Wenn das Licht nicht mehr von oben kommt

Saarbrücken · Weniger Licht für Saarbrücken, hieß es vor dem Wintereinbruch. Die Stadt sparte an der Beleuchtung. Doch sie kümmerte sich auch darum, dass es am Abend von anderer Seite hell wird. Indem sie Einzelhändler um mehr Licht von den Schaufenstern bat.

Noch vor dem vergangenen Winter dimmte die Verwaltung das Licht in der Stadt, um Geld zu sparen. Besonders die Beleuchtung vor 22 Uhr ist seither davon betroffen. Denn bis zu dieser Uhrzeit gab es zuvor eine volle Beleuchtung, die ab 22 Uhr in eine Abendschaltung überging. Diese wurde jedoch abgeschafft. Bedeutet: Bei alten Leuchten wurde jede zweite abgeschaltet. Nur bei neueren, die sich regulieren lassen, fährt die Beleuchtung am späten Abend auf eine geringere Wattzahl herunter.

Nun wurde bekannt, dass die Stadt im November in einer Mitteilung an Einzelhändler appellierte, insbesondere in der dunklen Jahreszeit ihre Schaufenster mindestens bis 22 Uhr zu beleuchten - also in der Zeit, in der die Stadt am Licht spart. "Manche Geschäfte" schalteten das Licht "relativ früh und komplett" aus, wodurch "die Straßen dunkler" sind "als sie es sein müssten", schreibt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz in dem Brief. Um welche Geschäfte und Straßen es sich konkret handele, wollte die Stadt auf Anfrage nicht nennen. Es ginge um die Innenstadt, also Bahnhofstraße, Kaiserviertel und St. Johanner Markt, sagt Pressereferent Robert Mertes.

Die Stadtverwaltung, die für das Licht im öffentlichem Raum zuständig ist, wolle mit den beleuchteten Schaufenstern mehr Aufenthaltsqualität schaffen und auch das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung stärken", schreibt Mertes. Diese Einschätzung teilten die Gewerbetreibenden. "Lediglich in einem Fall hat eine Geschäftsinhaberin mit Unverständnis reagiert."

Mehrere Einzelhändler teilten auf Nachfrage der SZ mit, dass sie bereits vor der Mitteilung der Stadt bis 22 Uhr ihre Schaufenster beleuchteten. In erster Linie tun sie dies jedoch aus eigenem Nutzen, und zwar um spät am Abend noch Stadtbesucher zum Schaufensterbummel zu bewegen. Der Buchhandel Bock & Seip in der Futterstraße könne zum Beispiel wartende Kinobesucher anlocken, berichtet Chefin Dörte Heinrich. Außerdem gebe es keine dunklen Ecken, wenn Beleuchtung da sei. Für eine ausreichende Beleuchtung sollte die Stadt sorgen, damit sich Bürger am Abend sicher fühlen, teilt Norbert Kohlen vom Sporthaus Kohlen in der Sulzbachstraße mit. In der Kaltenbachstraße reicht das Licht der Stadt nach Ansicht von Munir Gassim, Inhaber von Loup, offenbar nicht. Er lasse die Beleuchtung "die halbe Nacht" an. "Die Ecke ist viel zu dunkel und würde sonst nur zur Selbstbedienung einladen." Leder Spahn beleuchte seine Fenster in der Bahnhofstraße bis 22.30 beziehungsweise 23 Uhr, bis etwa 15 Minuten nach Ende der Kinovorstellungen und schalte danach eine energiesparende Grundbeleuchtung ein, sagt Geschäftsführer Michael Genth. An der Verkehrssicherungspflicht der Stadt zweifelt er nicht. Zuvor habe es sogar zu viele Lampen in der Stadt gegeben. Er findet: "Für ein besseres Ambiente kann man auch gemeinsam sorgen."

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