Wenn der Notarzt nicht kommt

Saarbrücken · Während in Gemeinden anderer Bundesländer teilweise während der Hälfte der Dienstzeit bereits ein Notarzt fehlt, sind die Notarztstandorte im Saarland 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr besetzt – noch.

 Im Saarland derzeit noch einsatzbereit: Ein Notarzt in seinem Fahrzeug. Foto: Rolf Ruppenthal

Im Saarland derzeit noch einsatzbereit: Ein Notarzt in seinem Fahrzeug. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Geht ein Notruf in der Rettungsleitstelle Saarland auf dem Saarbrücker Winterberg ein, soll es nicht länger als zwölf Minuten dauern, bis qualifizierte Hilfe beim Patienten vor Ort eintrifft. Im Saarland trifft das in 82,4 Prozent der Fälle zu (wir berichteten). In schwerwiegenden Fällen braucht es oft zusätzlich zu den Rettungsassistenten einen Notarzt, der die Unfallopfer oder Kranken versorgt. Im Saarland gab es in den vergangenen Jahren keinen einzigen Tag, an dem die Versorgung durch einen Notarzt nicht abgesichert gewesen wäre. Das sagen Lukas Hoor, Sprecher vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Saar und Dr. Thomas Schlechtriemen, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes des Saarlandes.

Während die Zahl niedergelassener Landärzte immer weiter sinke, stehe das Saarland bei der notärztlichen Versorgung sehr gut da, so Hoor. "Darauf sind wir sehr stolz", sagt auch Schlechtriemen. In Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg gebe es hingegen teils große Engpässe. Laut einer Nachrichtenagenturmeldung fehlte etwa in Remagen 2013 für fast die Hälfte der Dienstzeit ein Arzt mit der entsprechenden Zusatzqualifikation "Fachkundenachweis Rettungsdienst". Notärzte aus den umliegenden Städten mussten einspringen.

Im Saarland gibt es 14 Notarztstandorte. Die Ärzte werden hier ausschließlich von den insgesamt 20 Krankenhäusern gestellt, für die das ZRF zuständig ist - und nicht etwa von Privatpraxen. In Völklingen, Neunkirchen und Saarlouis setzen jeweils zwei beziehungsweise drei Krankenhäuser abwechselnd einen Notarzt ein.

Die gute Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern ist nach Angaben von Hoor ein Hauptgrund dafür, dass es im Saarland keinen Notarztmangel gibt. "Weil sie im Saarland einheitlich nach Tarif bezahlt werden, gibt es gerade unter den Honorarkräften, die vor allem kleinere Krankenhäuser nachts heranziehen, keine Konkurrenzsituation." Die Ärzte suchten sich hierzulande demnach auch nicht - wie in anderen Bundesländern - über sogenannte Notarzt-Börsen den bestbezahlten Job aus. In anderen Bundesländern droht dadurch bereits die Gefahr, dass einige Gegenden unbesetzt bleiben, da sich die Ärzte über die Börse den besser bezahlten Job in einem städtischen statt in einem ländlichen Krankenhaus aussuchen. "Noch konnten wir es verhindern, solche Börsen im Saarland aufkommen zu lassen", berichtet Schlechtriemen. "Aber noch ist die Versorgung durch die Notärzte ja auch gesichert."

Hoor und Schlechtriemen sind sich darin einig, dass das so nicht bleiben wird. Der Ärztemangel in den Krankenhäusern mache sich auch bei den Notärzten mittelfristig bemerkbar, so Hoor. "Je weniger es gibt, desto wählerischer können die Ärzte sein", sagt Schlechtriemen. "Wenn es uns nicht gelingt, dadurch aufkommende Börsen aus dem Land zu halten, explodieren die Preise." Das sei nicht gut für die Krankenkassen, die die Einsätze zahlen, und erst recht nicht für die Beitragszahler. Derzeit bekommt ein Notarzt pro Dienst mehrere hundert Euro.

Der Druck aus Rheinland-Pfalz, wo Notärzte übertariflich bezahlt werden, sei schon jetzt in den Grenzgebieten spürbar. Einige Ärzte könnten abwandern. "Wir leben definitiv nicht auf einer Insel der Glückseligen", so Schlechtriemen.

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