Wegen Terrorverdacht inhaftierter Syrer war der Polizei bekannt

Saarbrücken/Marburg · Wegen versuchter Erpressung hat die Polizei in Hessen bereits gegen den jetzt in Saarbrücken unter Terrorverdacht stehenden Syrer Hassan A. ermittelt. Ein Gericht erließ letztlich einen Strafbefehl wegen Beleidigung.

 In einem Zimmer in diesem Haus lebte der 38-jährige Syrer seit August. Foto: Becker & Bredel

In einem Zimmer in diesem Haus lebte der 38-jährige Syrer seit August. Foto: Becker & Bredel

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Der am Silvestermorgen in der Burbacher Bergstraße von Spezialkräften wegen Terrorverdachts überwältigte Syrer Hassan A. (38) war bereits vor seinem Umzug nach Saarbrücken der Polizei bekannt. Im polizeilichen Informationssystem "Inpol" ist festgehalten, dass er im hessischen Frankenberg (Eder) - dort lebte er bis zu seinem Umzug nach Saarbrücken im August 2016 - versucht haben soll, einen anderen Flüchtling um 10 000 Euro zu erpressen. Nach Angaben des Marburger Pressestaatsanwaltes Christian Hartwig stellte sich dieser Tatvorwurf später jedoch als Beleidigung heraus. Deswegen sei im Februar letzten Jahres ein Strafbefehl über eine Geldstrafe gegen den gelernten Friseur ergangen. Über Zahl und Höhe der verhängten Tagessätze wollte Hartwig keine Angaben machen.

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken, die gegen den seit Neujahr inhaftierten Hassan A. wegen Terrorfinanzierung ermittelt, hat derweil diese Akten aus Marburg angefordert. Offen bleibt, ob Hassan A., der der islamistischen Terrormiliz IS angeboten haben soll, gegen Zahlung von 180 000 Euro Sprengstoffanschläge in deutschen Großstädten sowie in Belgien, Frankreich und den Niederlanden zu verüben, mögliche Unterstützer in seinem Umfeld hatte. "Aus ermittlungstaktischen Gründen" lehnte Christoph Rebmann, Pressesprecher der Saarbrücker Staatsanwaltschaft, gestern dazu nähere Angaben ab.

Die Auswertung der auf dem beschlagnahmten Handy gespeicherten Daten und eines in seinem Zimmer gefundenen Notizblocks dauert weiter an. Der 38-Jährige hatte die Kontakte zu einem IS-Verbindungsmann in Vernehmungen durch Staatsschutzbeamte und Haftrichter eingeräumt. Er wollte aber angeblich die Anschläge mit zu Polizeiautos umlackierten Fahrzeugen nicht in die Tat umsetzen, sondern den IS nur um das Geld prellen, das er für seinen kranken Vater benötigt haben will.

Marius Müller, Anwalt des Syrers, betonte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass nach seinen Informationen der IS seinen Mandanten - wie viele Flüchtlinge in Europa - über soziale Medien kontaktiert habe. Hassan A. habe darauf mit seinem Angebot und Kostenvoranschlag reagiert. Über den Internet-Nachrichtendienst "Telegram" seien Rückmeldungen von mehreren Ansprechpartnern eingegangen. Verteidiger Müller geht davon aus, dass die Absprachen seines Mandanten mit den IS-Leuten so weit waren, dass es zur Geldübergabe hätte kommen können.

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