Wasserkonferenz im Saarland: Leitungswasser wird wohl teurer

Saarbrücken · Bei der ersten Wasserkonferenz im Saarland berieten die Versorger, was zu tun ist, angesichts veralteter Leitungen und sinkenden Verbrauchs. Experten empfehlen, den Wasserpreis von derzeit 30 auf 36 Cent pro Kopf und Tag zu erhöhen.

Der Saarländer ist ein fleißiger Wassersparer. 110 Liter verbraucht er im Schnitt pro Tag und liegt damit zehn Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt. Inzwischen nutzen die Saarländer ein Viertel weniger Wasser als noch vor 20 Jahren: Heute fließen jedes Jahr 50 Millionen Kubikmeter durch die Leitungen - das entspricht der fünffachen Menge des Bostalsees. Wegen des demografischen Wandels wird die Menge in den nächsten 20 Jahren weiter sinken, um ein Zehntel.

Die 45 saarländischen Wasserversorger stellt das vor Probleme: "Fließt nicht genug Wasser durch die Leitungen, können sich Keime bilden", erklärt Werner Spaniol, Landesvorsitzender des Verbands kommunaler Unternehmen. Das Netz muss aufwändig gespült werden, und das kostet. Hinzu kommt, dass das Netz im Moment zwar gut funktioniert, doch schon bald kommen immense Sanierungsarbeiten auf die Versorger zu. Viele Leitungsnetze wurden in den 50er bis 70er Jahren gebaut, ihre durchschnittliche Lebensdauer liegt bei 67 Jahren. "Die meisten Unternehmen haben ihr Netz bisher nicht ausreichend erneuert", sagt Kay Möller von Aquabench, einer Firma, die die Wasserversorger berät. "Je länger sie warten, desto schwieriger und teurer wird es."

Man müsse jetzt handeln, ist Joachim Meier, Mitglied im Vorstand des Verbands der Energie- und Wasserwirtschaft des Saarlandes, überzeugt. "Wir wollen keinen Investitionsstau wie beim Kanalnetz der Kommunen." Dort fehlt eine Milliarde Euro.

Eine Erhöhung des Wasserpreises ist damit wohl unumgänglich. Denn schon heute haben die saarländischen Wasserversorger im Schnitt eine Kostenunterdeckung von 20 Prozent. Das heißt, ihre Kosten sind nicht durch ihre Erlöse gedeckt. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Rudolf Friedrich von der HTW Saar in einer repräsentativen Studie. Um das zu ändern, müssten die Unternehmen also effizienter werden und ihre Preise erhöhen. "Der Grundpreis müsste stärker beachtet werden", sagt Friedrich. Bislang ist der Grundpreis gering, jeder verbrauchte Kubikmeter wird aber in Rechnung gestellt. Ein Anreiz für die Verbraucher, Wasser zu sparen. Weniger Wasser bedeutet weniger Gebühren - so die Hoffnung. Doch das ist falsch, denn 80 Prozent der Kosten sind Fixkosten. 35 Millionen Euro fließen derzeit pro Jahr in die Sanierung von Leitungen und Anlagen. Die Gesamtkosten für den Bürger bleiben also nahezu gleich.

Friedrich zufolge müsste der mittlere Wasserpreis in den nächsten zehn Jahren von derzeit 30 Cent pro Person und Tag auf 36 Cent steigen. Dass die Bürger das nicht gerne hören, ist allen klar, doch Friedrich betont: "Die Wertigkeit von Wasser wird oft vergessen. Wir zahlen bereitwillig 600 Euro pro Jahr für Internet und Fernsehen." Da sei Wasser, das einen Zwei-Personen-Haushalt jährlich zwischen 150 und 300 Euro kostet, vergleichsweise günstig.

Die Wasserversorger wollen nun ein Projekt starten, um ihre Effizienz zu steigern. Vor einigen Monaten hat das Umweltministerium genau dafür ein Förderprogramm aufgelegt. 200 000 Euro sind für 2016 eingeplant - nicht viel angesichts eines jährlichen Investitionsvolumens von 35 Millionen Euro, doch man sei froh über die Unterstützung, heißt es bei den Versorgern.

Zum Thema:

Die Qualität des Trinkwassers im Saarland ist gut, da es ausschließlich aus Grundwasser gewonnen wird und damit besser vor Schadstoffen geschützt ist. In anderen Bundesländern wird zum Teil auch Wasser aus Flüssen oder Stauseen aufbereitet. Länder mit ausgeprägter Landwirtschaft wie Nordrhein-Westfalen haben wegen des Düngers oft mit einer hohen Nitrat-Belastung des Grundwassers zu kämpfen. Im Saarland liegen die Werte im grünen Bereich. Nur im Perler Raum ist die Nitratkonzentration dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) zufolge erhöht. Grenzwerte werden aber auch hier nicht überschritten. Um das Grundwasser weiterhin zu schützen, will das Umweltministerium zusätzlich zu den 49 bestehenden Wasserschutzgebieten 33 weitere ausweisen lassen - das entspräche einem Viertel der Landesfläche. Dies kann aber dauern: Pro Jahr gehen zwei bis drei Verfahren durch. noe

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