Wenn einer plötzlich ein Rad ab hat

St Wendel · Bei strahlendem Sonnenschein ging am zweiten Tag der Mountainbike-Europameisterschaft der Team-Wettbewerb über die Bühne. Am Ende durfte auch die deutsche Mannschaft mit der Sonne um die Wette strahlen.

 Erste Ernte eingefahren: Tobias Eise sicherte sich im Team-Rennen mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille.Foto: B&K

Erste Ernte eingefahren: Tobias Eise sicherte sich im Team-Rennen mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille.Foto: B&K

Foto: B&K

Eine halbe Stunde noch, dann startet der zweite Tag bei der Mountainbike-Europameisterschaft in St. Wendel so richtig durch. Bis jetzt geht es auf dem Gelände am Sportzentrum noch eher beschaulich zu. Gerade ist St. Wendels Bürgermeister Klaus Bouillon am Spielfeld im Stadion eingetroffen - natürlich, wie es sich gehört, auf einem Drahtesel.

Auf dem grünen Rasen reiht sich ein kleines Zelt an das andere. Unter den Dächern, geschützt vor der brennenden Sonne am strahlend blauen Himmel, bereiten sich die Athleten akribisch auf ihren Start im Team-Wettbewerb vor. Bevor es auf dem 7,4 Kilometer langen Kurs richtig zur Sache geht, will der muskelbepackte Körper schließlich auf Betriebstemperatur gebracht werden. Die meisten Fahrer strampeln noch auf der "Rolle", einige davon bei entspannender Musik aus dem Kopfhörer. Andere drehen mit ihrem Bike noch ein paar Runden auf dem Rasen und ziehen immer mal wieder einen kurzen Sprint an, um bestens gerüstet in den Kampf mit der Strecke und mit der Hitze ziehen zu können.

Und dann ist es soweit: Um 14.55 erfolgt der letzte Aufruf für die Fahrer, fünf Minuten später geht es los. Für Ben Zwiehoff aus Essen, der als Erster für das deutsche Team auf die Strecke geht, läuft es zunächst blendend. Der U23-Fahrer reiht sich nach der ersten Zwischenzeit hinter dem Schweden Emil Lindgren auf Rang zwei ein und scheint auf dem besten Wege, seinen Kollegen eine glänzende Ausgangslage zu verschaffen. Doch dann passiert es: Auf dem harten Untergrund verabschiedet sich plötzlich das Hinterrad. "Ich habe eine Wurzel voll erwischt, das Rad ist rausgesprungen. Ich musste erst anhalten und es wieder reinfummeln", berichtet Zwiehoff. "Das hat natürlich Zeit gekostet. Es hat aber trotzdem Bock gemacht."

Erste Team-Medaille seit 2004

Zumal der Spaß aus deutscher Sicht trotz dieses Missgeschicks nicht gänzlich verloren ging. Tobias Eise kämpfte das Team wieder nach vorne, danach war es Helen Grobert (Remetschwiel), die in ihrem ersten Staffelrennen für Deutschland mit einer bravourösen Leistung die Chance auf eine Medaille aufrechterhielt. "Ich habe es gestern erst erfahren, dass ich heute fahren darf", sagte die Debütantin. "Das ist für mich eine große Ehre. Ich bin stolz, dass ich nominiert wurde." Und am Ende durfte sich Grobert sogar gleich über ihr erstes Edelmetall freuen. Denn Schlussfahrer Moritz Milatz krönte seine furiose Aufholjagd und überquerte als Zweiter hinter Sieger Frankreich die Ziellinie - es war die erste deutsche Team-Medaille seit 2004, auch damals hatte es Silber gegeben.

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