Warnstreik von Kita bis Klinikum

Saarbrücken · Jene Teile des öffentlichen Dienstes, die für viele Menschen besonders wichtig sind, waren gestern Ziele eines Warnstreiks. So blieben etwa die Mülltonnen stehen. Und berufstätige Saarbrücker zeigten Improvisationstalent, weil der Streik auch die Kitas betraf.

 Laura Puccio, Jenny Henle und Kim Lellig (v.l.) von der Kita Bruchwiese. Foto: Becker&Bredel

Laura Puccio, Jenny Henle und Kim Lellig (v.l.) von der Kita Bruchwiese. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Müllabfuhr, Stadtwerke, Bürgerämter, Kinderbetreuung, Bauhöfe, Klinikum: Etwa 1100 Mitarbeiter aus wichtigen Teilen des öffentlichen Dienstes in Saaarbrücken haben sich gestern an einem Warnstreik beteiligt. Trotzdem hielt sich der Ärger bei den Betroffenen nach Einschätzung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Grenzen. "Es war ja auch nur ein Warnstreik", sagte Verdi-Landesbezirksleiter Alfred Staudt.Verdi verlangt Lohnerhöhungen von sechseinhalb Prozent, mindestens aber 200 Euro, 100 Euro mehr für die Azubis und deren Übernahme. Diese Verdi-Forderungen würden die Stadt nach Angaben ihres Sprechers Thomas Blug 3,1 Millionen Euro pro Jahr mehr kosten.

Ihre Bereitschaft, für die Verdi-Ziele zu kämpfen, bekundeten etwa 6000 Warnstreikteilnehmer bei einer Demo. Laura Puccio, Jenny Henle und Kim Lellig aus der Kita Bruchwiese waren dabei. Sie betreuen sonst 114 Kinder. Am Dienstag blieben die Türen zu: "Heute sind Oma und Opa dran", sagten sie.

"Wir haben die Bürger über Zeitung und Rundfunk vorab informiert. Wo Kinder betreut werden, haben wir Notdienste eingerichtet", sagte Stadtsprecher Thomas Blug. Auf die in jedem Bezirk eingerichteten Kita-Notdienste musste kaum jemand zurückgreifen, wie unsere Recherchen vor Ort ergaben.

Zum Eschberg-Notdienst kam zum Beispiel nur ein Kind. Die Mutter nahm es wieder mit. In Eschringen wurde der Notdienst ebensowenig beansprucht wie in der Dudweiler Kita Pfaffenkopf.

In Burbach waren zwei Kinder zu betreuen. Die hatten in der Kita Lindenhof fünf Erzieherinnen für sich und wurden Leiterin Gertrud Duvenbeck zufolge "richtig verwöhnt".

In Fechingen blieb das Schwimmbad zu, dort sind aber sonst dienstagsvormittags ohnehin nur Schulklassen im Wasser.

Eva-Maria Sendel vom Staatstheater sagte am Rande der Demo, im Theater stehe eine Probe an. Die finde auch statt, denn viele Mitarbeiter seien nicht organisiert und würden arbeiten. "Trotzdem dürfte es Probleme geben, schließlich fehlen auch einige Musiker des Staatsorchesters, die mit uns gehen", sagte Sendel weiter. Theaterbetriebsrat Stefan Bender ergänzte: "Selbst leitende Angestellte helfen, damit die Probe nicht ausfällt. Das wird aber schwer."

Der Einsatzdienst der Berufsfeuerwehr war natürlich nicht vom Streik betroffen. Dagegen zeigten Feuerwehrleute, die dienstfrei hatten, bei der Demo Präsenz. Wegen einer Notdienstvereinbarung war die Versorgung der Patienten im Klinikum Saarbrücken trotz des Warnstreiks gewährleistet. Und der Ärztliche Direktor Dr. Christian Braun verdeutlichte, dass die Zentrale Notaufnahme, das Herzkatheterlabor und die Strahlentherapie gar nicht bestreikt worden seien.

Von wütenden Kunden berichtete Uwe Rammel, der sonst im gestern bestreikten Bürgeramt Dienst tut. "Der eine oder andere ist schon sauer", sagt er. Doch schon am Mittwoch werde nachgearbeitet und alles erledigt. Und für die ganz dringenden Fälle seien Beamte da, die nicht streiken dürfen. Diese verwiesen zum Beispiel eine Bürgerin, die dringend einen Pass brauchte, an die Bundespolizei in Frankfurt, wo sie Ersatzpapiere erhalten sollte.

Nach Angaben von Otto Drossel, Sprecher des Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebes (ZKE), blieben gestern alle Mülltonnen stehen. Heute, Mittwoch entscheide der ZKE, wie er die Arbeit nachholt. ole/mh/bub > Seiten A1, B 1: weitere Berichte

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