Weniger Plätze, bessere Geräte

Saarbrücken · Das Amt für Grünanlagen will im Bezirk Mitte sechs Kinderspielplätze aufgeben. Grund ist das harte Spardiktat der Kommunalaufsicht. Immerhin sollen die meisten Flächen für die Erholung erhalten bleiben.

Nichts ist so schlimm, dass man ihm nicht auch eine gute Seite abgewinnen kann. Wenn etwa die Stadt unter dem Druck ihrer Verschuldung von der Kommunalaufsicht gezwungen ist, Spielplätze zu schließen, um dadurch (so die Annahme von Gutachtern) fast 300 000 Euro im Jahr zu sparen (SZ vom 16. April), dann wird auch der fürsorgliche Aufwand für die Verkehrssicherung geringer.

Carmen Dams, die Leiterin des Amtes für Grünanlagen, schilderte im Bezirksrat Mitte, dass sie für die Sicherheit jedes Spielgerätes "den Kopf hinhalten" müsse, falls etwas passiere. Im Herbst und Winter seien allerorten die Schaukeln abgebaut und aufbereitet worden, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. Unter diesem Gesichtspunkt sei es erstrebenswert, eher weniger Spielplätze mit tendenziell besserem Gerät anzubieten.

Die Amtsleiterin rechnete vor, dass die Stadt die Spielgeräte und Wege auf den Plätzen nach zehn Jahren abschreibe. Bei den zur Verfügung stehenden Mitteln könne man die vorhandenen 116 öffentlichen Spiel- und Bolzplätze aber nur alle 25 Jahre instand setzen. Bereits das Freiraum-Entwicklungsprogramm, 2007 vorgestellt, habe die Notwendigkeit aufgezeigt, Grün- und Freiflächen dem Bedarf der Bevölkerung anzupassen.

Der Bezirksrat Mitte war dennoch nicht sehr angetan vom Plan der Verwaltung, in der gesamten Stadt insgesamt 13 Plätze aufzugeben. Im besonders tangierten Bereich Mitte sind dies die Spielplätze in der Willi-Graf-Straße, am Trarbacher Platz, in der Geißlerstraße, der Dellengartenstraße, der Graf-Simon-Straße und der Memeler Straße. Hinzu kommt der Bolzplatz am früheren Abenteuerspielplatz Folsterhöhe. Sie wurden ausgewählt, weil sie eher wenig genutzt werden, weil in der Umgebung eine andere Spielmöglichkeit besteht oder weil in dem Gebiet nicht mehr viele Kinder leben. Bis auf die Ausnahme Willi-Graf-Straße (hier soll gebaut werden) wollen die Verantwortlichen die Plätze als Grünflächen erhalten, das heißt, es bleiben Rasen, Sträucher und Sitzbänke erhalten. Aus diesem Grund sinken die Kosten auch nicht auf null, sondern werden mit 25 Prozent der ursprünglichen Kosten veranschlagt. Was den Kommunalpolitikern nicht gefiel, waren Annahmen des Gutachter-Büros Rödl & Partner über die zu erreichenden Einsparungen bei Material und Personal. Auch Dams zweifelte deren Betrachtungen an, erinnerte aber an den Spardruck, dem nicht zu entrinnen sei. Bezirksbürgermeisterin Christa Piper (SPD) bezeichnete die Streichliste als "unter den vorhandenen Maßgaben sinnvoll".

Die Mehrheit des Bezirksrates nahm die Liste zustimmend zur Kenntnis, wobei vor allem Wert darauf gelegt wurde, bei Bedarf die quasi zur Grünfläche "heruntergefahrenen" Spielplätze wieder aufzubauen. Quer durch die Parteien gab es Einwände. Entscheiden muss letztlich der Stadtrat am 7. Mai.. Gegen die beabsichtigte Schließung des Spielplatzes am Alten Mühlenweg in Bischmisheim regt sich Widerstand. Die CDU Bischmisheim erklärt in einer Pressemitteilung, dass sie gemeinsam mit Anwohnern für den Spielplatz kämpfen will und eine Unterschriftenaktion gestartet habe. Die Christdemokraten hätten sich am 16. April den Spielplatz angesehen und weisen darauf hin, dass viele Kinder dort spielen. Christel Weins, Mitglied im Vorstand der CDU Bischmisheim, kritisiert die Stadtverwaltung. Die hatte erklärt, der nächste Spielplatz sei nur 250 Meter entfernt. Bis zum Platz "Auf Gierspel" seien es aber 450 Meter, meint Weins. Um dorthin zu kommen, müssten die Kinder die viel befahrene Brebacher Straße an einer gefährlichen Kurve überqueren. Weins moniert, dass es dort weder einen Zebrastreifen noch eine Ampel gibt. Die Anwohner könnten nicht verstehen, warum die Verwaltung diesen Spielplatz aufgeben wolle. Die CDU begrüßt deshalb, dass der Bezirksrat Halberg das Aus für drei Spielplätze im Bezirk abgelehnt habe. Bis zur Sitzung des Stadtrats am 7. Mai werde der Ortsverein für den Spielplatz kämpfen. Stadtpressesprecher Thomas Blug entgegnet, im Einzugsbereich des Spielplatzes lebten weniger als 80 Kinder, genutzt werde der Platz nur wenig. "Hinzu kommt, dass es dort vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser mit Gärten zum Spielen insbesondere für die kleineren Kinder gibt", meint Blug. Für die größeren Kinder sei der 430 Meter lange Fußmarsch zum nächsten Spielplatz machbar. "Als Einzugsgebiet für einen Spielplatz gilt der Umkreis von 300 Meter Luftlinie, wohl wissend, dass der Fußweg etwas weiter sein kann", betont der Stadtpressesprecher. Ein kürzlich installiertes Spielhäuschen könne auf einem anderen Spielplatz eingesetzt werden.

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