Was Kreative für Stadtentwicklung leisten

Saarbrücken · Einst öde und leer, dann vorübergehend von Malern oder Designern genutzt: So kam in Frankfurt wieder Schwung in vom Leerstand gezeichnete Viertel. Erfolge zeichnen sich auch in Saarbrücken ab.

 Im Kreativzentrum am Eurobahnhof sprachen über Chancen für Saarbrücken: Helmut Petsch, Gerd-Rainer Damm, Ilka Desgranges, Ivica Maksimovic und Jakob Sturm (v.l.).Location:Saarbrücken

Im Kreativzentrum am Eurobahnhof sprachen über Chancen für Saarbrücken: Helmut Petsch, Gerd-Rainer Damm, Ilka Desgranges, Ivica Maksimovic und Jakob Sturm (v.l.).Location:Saarbrücken

Foto: Oliver Dietze

In Frankfurt-Höchst, einem Arbeiterviertel vergleichbar mit Burbach, nutzen 54 kleine Designerfirmen leerstehende Läden und locken mit ihrem Designparcours am ersten Adventswochenende viele Menschen von außerhalb an. Seit 2011 seien in ganz Frankfurt 86 leere Läden und Büros mit städtischer Förderung zu Produktionsstätten für Kreative geworden, berichtet Jakob Sturm von der Agentur RADAR Frankfurt.

Auch in Saarbrücken gibt es viele Leerstände und viele Künstler und Kreative, die verzweifelt bezahlbare Räume suchen. Taugt Frankfurt als Vorbild? Allgemeiner: Können Stadtplaner und Kreative, wenn's um Stadtentwicklung geht, voneinander lernen?

Mit dieser Frage beschäftigte sich am Mittwochabend eine Podiumsdiskussion unter Moderation von SZ-Redakteurin Ilka Desgranges, veranstaltet vom Kreativzentrum Saar im Kulturzentrum am Eurobahnhof, KuBa. "Jeder Laden, der dunkel ist, ist ein Problem für das Umfeld", sagte Helmut Petsch, Vorsitzender des Ringes Deutscher Makler Saarland. Er ist sehr dafür, Künstler als Zwischennutzer in Leerstände zu vermitteln und habe schon einige Vermieter überzeugt, sagte Petsch. Nicht jeder Stadtteil sei geeignet. "Sie können nicht Burbach nur mit Künstlern bespaßen", sagte der Immobilienfachmann.

Man könne als Stadtplaner nicht vorgeben, dass Kreative in einen Stadtteil gehen, meinte Gerd-Rainer Damm, Landes- und Stadtplaner im Saar-Innenministerium. Als er in den 1990er-Jahren der Kunsthochschule eine Außenstelle auf dem Burbacher Hüttengelände verschaffen wollte, habe die sich gesträubt. "Man kann es nicht planen, aber Willen zeigen als Stadt und sagen: Ja, wir wollen Kreative und fördern das", widersprach Sturm.

In Frankfurt, erfuhr man von ihm, haben die Stadtverordneten nicht nur per Beschluss den Ämtern Hilfe für Kreative verordnet. Die Dezernate für Kultur, Wirtschaft und Stadtplanung haben mit den Kreativen ein Konzept erarbeitet und fördern den Umbau leerer Läden für Kreative mit einmalig 150 Euro pro Quadratmeter. Seine Agentur RADAR, von der Stadt finanziert, hilft bei der Vermittlung. Kreative sind für ihn mehr als nur Zwischennutzer. "Sie bringen einen Prozess in Gang und können mehr als nur ökonomische Perspektiven für einen Stadtteil entwickeln", sagte Sturm.

Um frische Ideen in die Eisenbahnstraße zu bringen, hatte Prof. Ivica Maksimovic mit Studenten der HBKsaar im Sommer den "Designkiosk Luisenviertel" eingerichtet. Erst seien sie auf die triste Leerstandstraße gar nicht erpicht gewesen, sagte Maksimovic. Dank des Austauschs mit den Menschen hätten sie aber so viel gelernt, dass sie im Winter wiederkommen. "Wenn die Miete nicht erhöht wird, kriegt man uns da nicht wieder weg", sagte Maksimovic verschmitzt. Und die Leerstände seien "so gut wie weg".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort