Was uns an Engeln fasziniert

„Engel: Helfer Gottes oder Jahresendzeitfiguren?“: So lautet ein Vortrag von Professorin Lucia Scherzberg am Dienstag, 10. Dezember, 19 Uhr, in der Kirche St. Michael, Schumannstraße. SZ-Redakteurin Susanne Brenner sprach mit ihr über Engel und was die Theologin über die himmlischen Wesen sagen wird.

 Engel sind für Professorin Lucia Scherzberg Forschungs- und Vortragsthema. Foto: Bonin/Fotolia

Engel sind für Professorin Lucia Scherzberg Forschungs- und Vortragsthema. Foto: Bonin/Fotolia

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Krieger mit Flammenschwert oder niedliches Putto mit speckigem Babybauch? Die Darstellungen von Engeln sind recht verschieden. Um welche Engel geht es in Ihrem Vortrag?

Lucia Scherzberg: (…) Um Engel in der Bibel, in der Religionsgeschichte, in der Kunst, in der Werbung - um alle, wenn man so will, aber natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Sie sind katholische Theologin. Gibt es einen Unterschied zwischen der evangelischen und der katholischen Sicht auf Engel?

Scherzberg: Engel kommen in vielen Erzählungen der Bibel vor, also können sie auch ein Thema der evangelischen Theologie sein. Allerdings ist man in der evangelischen Theologie und Frömmigkeit insgesamt zurückhaltender als in der katholischen. Die katholische Kirche hat aber auch sehr selten eine lehramtliche Aussage über die Engel getroffen. In der orthodoxen Kirche spielen die Engel eine wichtige Rolle in den liturgischen Gebeten. Man ist der Überzeugung, dass der Gottesdienst auf Erden eine Entsprechung im Himmel hat, und in dieser himmlischen Liturgie sind die Engel die Feiernden.

Engel kommen sogar in unseren abgeklärten Zeiten nicht aus der Mode. Es gibt sie in allerlei Filmen, und sie tauchen sogar durchaus fleischlich in Fantasy-Romanen auf. Wie erklären Sie sich die Faszination für die Himmelsboten?

Scherzberg: Dahinter steckt wahrscheinlich die Sehnsucht nach Schutz, Geborgenheit und Orientierung oder auch nach etwas, das über die sichtbare Wirklichkeit hinaus erfahren werden kann. Eigentlich wäre dafür ja Gott zuständig, aber vielleicht ist der Weg über die Engel einfacher und legt einen religiös nicht sofort fest.

Gibt es weibliche Engel?

Scherzberg: Nach kirchlicher und theologischer Lehre sind Engel weder männlich noch weiblich. Es gibt in der Kunst interessante Darstellungen androgyner Engel: Zum Beispiel malt Raffael die drei Engel, die Abraham eine Botschaft überbringen, mit Mädchen-Gesichtern, aber einer sehr maskulin wirkenden Muskulatur und breiten Schultern.

Sie haben drei Kinder. Was haben Sie denen über Engel erzählt?

Scherzberg: Ich habe ihnen Geschichten aus der Kinderbibel vorgelesen, in denen Engel vorkommen. Wir haben auch einmal eine Krippe aus Duplosteinen und -figuren gebaut. Da mussten natürlich Engel mit dabei sein. Die sahen, wie die Putten, etwas fülliger aus. Über Schutzengel habe ich meinen Kindern allerdings nichts erzählt, weil ich nicht in die Situation kommen wollte, ihnen erklären zu müssen, warum manche Kinder anscheinend keinen oder einen unfähigen Schutzengel haben.

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