Warum Bürger ihre Rechnung nicht kapieren

Saarbrücken. Ring frei für eine neue Runde im Schlagabtausch zwischen den Bürgern der Interessengemeinschaft Eschberger Fernwärmekunden (IEF) und dem Versorgungskonzern Energie SaarLorLux (ESLL): Die Bürger weigern sich seit Monaten, ihre Fernwärme-Rechnungen für die vergangene Heizperiode zu bezahlen. Sie beklagen, dass sie die Rechnungen nicht verstehen

2001 verkaufte Saarbrücken das Heizkraftwerk Römerbrücke an den Suez-Konzern. Die Stadt behielt Minderheitsbeteiligungen an Wärme-Erzeugung und -Vertrieb. Jetzt verdient sie, ohne fürs operative Geschäft verantwortlich zu sein. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Ring frei für eine neue Runde im Schlagabtausch zwischen den Bürgern der Interessengemeinschaft Eschberger Fernwärmekunden (IEF) und dem Versorgungskonzern Energie SaarLorLux (ESLL): Die Bürger weigern sich seit Monaten, ihre Fernwärme-Rechnungen für die vergangene Heizperiode zu bezahlen. Sie beklagen, dass sie die Rechnungen nicht verstehen.Speziell der so genannte "Anschlusswert" ihrer Häuser liegt den Bürgern schwer im Magen. Bei einem Treffen am 21. Oktober stellte sich heraus, dass von den rund 60 Fernwärme-Kunden in der IEF gerade mal zehn den Begriff "Anschlusswert" (AW) kannten - sich aber nicht einig waren, was er bedeutet. Der Begriff erscheint in den "angepassten" Fernwärmeliefer-Verträgen, die ESLL ihren Kunden 2003 schickte. Gleichbedeutend mit dem AW benutzen die Verträge auch die Begriffe "Heizwasserdurchflussmenge" und "Wärmebedarf". Aber keines dieser Worte steht auf den aktuellen Rechnungen. Dort taucht statt dessen der Begriff "Leistung für . . . Tage" auf - gesplittet in zwei Zahlen. Ein anderer Posten heißt "Grundpreis ESLL für . . . Tage". Gesondert davon wird die verbrauchte "Wärme" berechnet. Auf der Rückseite des Anschreibens zur Rechnung steht: "Die aktuelle Preis- und Tarifübersicht ersehen Sie aus der Rückseite der Anlage 1 auf Ihrer Jahresverbrauchsabrechnung." Aber diese "Anlage 1" - so versichern die Rebellen - lag den Rechnungen nicht bei. Im Internet präsentiert ESLL eine Übersicht ihrer Fernwärme-Tarife. Danach müssen die Kunden drei Faktoren bezahlen: ihren Verbrauch, Miete für den Zähler und den "Leistungspreis". Das Wort Anschlusswert taucht nicht auf. Der Verbrauch entspricht dem Rechnungsposten "Wärme", die Zähler-Miete entspricht dem Posten "Grundpreis ESLL für . . . Tage". Und hinter dem Begriff "Leistungspreis" verbirgt sich schließlich das, was die Bürger aus ihren Verträgen als "Anschlusswert" (AW) kennen.Gemessen wird der AW in Kilowatt (kW). Laut Internet müssen alle Kunden grundsätzlich mindestens für 20 kW bezahlen - auch wenn sie ihr Haus so gut isoliert haben, dass sie viel weniger bräuchten.Marlene Hoffmann, Sprecherin der Rebellen, beklagt, dass viele Bürger sogar Anschlusswerte von weit über 20 kW in ihren Verträgen haben - ohne, dass ESLL den Bürgern je erklärt hätte, warum.Deshalb, so berichtet Hoffmann, hat die IEF sich von der Verbraucherzentrale ein Schema entwickeln lassen, mit dem sich jeder Bürger den sinnvollen AW für sein Haus ausrechnen kann. Anschließend, so empfiehlt Hoffmann, sollten die Bürger bei ESLL beantragen, dass ihr Hausanschluss - bzw. ihre Rechnung - auf diesen Wert umgestellt wird. > weiterer Bericht Seite C 2