Was die Perspectives so spannend macht

Wie kamen Sie zu den Perspectives?Marion Touze: Ich bin Französin und habe einen Doppelstudiengang Kulturwissenschaften zwischen Marseille und Hildesheim abgeschlossen. Nach dem deutsch-französischen Studium wollte ich in Deutschland bleiben und habe ein Jahr in Bayreuth für eine deutsch-französische Plattform für junge Künstler gearbeitet

Wie kamen Sie zu den Perspectives?Marion Touze: Ich bin Französin und habe einen Doppelstudiengang Kulturwissenschaften zwischen Marseille und Hildesheim abgeschlossen. Nach dem deutsch-französischen Studium wollte ich in Deutschland bleiben und habe ein Jahr in Bayreuth für eine deutsch-französische Plattform für junge Künstler gearbeitet. Im deutsch-französischen Kulturnetzwerk sind die meisten Kultureinrichtungen miteinander verbunden. Das Festival Perspectives, als einziges deutsch-französisches Festival der Bühnenkunst, ist in diesem Zusammenhang sehr bekannt. Nach meiner Arbeit in Bayreuth habe ich mich beim Festival für die Ausgabe 2012 beworben. Ich arbeite jetzt für die neue und 35. Ausgabe als Festivalpresseleiterin.

Wie viele deutsch- und französischsprachige Schauspieler machen dieses Jahr bei dem Festival mit?

Touze: Dieses Jahr laden wir elf französischsprachige Gruppen bzw. Compagnien und drei Produktionen der deutschen freien Theaterszene ein.

Welche besonderen Attraktionen gibt es dieses Jahr?

Touze: Dieses Jahr wird der Choreograph David Rolland, wie bei der offiziellen Eröffnung der Vorverkaufsstelle, am 2. Juni seine Performance "Happy Manif" vorstellen. Für diese Mitmach-Attraktion muss man Kopfhörer mitbringen und sich im Vorfeld eine MP3-Datei herunterladen. Die Aktion ist selbstverständlich kostenlos und für alle. Man muss nicht tanzen können, um mitzumachen. Eine andere Mitmach-Veranstaltung war "Le Sacre du printemps" des Choreographen Roger Bernat am 29. und 30. Mai. Dieses Mal bekommen die Besucher einen Kopfhörer. Es wird die beeindruckende Musik von Strawinski gespielt. Der Choreograph hat sich von der historischen Inszenierung von "Le Sacre" der deutschen Choreographin Pina Bausch inspirieren lassen. Mit seiner Produktion und Mitmach-Perfomance zielt er darauf ab, dass die Zuschauer diese renommierte Inszenierung erleben können. Es muss ein bisschen mysteriös bleiben. Mehr muss man da nicht verraten. Aber auch hier muss man nicht tanzen können, um daran teilzunehmen. Außerdem gibt es noch ein großes, kostenloses Konzert am St. Johanner Markt und den Stadtrundgang des "Flying Orkestar" am 2. Juni.

2009 waren sogar Pferde bei Perspectives dabei. Ist etwas Ähnliches mit Tieren in Zukunft geplant, oder war ein tierisches Festival ein einmaliges Erlebnis?

Touze: 2012 sind ein paar Kaninchen und Vögel als Gäste in "Le Cirque Invisible" von Victoria Chaplin und Jean-Baptiste Thierrée am 24., 25. und 26. Mai dabei. Auch wenn es keine Pferde in den Produktionen der kommenden und 35. Festivalausgabe gibt, bleibt alles offen und möglich für die nächsten Jahre.

Wo sehen Sie grundlegende Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Kultur, und inwiefern schlagen die Perspectives da eine Brücke?

Touze: In den Zuschauerräumen der Perspectives-Veranstaltungen sind Festivalbesucher sowohl aus Deutschland als auch aus Frankreich. Alle Stücke werden übertitelt, damit die Sprache kein Hindernis wird. Zudem präsentiert das Festival Stücke in beiden Ländern: 2012 gibt es Veranstaltungen in Forbach und Metz. Das Festival kennt keine geographische Grenze. Es schlägt eine Brücke zwischen Frankreich und Deutschland, bietet einen Weg zu kulturellen Veranstaltungen für ein breites Publikum.

Was gefällt Ihnen persönlich am besten an dem Festival?

Touze: Das deutsch-französische Team: Da jeder beide Sprachen kann und versteht, ist es egal, ob man deutsch oder französisch spricht. Manchmal fängt ein Satz in einer Sprache an und endet in der anderen Sprache. Unter Kollegen sind wir also auch sehr komplementär und dadurch entsteht eine sehr positive Dynamik. Die Zusammenarbeit ist dadurch umso spannender. Und weil das Team deutsch-französisch ist, ist es möglich, das Festival mit einem deutsch-französischen Programm als deutsch-französisches Kulturerlebnis an der Saar und im Département Moselle zu verankern.

Welche der diesjährigen Vorstellungen ist denn Ihr persönlicher Favorit? Können Sie mir einen Tipp geben?

Touze: Einen einzigen Favoriten zu nennen ist sehr schwer. Es gibt Produktionen für die ganze Familie, es gibt spannende Dokumentartheaterstücke, beeindruckende zeitgenössische Tanzaufführungen, modernen Zirkus, Akrobatik und selbstverständlich auch Musik im Festivalclub. Ein Tipp: "Micro" von Pierre Rigal. Es handelt sich um eine Theater-Tanz-Rock-Performance voller Energie.

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