Wasser marsch

Saarbrücken · „Invisible“ heißt das Performance-Installations-Projekt des Kölner Künstler-Duos Angie Hiesl/Roland Kaiser, das vom Staatstheater initiiert wurde. Es will freilich genau das Gegenteil sein: ein Anlass zum verblüfften Hingucken.

 Eine Szene aus „Invisible“ – zu sehen ist Performerin Amandine Petit. Foto: Roland Kaiser

Eine Szene aus „Invisible“ – zu sehen ist Performerin Amandine Petit. Foto: Roland Kaiser

Foto: Roland Kaiser
 Angie Hiesl und Roland Kaiser. Foto: Oliver Dietze

Angie Hiesl und Roland Kaiser. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Bei der Suche nach einem geeigneten Ort für ihr Freiluft-Projekt "Invisible/Unsichtbar" erlebten Angie Hiesl und Roland Kaiser den Landwehrplatz als "abseitig", als Transitstrecke. Inzwischen, sagen sie, hätten sie dessen spröde Schönheit entdeckt und erforscht. Mit "Unterbrechungen" und "Umleitungen" des üblichen Platz-Lebens möchten die zwei bekannten Spezialisten für öffentliche Performance- und Installations-Kunst aus Köln unsere Alltagsbilder dieses innerstädtischen Ortes verrücken.

Wasser ist ihr Thema. Nicht etwa, weil sich Hiesl/Kaiser vom Slogan "Stadtmitte am Fluss" hätten inspirieren lassen. Sie kennen ihn gar nicht. Oder weil sie Wasser als ästhetisches Vergnügen inszenieren wollten. Hiesl und Kaiser interessiert vielmehr, dass Wasser Verbindungen schafft zwischen den vier Städten der Großregion. Von Saarbrücken aus, wo am 13. Mai die Premiere für "Invisible" stattfindet, transportieren sie ihre Arbeit nämlich nach Thionville, Luxemburg und Lüttich, passen es an die dortigen städtischen Plätze an. Die Darsteller-Truppe bleibt freilich gleich: eine luxemburgische Performerin, eine französische Tänzerin, zwei Mitstreiter aus Köln und der Staatstheater-Schauspieler Heiner Take.

Gefördert wird das Kunstunternehmen durch die EU, es läuft im Rahmen des "Theâtre total"-Festivals, das die Theater der Großregion, also auch das Saarländische Staatstheater, als Vernetzungs-Instrument entwickelt haben.

Was erwartet uns? Wasser sei positiv besetzt, ein Lockmittel, sagen die Künstler. "Zuerst kommen die Tauben, dann die Kinder und schließlich die Erwachsenen", so Kaiser.

Der Spaßfaktor ist freilich nur ein Aspekt. Die ernsthafte Unterströmung liefert die Industrievergangenheit der Region, die Hiesl/Kaiser durch große Installationen, durch Kohle und Stahl, mit ins neue Landwehr-Bild rücken werden. Wenn die theatralen und tänzerischen Aktionen, die zwei Stunden dauern, zu Ende sind, werden die skulpturalen "Störungen" bleiben.

Seit April sind Hiesl und Kaiser immer wieder vor Ort, oft zwölf Stunden lang am Stück, bis 23 Uhr abends. Sie erforschen Licht- und Belebungs-Wechsel. Die beiden verstehen ihre Arbeit nicht als Provokation. Bierernst und Pädagogik liegen ihnen sowieso nicht. "Wir lieben das Absurde, Leichte, Komische", sagt Kaiser. Was das bedeuten könnte, wollen sie nicht verraten.

Erste Einblicke lieferten schon die Proben: Eine Frau taucht kopfüber in ihre Handtasche ab, wäscht sich mitten auf dem Platz die Haare. Hiesl/Kaiser versprechen "Bewegungsbilder" und "kleine, tragische Geschichten". Alles laufe gleichzeitig ab, eine zentrale Spielfläche gebe es nicht. Das Verpassen und Übersehen von Aktionen gehört ins offene Konzept.

Das ehrgeizige Ziel: barrierefreie, breitentaugliche Kunst: "Es geht nicht darum, dem Passanten Kunst zu vermitteln. Wir machen ein Angebot, das jeder annehmen kann: Da benimmt sich jemand merkwürdig, also schaust du mal hin", sagt Hiesl. Folgende Kontaktsperre soll sich durch "Invisible" lösen: "Performance, das verstehe ich sowieso nicht".

Dann also Wasser marsch und Gummistiefel ausgepackt. Doch ob diese Performance-Installations-Kunst auch regionale Identität stiften kann? Das wäre wohl nur überprüfbar, wenn man "Invisible" in alle vier Städte nachreiste.

Termine: 13., 14. und 16. Mai, 16 bis 18 Uhr.

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