Was Forstleute am Frost so mögen

Dudweiler. "Baum fällt." Der Warnruf von Thomas Groß ist weithin hörbar. Es folgt erst ein leises Knistern. Dann ein Knarren, ein Krachen. Die Baumkrone senkt sich durch die Wipfel. Vier Sekunden später folgt dumpfer Hall. Dann ist alles vorbei. Sechs Meter Buche, rund drei Tonnen schwer, liegen am Boden

Dudweiler. "Baum fällt." Der Warnruf von Thomas Groß ist weithin hörbar. Es folgt erst ein leises Knistern. Dann ein Knarren, ein Krachen. Die Baumkrone senkt sich durch die Wipfel. Vier Sekunden später folgt dumpfer Hall. Dann ist alles vorbei. Sechs Meter Buche, rund drei Tonnen schwer, liegen am Boden.

Auf gut 73 Hektar erstrecken sich die Buchenbestände im Saarbrücker Stadtwald. Weitere 45 andere Baumarten wachsen dort, darunter Birken, Eichen, Eschen oder Kirschen.

Jetzt machen sich Waldarbeiter Thomas Groß und sein Kollege Manfred Kohl an die Arbeit. Die fällt bei gefrorenem Boden leichter und schont den Waldboden. Die beiden steigen ins Unterholz, schneiden dem Baum die Krone ab, markieren ihn an den Schnittflächen. "Ich setze jetzt noch ein S-Eisen an, damit der frisch geschlagene Stamm nicht aufspringt", sagt Groß und holt zu zwei präzisen Schlägen aus.

"Die aktuelle Lieferung Buchenholz geht nach China. Morgen sind wir mit dem Einschlag fertig", erklärt Revierförster Ralf Blechschmidt.

In Herrensohr werden 120 Kubikmeter Holz geschlagen. Forstleute sprechen von Festmetern. Im Oktober begann die Holzernte. Sie dauert noch bis März. Jährlich wachsen Blechschmidt zufolge im gesamten Stadtwald rund neun Festmeter Holz je Hektar nach, aber nur sechs Festmeter werden geschlagen. Blechschmidt kalkuliert mit einem Erlös von rund 5500 Euro für die Stadt. Jährliche Gesamteinnahmen aus der Holzwirtschaft von rund 260 000 Euro sind gemessen an gut 400 000 Euro Ausgaben für Material, Personal und Fuhrpark ein klares Verlustgeschäft.

"Das ist aber keine Besonderheit, wenn man auf naturgemäßen Waldbau achtet", sagt der Förster. Niedrige Holzpreise zwischen 50 und 90 Euro je Festmeter täten ihr Übriges. Natürlich sähe der Förster es lieber, wenn sich mehr Käufer aus Deutschland fänden, aber immerhin beliefere man in Kleinmengen auch städtische Kunden: "Die Sporthalle in Bischmisheim bekommt Hackschnitzel für die Heizung." Kürzlich geschlagenes Kirschholz ging in die Pfalz, um zu Servierbrettern zu werden. Seit sechs Jahren könnten zudem Privatleute im Wald Brennholz kaufen und so zum ökologischen Waldbau beitragen. Seit 1987 werde der Stadtwald kahlschlagsfrei bewirtschaftet, seit acht Jahren mit dem "Naturland"-Siegel für ökologischen Landbau ausgezeichnet.

Dieses Zertifikat sei ein Grund, warum viele in den Wald gehen oder bis vor kurzem die Weihnachtsbäume aus den heimischen Wäldern holten oder selbst schlugen.

Zum Abtransport des Stammholzes auf den Hauptweg, dem "Rücken", rückt der große Trecker an. Wo normalerweise die Kupplung für Anhänger sitzt, wurde ein Räumschild mit einer Seilwinde montiert. Zwei Stahlseile dienen zum Ziehen der Baumstämme. "Wäre der Boden jetzt feucht, würde es tiefe Spuren hinterlassen, auch der Trecker würde tiefer einsinken", so der Revierförster.

Bis vor zehn Jahren sei im Saarland noch mit Pferden gerückt worden. "Es ist aber immer schwerer geworden, jemanden zu finden, der mit Pferden im Wald arbeiten kann. Am Schluss kamen die Tiere von Höfen in Rheinland-Pfalz und aus Polen", erinnert sich Blechschmidt. Allerdings werde im Biosphärenreservat bei Blieskastel mit einem Rückepferd gearbeitet.

Kontakt: Wer sich für den Privatgebrauch Brennholz im Wald abholen möchte, der kann unter Telefon (06 81) 38 99 30 das Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft erreichen. Der Raummeter kostet 30 Euro.

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