Wenn der Kunst die Unbefangenheit geraubt wurde

Saarbrücken · Als nahezu unerschöpflich erwies sich das Thema „Freiheit der Kunst nach den Anschlägen auf ,Charlie Hebdo'“. Roland Mönig moderierte die Diskussion am Mittwoch im Saarlandmuseum.

Wie steht es um die Freiheit der Kunst nach den Attentaten auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo "? Eine Frage, auf die sich nicht einfach eine Antwort finden lässt. Darüber diskutiert haben am Mittwoch im Saarlandmuseum Gabriele Langendorf , Rektorin der Hochschule der Bildenden Künste Saar und Professorin für Malerei und Zeichnung, Sigrid Ruby, Professorin am Institut für Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes , und Matthias Winzen, Professor für Kunstgeschichte an der saarländischen Kunsthochschule.

Roland Mönig, Direktor des Saarlandmuseums, eröffnete als Moderator die Diskussion mit einem Zitat des Kunsthistorikers Horst Bredekamp: Der Anschlag auf "Charlie Hebdo " habe unsere Seelen verändert und der Kunst die Unbefangenheit genommen. Sigrid Ruby schlug den Bogen von der Kunst als Teil der Freiheit zu den aktuellen Zerstörungen von Kunstwerken durch den "Islamischen Staat", den IS. Gleichzeitig mahnte sie, dass auch in unserem Kulturkreis Kunst zerstört wurde, angefangen im Bildersturm des 16. Jahrhunderts bis hin zur Diffamierung der modernen Kunst im Dritten Reich. Für Gabriele Langendorf war noch nicht abzusehen, inwiefern die Anschläge auf "Charlie Hebdo " die Kunst verändern werden. "Das wird sich wohl erst längerfristig zeigen", sagte sie. Gleichzeitig stellte sie aber fest, dass Kunststudierende heute nicht mehr so unbefangen an die Kunst herangehen, wie das noch zu ihrer Studienzeit möglich war. Matthias Winzen machte für die Zerstörung von Kunstwerken durch den IS auch die Massenmedien verantwortlich. "Sie benutzen die Bilder von der Zerstörung von Bildwerken, und die Weltpresse macht sich zum Handlanger der Terroristen. Das funktioniert nur, weil alle mitmachen." Damit stellte er aber auch den heutigen Bilderkonsum an den Pranger, und "dass über Bilder nicht mehr genug nachgedacht wird".

Das Thema der Freiheit der Kunst zeigte sich an diesem Abend als unerschöpflich. Und während auch laut nachgedacht wurde, dass Kunst heute in Freiheit existieren darf, aber gleichzeitig ins "Getto Museum" abgeschoben werde, wurde auch thematisiert, dass die Kunst zu sehr vom wirtschaftlichen Denken geprägt sei. Das Schlusswort hatte Matthias Winzen, der sagte: "Als Kunstoptimist sehe ich Kunst als nachwachsende Ressource."

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