Weniger Krankenhäuser, dafür mehr Qualität

Saarbrücken · Die Krankenhauslandschaft im Saarland müsste nach Ansicht der Techniker Krankenkasse grundlegend reformiert werden. Praxen auf dem Land sollten künftig nur noch eine Notfall-, Grund- und Regelversorgung anbieten.

 Hüft- und Kniegelenke werden in vielen saarländischen Krankenhäusern eingesetzt. Foto: bub

Hüft- und Kniegelenke werden in vielen saarländischen Krankenhäusern eingesetzt. Foto: bub

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Weniger Krankenhäuser , die sich dafür aber spezialisieren und auf diesem Weg eine bessere Qualität bieten - so lässt sich ein zentraler Punkt im neuen Positionspapier der Techniker Krankenkasse (TK) zur saarländischen Krankenhauslandschaft zusammenfassen. "Im Saarland muss der eingeschlagene Weg der vielen kleinen ‚Maximalversorger‘ beendet werden", heißt es in dem Papier. Es sei nicht nötig, dass zum Beispiel 17 der 22 Krankenhäuser im Saarland künstliche Hüft- und Kniegelenke einsetzten, sagt Jörn Simon, der Leiter der TK-Landesvertretung im Saarland mit über 86 000 Versicherten.

Derzeit gibt es 22 Krankenhäuser im Saarland mit 26 Standorten. "Wir haben bestehende Strukturen, an die sich niemand rantraut", so Simon. Die Forderung, ein Krankenhaus zu schließen, sei "politischer Selbstmord". Dabei gebe es insbesondere in den Städten eine Überversorgung, sagt Simon. Er schlägt eine neue Funktion für die Kliniken im ländlichen Raum vor: Sie sollen sich zum einen auf die Notfallversorgung sowie die Grund- und Regelversorgung (etwa Innere Medizin und Chirurgie) beschränken. Zum anderen sollen die kleineren Krankenhäuser auf dem Land stärker in die ambulante Versorgung einsteigen. Denn auf dem Land, so die TK, werde es immer schwieriger, niedergelassene Fach- und Hausärzte zu finden.

Für einen Patienten aus dem ländlichen Saarland würde das bedeuten: Benötigt er eine spezialisierte Behandlung, müsste er nach der Erstversorgung in eine größere Klinik verlegt werden. "Im Interesse der Patientensicherheit ist grundsätzlich eine optimale Behandlungsqualität höher einzuschätzen als der Wunsch nach einer wohnortnahen Versorgung in einem dünn besiedelten ländlichen Raum", so steht es im Konzept der Kasse. "Wir sind überzeugt, dass es in der einer mobilen Gesellschaft weder nötig noch bezahlbar sein wird, das nächste Krankenhaus ‚immer um die Ecke‘ vorzuhalten."

Dass das Saarland den Krankenhäusern wegen der Haushaltsnotlage immer weniger Geld für Investitionen zur Verfügung stelle, sei ein Problem, weil die Krankenhäuser dies an anderen Stellen auszugleichen versuchten: zum einen durch Einsparungen, zum anderen aber auch durch Mengenausweitungen. Im Klartext: Es wird häufiger operiert, es wird zu schnell operiert, etwa bei Rückenleiden. "Wir müssen uns bei vielen Operation viel stärker fragen: Ist das wirklich notwendig?", so Simon. Die Fallzahlen seien hierzulande auffällig hoch, das Saarland nehme unter den Flächenländern einen Spitzenwert ein. Eine Operation, die nicht nötig sei, könne qualitativ auf dem höchsten Niveau durchgeführt werden - sie bleibe dennoch überflüssig. Patienten sollen künftig deshalb verstärkt ärztliche Zweitmeinungen einholen können.

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