Saarbrücker erklärt Snapchat Wenn Handyverbot zum Albtraum wird

Saarbrücken · Snapchat ist bei Schülern beliebt wie keine andere mobile Anwendung. Kaum ein Erwachsener weiß, warum. Der Saarbrücker Jan-Luca Pfeiffer liefert ihnen mit „ Snapmentor“ die Antwort.

 Der 15-jährige Jan-Luca Pfeiffer aus Saarbrücken hat im April eine Snapchat-Anleitung für verzweifelte Eltern und ratlose Unternehmen herausgebracht.

Der 15-jährige Jan-Luca Pfeiffer aus Saarbrücken hat im April eine Snapchat-Anleitung für verzweifelte Eltern und ratlose Unternehmen herausgebracht.

Foto: Rich Serra

App öffnen, Foto machen, Filter drüber, abschicken, fertig. Eigentlich einfach. Findet zumindest der 15-jährige Jan-Luca Pfeiffer. Für viele Erwachsene hingegen ist das soziale Netzwerk Snapchat ein unlösbares Rätsel. Was ist der Reiz der Anwendung, über die Millionen Nutzer Bilder und Videos verschicken? Warum werden diese nach einigen Sekunden wieder gelöscht? Und was sind bitte "Storys", "Streaks" und "Snaps"?

Um diese Fragen zu beantworten, schrieb Jan-Luca das Buch "Snapmentor". Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Eltern und Unternehmen. Der Schüler des Saarbrücker Willi-Graf-Gymnasiums nutzt die Anwendung, die seit 2011 auf dem Markt ist, seit etwa anderthalb Jahren. Eine halbe bis eine Stunde am Tag. Drei Monate lang tüftelte er an dem Inhalt. "Der Buchladen" sowie Bock & Seip haben das Werk seit dem 10. April im Angebot.

"Snapchat ist das Facebook der Jugend", sagt Jan-Luca. Bei Facebook muss man mittlerweile Angst haben, dass die eigenen Eltern einem eine Freundschaftsanfrage schicken, sagt der 15-Jährige. Da der Snapchat-Nutzer bei der Anmeldung nicht verpflichtet ist, seinen wirklichen Namen anzugeben, ist diese Gefahr bei Snapchat gebannt. "Außerdem geht es bei der App nicht darum, alle fünf Minuten irgendeinen Blödsinn zu posten", sagt er. Wie das bei anderen sozialen Netzwerken sei. Einzigartige Momente, wie Kurzurlaube, Konzerte, Ausflüge, stünden im Vordergrund.

Was Snapchat eindeutig von anderen Netzwerken wie Facebook und Instagram unterscheidet, ist, dass die versendeten Bilder für die Empfänger nur für eine bestimmte Zeit zu sehen sind. "Verschickt man ein Foto im Chat, ist es zehn Sekunden lang zu sehen. Verschickt man eine Story, steht sie den Empfängern 24 Stunden lang zur Verfügung", erklärt Jan-Luca. Natürlich bestehe die Möglichkeit, einen "Screenshot", zu deutsch Bildschirmfoto, zu machen. "Das ist aber uncool", sagt er. Wer das häufiger macht, wird aus der Verteilerliste gestrichen, bekomme keine "Snaps" - Fotos - mehr. Suchtpotenzial bieten die sogenannten "Streaks". Wenn ein Nutzer mindestens einmal am Tag mit einer anderen Person Bilder austauscht, zählt Snapchat diese Tage mit. "Ziel ist es, eine möglichst hohe Zahl zu erreichen", sagt der Snapchat-Profi. Ist einer der Nutzer an einem Tag nicht aktiv, wird der hart erarbeitete Verlauf gelöscht. "Deshalb ist es besonders schlimm, wenn Eltern Handyverbot erteilen. Das ist die Höchststrafe", sagt Jan-Luca.

Die Nutzer schicken sich bei Snapchat aber nicht nur gegenseitig Fotos. "Besonders wichtig ist, dass der Nutzer Prominenten folgen kann, private Einblicke bekommt", sagt der Saarbrücker. Im Bereich "Discover" können sich die Nutzer außerdem durch redaktionelle Inhalte navigieren. Jeder Anbieter kann dort bis zu sechs Geschichten bereitstellen. Getreu dem Snapchat-Prinzip werden alle Artikel nach 24 Stunden wieder gelöscht.

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Gegründet wurde Snapchat im September 2011 von Evan Spiegel und Robert "Bobby" Murphy. Spiegel startete die Anwendung ursprünglich als Kursprojekt während seines Produktdesign-Studiums in Stanford. 2012 verließ Spiegel die Universität ohne Abschluss, um sich auf Snapchat zu konzentrieren. Vor kurzem ging der Gründer, der erst 26 Jahre alt ist, mit seinem jungen Unternehmen an die Börse. Spiegel gehört zu den jüngsten Milliardären der Welt. Der Name Snapchat setzt sich aus den Wörtern Schnappschuss (Snap) und Unterhaltung (Chat) zusammen.

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