Weltklasseauftritt beendete Jazz-Festival

Saarbrücken. Das Saarbrücker Jazzfestival 2012 war ein Jahrgang der Saxofonisten: Don Menza, Kenny Garrett, Ernie Watts, Eric Alexander und Vincent Herring schauten im November vorbei. Zum Epilog hatte das Jazz Syndikat nun am Freitag Jerry Bergonzi mit seinem Quartett ins Domicil Leidinger geladen

 Der US-Musiker Jerry Bergonzi begeisterte am Freitag im Domicil Leidinger die zahlreichen Besucher. Foto: Walter Gehring

Der US-Musiker Jerry Bergonzi begeisterte am Freitag im Domicil Leidinger die zahlreichen Besucher. Foto: Walter Gehring

Saarbrücken. Das Saarbrücker Jazzfestival 2012 war ein Jahrgang der Saxofonisten: Don Menza, Kenny Garrett, Ernie Watts, Eric Alexander und Vincent Herring schauten im November vorbei.

Zum Epilog hatte das Jazz Syndikat nun am Freitag Jerry Bergonzi mit seinem Quartett ins Domicil Leidinger geladen. Im randvollen Club unterstrich Bergonzi, warum er zu den Weltklasse-Leuten am Tenorsaxofon zählt. Ohne je seine eigene Note zu verleugnen, gleicht der Mann aus Massachusetts einem Chamäleon an seinem Instrument. Ob rasanteste Läufe, heftige Überblasungen oder bestechend gesangliches Balladenspiel - in allen Facetten ist er spitze. Bergonzi empfahl sich in gleichem Maße als Virtuose und Lyriker, der hier bei seinen Fantasien immer wieder überraschend weite dramaturgische Bögen spannte und unorthodoxe Wege fand.

Neben Klassikern etwa von John Coltrane und Thelonious Monk legte Bergonzi manche pfiffigen Noten aus eigener Feder auf die Pulte. Sympathisch kam rüber, dass der charmante Plauderer höchst lobende Worte für seine Begleiter fand. Völlig zu Recht, denn Bergonzi wurde förmlich von deren Swing getragen und konnte ihnen getrost auch mal die Bühne überlassen.

Kein Problem, dass er mitten im Set kurzerhand den Saal verließ, um sich draußen an der Theke ein Bier zu besorgen. Derweil übernahm die sehr gute Tine Schneider (Klavier) die Führung. Schlagzeuger Sebastian Nay (kernige Einwürfe) und Kontrabassist Sean Pentland (aufgeräumte Soli) trieben das musikalische Geschehen ohnehin abendfüllend schwung- und druckvoll voran. Als typischer Vertreter des Modern Jazz vertrat Jerry Bergonzi mit diesem Epilog exakt die Linie, die der künstlerische Leiter Wolfgang Krause für sein Festival gefunden hat. Da steht nicht nur Jazz drauf, sondern ist auch Jazz drin - und zwar ganz in der klassischen Tradition, ohne Zugeständnisse an Moden einerseits, aber auch ohne ausgeprägte Risikofreude. Der heute allerorten servierte breitentaugliche Popjazz taucht kaum auf, eben so wenig anspruchsvoller experimenteller Jazz für ein Nischenpublikum. Nun, Krauses "Mainstream" kam hervorragend an. "Verschiedene Konzerte hätte man mehrfach verkaufen können", verriet der Festivalchef im Umfeld des Konzerts. "Die Dichte an sehr guten Musikern wurde honoriert, ebenso die Mischung an Konzerten in Clubs und in Konzertsälen." "Dass wir es in Saarbrücken geschafft haben, dass die Leute wieder zu regulären Jazz-Veranstaltungen kommen, ist eine feine Sache", sagte Krause, und daher wolle er "die Struktur des Festivals beibehalten".

Im Herbst 2013 stehe nun das zehnjährige Bestehen ins Haus, und es gebe Überlegungen, "ob wir uns zum Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen sollen". Für ein definitives Programm sei es freilich noch zu früh, und das hänge auch davon ab, "wie viel Geld wir zur Verfügung haben werden". Dennoch dachte Krause im Leidinger auf offener Bühne schon mal laut nach: Den international geschätzten Vibrafon-Altmeister Wolfgang Schlüter etwa nannte er als einen seiner Wunsch-Gäste. Außerdem kämen Beiträge rund um die nunmehr ein langes Menschenalter währenden deutsch-amerikanischen Jazz-Beziehungen in Betracht. Foto: Krause

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