Weltstar öffnete Tor zur Musikwelt

Saarbrücken · Im Rahmen seiner Forschungen zur saarländischen Musikgeschichte organisiert Christoph Jakobi aus St. Ingbert am Samstag, 27. April, im Saarbrücker Casino am Staden ein Clara-Schumann-Jubiläumskonzert. Vorab erläutert er kurz den historischen Hintergrund des Ereignissses.

 Die Rolle der Clara Schumann übernimmt Andrea Wiesli (links) , die Lieder gestaltet Muriel Schwarz. Fotos: Wiesli/ Schwarzt

Die Rolle der Clara Schumann übernimmt Andrea Wiesli (links) , die Lieder gestaltet Muriel Schwarz. Fotos: Wiesli/ Schwarzt

Lange Zeit war die Gegend des heutigen Saarlands musikalisches "Entwicklungsland": Mozart kam auf seiner Paris-Reise im März 1778 wahrscheinlich durch das Saarland, ohne einen Ort auch nur in Briefen zu erwähnen. Auch Mendelssohn zog auf mindestens zwei seiner neun Reisen nach Paris durch die alte Kaiserstraße, ohne zu verweilen. Peter Cornelius hat in Wallerfangen 1853 - noch völlig unbekannt - in privatem Umfeld sein Opus 1 komponiert.

Der erste musikalische Weltstar, der im Saarland öffentlich aufgetreten ist und die Tore zur großen Musikwelt aufgestoßen hat, war eine Frau: vor 150 Jahren, am 27. April 1863, gab Clara Schumann im Saal der Casinogesellschaft (damals Wilhelm-Heinrich-Straße) in Saarbrücken ein Klavierkonzert mit Werken von Bach, Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Rameau und Scarlatti und begleitete Gesangseinlagen von Franz Schubert und Robert Schumann.

Trierer Musikliebhaberinnen hatten diese Tournee nach Trier, Luxemburg und Saarbrücken organisiert. Drei Tage nach dem Konzert hieß es in einer Kurz-Rezension der Saarbrücker Zeitung: "Der geräumige Saal des Casino war dicht besetzt und Jedermann folgte mit Spannung und Interesse dem bezaubernden Spiel der Künstlerin, die ... bei jeder Nummer des Programms den enthusiastischsten Beifall erntete und auf allseitigen Wunsch Einiges wiederholte." Mit dem damaligen Saarbrücker Musikdirektor Friedrich Gernsheim (1839-1916) spielte sie in privatem Rahmen vierhändig. Rund 40 Jahre sollten vergehen, ehe die Saargegend, zum Beispiel mit Max Reger, wieder so illustren Musiker-Besuch bekam. Den Anfang hatte Clara Schumann gemacht.

Glücklicherweise hat sich das Konzertprogramm recht genau erhalten, so dass exakt 150 Jahre später, am 27. April 2013, zur selben Stunde (um 19 Uhr), dieses für die Saargegend bedeutende historische Konzert detailgetreu erneut gegeben werden kann, wieder im Saarbrücker Casino (Casino-Restaurant am Staden, Bismarckstraße 47). Die Rolle der Clara Schumann übernimmt am Flügel die Konzertpianistin Andrea Wiesli aus Zürich, die Lieder gestaltet die Solosopranistin Muriel Schwarz aus Biel. Beide sind ein eingespieltes Team und haben auch schon im Saarland konzertiert.

Durch die rege Konzerttätigkeit der vergangenen Jahre schuf sich Andrea Wiesli einen Namen als innovative und vielseitige Musikerin und erregte das Interesse zahlreicher Stiftungen und Organisationen, die sie in ihrer Arbeit unterstützen (zuletzt Richard-Wagner-Stipendienstiftung 2013). 2011 erschien ihre Debüt-CD Poetry in music mit Werken von Schumann, Liszt, Kirchner und Huber bei Guild. Das Album erntete begeisterte Kritiken.

Muriel Schwarz ist Stipendiatin der Friedl Wald-Stiftung 2004, Preisträgerin der Professor Armin-Weltner-Stiftung 2005, des Kammermusikpreises der European Union of Music Competitions for Youth 2005 und Stipendiatin der Ernst-Göhner-Stiftung 2007.

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