF am Standort Saarbrücken.

Die Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiter liegt im Fokus des betrieblichen Gesundheitsmanagements bei ZF. Um lange Wartezeiten auf Therapieplätze zu verhindern und den Beschäftigten rasch zu helfen, hat das Unternehmen mit ihrer Betriebskrankenkasse ein spezielles Versorgungsmodell entwickelt, welches den betroffenen Beschäftigten einen Beratungstermin beim Experten, mit anschließendem Behandlungsbeginn innerhalb von 14 Tagen, garantiert.

Erster Vertragspartner ist das Gesundheits- und Reha-Zentrum Saarschleife, welches erfahrene Psychiater und Psychotherapeuten mit dem Schwerpunkt zur Behandlung von psychischen Störungen wie Psychische Belastungen bei Depressionen , Ängsten und Lebenskrisen , speziell für die ZF-Mitarbeiter und die BKK ZF Versicherten zur Verfügung stellt. Oftmals reicht eine psychotherapeutische Kurzintervention von bis zu acht Stunden aus, deren Kosten von der Kasse übernommen werden.

"Gerade in Lebenskrisen bringt es Einiges, wenn man als Betroffener frühzeitig die Möglichkeit hat, zusammen mit erfahrenen Psychologen das eigene Erleben bewusst wahrzunehmen und für sich Lösungen zu finden", sagt Dr. H.-P. Weber, der Chefarzt der psychotherapeutischen Abteilung des Gesundheits-und Reha-Zentrums Saarschleife.

Ziel dieses Kooperationsvertrages ist es, die Lebensqualität der betroffenen ZF-Beschäftigten zu verbessern. Dies wird unter anderem damit erreicht, indem längerfristige Arbeitsunfähigkeitszeiten vermieden werden und die baldige Rückkehr ins Berufsleben möglich ist. Denn der Arbeitsplatz stellt einen wichtigen Faktor für den Erkrankten dar. Er stärkt seine Selbstwertschätzung und die soziale Einbindung.

"Psychische Erkrankungen neigen zur Chronifizierung, sodass eine frühe Behandlung der entscheidende Faktor für die Genesung ist" betont Dr. Martina Opitz, leitende Werksärztin der ZF am Standort Saarbrücken. Für die ZF ist die frühzeitige Prävention ein wichtiger Punkt. Dabei werden die ZF Führungskräfte innerhalb des betrieblichen Gesundheitsmanagements in Schulungen zum Thema psychische Gesundheit sensibilisiert. Dabei geht es um die Befähigung, sich und Beschäftigten eine ausgewogene Work-Life-Balance zu ermöglichen.

Auch Führungskräften könne etwas auffallen, sagt Dr. Opitz. "Wenn sich etwa ein bislang besonders engagierter Mitarbeiter zurückzieht oder eine auffällige Verhaltensweise zeigt, sollten die Führungskräfte hellhörig werden und einen Kontakt mit dem Werksarzt vorschlagen. Alternativ kann er sich auch an die ZF- Sozialberatung wenden, welche den Mitarbeitern kostenfrei als weiterer Ansprechpartner zur Verfügung steht". Sie verweisen gleichfalls auf die bestehenden Programme oder Kooperationen, die die ZF anbietet.

Gesundheitsthemen haben auch bei der Arbeit des Betriebsrates an Bedeutung gewonnen. "Bis vor zehn Jahren hat sich die Arbeit des Betriebsrates im Bereich Gesundheit eher um Arbeitssicherheit gedreht", sagt Wolfgang Schuler, Betriebsratsvorsitzender der ZF am Standort Saarbrücken. "Oftmals kämen die Mitarbeiter zum Betriebsrat und klagten über gesundheitliche Probleme und seelische Not. Da sei es wichtig, dass es auch Ansprechpartner im Betrieb und maßgeschneiderte Programme gibt."

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