Wenn Armut krank macht

Saarbrücken · Arme Menschen können Zuzahlungen zum Krankenhausaufenthalt, für Brillen, Kuren und bestimmte Medikamente oft nicht leisten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Saarländischen Armutskonferenz.

 Wenn das letzte Geld für Essen draufgeht, muss die Gesundheit oft zurückstehen. Foto: dpa

Wenn das letzte Geld für Essen draufgeht, muss die Gesundheit oft zurückstehen. Foto: dpa

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Vielen armen Menschen im Saarland geht es nicht gut. Zahnersatz, Brillen , Krankenhausaufenthalte oder Zuzahlungen für Medikamente können sie sich oft nicht leisten. Das ergab die jüngste Umfrage der Saarländischen Armutskonferenz. Deshalb fordert der Verein, dass Arme zu Medikamenten, die ihnen der Arzt als notwendig verordnet hat, nichts zahlen müssen.

An der Umfrage nahmen 60 Betroffene teil. 35 Prozent der Befragten nennen ihren Gesundheitszustand schlecht. Jeder Dritte hatte schon konkrete Selbstmordgedanken. Im Durchschnitt seien über 24 Euro für Medikamente im Monat selbst zu zahlen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, Gesundheitsleistungen wie Zahnersatz, Brillen und Zuzahlungen zu Kuren nicht bezahlen zu können.

Die Aussagen dieser relativ kleinen Gruppe hält Wolfgang Edlinger, Vorsitzender der Armutskonferenz, für sehr wichtig. In der Saarbrücker Wärmestube sei er jedes Jahr mit acht bis zehn Todesfällen konfrontiert. Das Hauptproblem liege darin, dass sich die Armen keine Gesundheitsvorsorge leisten können. Krankheiten oder Verletzungen verschleppten sie dann, bis es manchmal zu spät sei.

Alleinstehende gelten in Deutschland als arm, wenn sie weniger als 917 Euro im Monat zur Verfügung haben. Die Armutsquote im Saarland liegt momentan bei 17,5 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt von 15,4 Prozent. Doch jenseits von Zahlen will die Saarländische Armutskonferenz zeigen, wie es den Armen im Saarland wirklich geht.

Den Armuts- und Reichtumsbericht der Landesregierung will der Verein spätestens Anfang des kommenden Jahres mit einem "Schattenbericht" ergänzen. Darin erzählen von Armut Betroffene von ihren Ängsten und Wünschen. "Nur mit diesen persönlichen Berichten finden wir heraus, wo gehandelt werden muss. Wie der Alltag der Betroffenen aussieht, ist in der Öffentlichkeit bisher noch nicht angekommen", kritisiert Edlinger. Um darauf aufmerksam zu machen, hat die Armutskonferenz einen Film gedreht. Darin erzählen acht Menschen, wie sie sich durch den Alltag kämpfen. Der Film "Leben trotz Armut" läuft am Freitag, 13. Mai, um 19 Uhr im Saarbrücker Kino Achteinhalb .

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