Weihnachtsessen, ganz ohne Stress

Saarbrücken · Kartoffelsalat mit Würstchen das war in der Vergangenheit das traditionelle Weihnachtsessen. Doch das hat sich geändert: Wir haben Passanten in Saarbrücken gefragt, was es bei ihnen an Weihnachten zu essen gibt und ob sie das Festmahl mit viel Stress verbinden.

"Wir können dich nicht arbeiten sehen - mach doch bitte die Küchentür zu." Der Gag ist nicht ganz frisch, das Problem aber aktuell. Denn weil das Weihnachtsessen ja etwas ganz Besonderes sein soll, nehmen sich Frauen und Männer an den Feiertagen in der Küche einiges vor.

Dabei rutscht die Weihnachtsstimmung der Kochenden schnell in den Keller. Der Festtagsschmaus wird nicht selten zum Stressfaktor.

Das muss nicht sein, sagt Klaus Erfort . Man kann etwas Wunderbares auf die Teller zaubern, ohne sich in der Küche an den Rand des Wahnsinns zu bringen, sagt der Saarbrücker Drei-Sterne-Koch. Man müsse sich nur an eine Regel halten, die für Spitzenköche ebenso gilt wie für den Hausmann oder die Hausfrau: "Beim Kochen ist die Vorbereitung alles. Wenn zum Beispiel der Salat erst gewaschen wird, wenn man ihn braucht, dann geht das in die Hose", weiß Klaus Erfort .

Patrick Schillo, Friseur und leidenschaftlicher Hobbykoch, serviert deshalb daheim folgendes Festmenü: "Lachs geht ganz schnell als Vorspeise, damit hat man so gut wie keine Arbeit", erklärt er. Als Hauptgericht serviert er Rehgulasch. Das kocht er bereits zwei Tage vor Weihnachten . "Gulasch schmeckt sowieso besser, wenn man es aufwärmt", sagt er. Und auch der Nachtisch liegt schon lange vor Weihnachten fertig zubereitet im Gefrierfach: Zimtparfait.

"Ich will ja nicht die ganze Zeit in der Küche stehen und nichts mitbekommen, wenn ich mit der Familie feiere oder Gäste habe", sagt Schillo. Und überhaupt: "Weihnachten ist ein schlechter Zeitpunkt, um sich Stress zu machen."

Und was kocht Klaus Erfort ? Am Heiligabend geht er mittags an den St. Johanner Markt was trinken, sagt er. Und abends, da ist er ganz entspannt, werde es dann schon irgendwas zu essen geben. Bei der 19-jährigen Vivian Hudzicki gibt es jedes Jahr Raclette : "Das geht superschnell, und man kann beim Belegen der Pfännchen gesellig miteinander reden. Dann steht niemand allein in der Küche. Wir sind an Heiligabend zu acht. Man spart sich stressige Überlegungen und Besorgungen, wenn man nicht jedes Jahr ein anderes Menü zaubert", so die angehende Kauffrau.

"Ich komme ursprünglich aus Ungarn. Wir feiern immer mit zirka zwanzig Familienmitgliedern, und das kann durchaus ziemlich stressig sein", erzählt die Saarbrückerin Evodia Boncidax. An Heiligabend gibt es bei der Großfamilie eher untypisches Festessen: "Es gibt jedes Jahr etwas anderes. Dieses Jahr isst die ganze Familie Curry, und dann gibt es die Bescherung. Das Kochen an sich ist eigentlich nicht stressig, da jeder mithilft. Es macht eher Spaß", so die 20-jährige Studentin.

Die Saarbrückerin Gaby Grasmück macht sich an Heiligabend keinen Stress: "Bei uns gibt es eigentlich immer Fondue, aber dieses Jahr greife ich mal zum Raclette ." Die 56-jährige Büroangestellte verbringt den Heiligabend immer zu zweit mit einfachen und schnellen Gerichten. "Ich denke, man sollte sich an Weihnachten nicht so viel Stress machen. Das ist ja nicht Sinn der Festtage", sagt die Büroangestellte.

"Meine Frau entscheidet sich jedes Jahr spontan für das Weihnachtsessen. Dieses Jahr gibt es ein Menü mit Ente", erzählt Peter Thiel (72) aus Düren, der zum Einkaufen in der Stadt unterwegs ist. "Wir sind immer zu viert, und meine Schwiegertochter hilft meiner Frau immer beim Kochen. Deswegen ist es für uns Männer weniger stressig. Ob ich da überhaupt in die Küche darf, ist sowieso fraglich", so der ehemalige Ingenieur schmunzelnd.

Die Saarbrücker Studentin Helena Raber feiert ihr Weihnachten dieses Jahr zum ersten Mal bei den Eltern ihres Freundes. "Für mich ist es weniger stressig, da ich auswärts esse und bekocht werde. Soweit ich weiß, gibt es leckeren Rollbraten", so Raber. In den Jahren zuvor verbrachte die 25-Jährige den Heiligabend immer bei ihren Eltern mit verschiedenen Gerichten von Hühnchen bis zur Gans, bei deren Zubereitung sie aber immer fleißig mithalf.

"Zuerst bin ich an Heiligabend bei meiner Oma. Dann fahre ich zu meinem Freund. Meiner Oma wird von meinem Papa und mir natürlich bei der Essensvorbereitung geholfen", erzählt die Auszubildende Mara Klein.

 Ob Truthahn, Raclette oder Würstchen: Bei vielen ist das Essen am Heiligen Abend ein Stück Familientradition. symbolFoto: Lo Scalzo/dpa

Ob Truthahn, Raclette oder Würstchen: Bei vielen ist das Essen am Heiligen Abend ein Stück Familientradition. symbolFoto: Lo Scalzo/dpa

Foto: Lo Scalzo/dpa

Dieses Jahr freut sich die 20-Jährige auf den typischen Kartoffelsalat mit Würstchen. Aber dieses Gericht gibt es nicht immer, denn das Weihnachtsmenü der Saarbrückerin wechselt doch von Jahr zu Jahr.

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