Wanderer müssen Umleitungen in Kauf nehmen

Saarbrücken · Waldbesucher werden in den nächsten Wochen hier und dort auf Sperrungen im Saarbrücker Stadtwald treffen. Die Warnungen sollten unbedingt befolgt werden. Sie sind nicht als Schikane gedacht, sondern zum Schutz während der extrem gefährlichen Holzernte.

 Auf diese Schilder im Wald sollten Wanderer und Jogger unbedingt achten, sonst könnte es gefährlich werden.Archivfoto: Seeber

Auf diese Schilder im Wald sollten Wanderer und Jogger unbedingt achten, sonst könnte es gefährlich werden.Archivfoto: Seeber

Zu Beginn der Holzernte wird den Förstern und Waldarbeitern im Großraum Saarbrücken immer etwas mulmig. Weniger deshalb, weil die Arbeit im Vergleich zu anderen Berufen überdurchschnittlich unfallträchtig ist. Der Tod eines 26-jährigen Arbeiters bei Fällungen im Dudweiler Saarforst vor einigen Tagen hat dies auf tragische Weise bestätigt. Nein, die Männer und vereinzelt auch Frauen bedrückt, dass viele Zeitgenossen die Waldwirtschaft kämpferisch infrage stellen und die Mitarbeiter vor Ort in Diskussionen verstricken oder gar mit "Frevel!"-Vorhaltungen zu diffamieren versuchen.

Hinzu kommen teilweise massive Missachtungen von Absperrungen an Waldwegen, die als "Spazierwege" vereinnahmt werden, obwohl sie in erster Linie Forstwirtschaftswege sind. Da der Waldbesitzer die gesetzliche Verkehrssicherungspflicht hat, muss er dafür sorgen, dass sich niemand in Lebensgefahr begibt, wenn die Waldarbeiter Bäume fällen. Erfahrungsgemäß ignorieren aber viele Waldbesucher die Warnungen, weil sie die Gefahren unterschätzen.

Sie verursachen dadurch erhöhte Personal- und Sachkosten. Mittlerweile wird überlegt, regelrechte Umleitungen auszuschildern, damit die Wanderer und Jogger um die Gefahrenzonen herumgeleitet werden.

Wie der Saarbrücker Stadtrevierförster Rafael Greif aus Erfahrung weiß, wird Holzernte vor allem in städtischen Ballungsräumen kritisiert - kurioserweise meist von Kreisen, die sich nachhaltiger Lebensweise verschrieben haben, also eigentlich den Einschlag begrüßen müssten. Sie verklären aber gern Bäume als Lebewesen, um hernach ihren "Tod" zu betrauern - so als ob nichts nachkäme und Waldwirtschaft kein Anliegen sei, das Zehntausenden Menschen Arbeit gibt. In ländlichen Regionen dagegen, so Greif, seien die Bewohner naturverbundener und wüssten, dass man dem Wald durch gezielte Entnahme von reifen Bäumen Licht und Platz für langfristiges Wachstum schaffe, ihm also helfe.

Sei es drum, in dieser Woche hat auch im Saarbrücker Stadtwald, der überwiegend Laubwald ist, die Holz ernte begonnen. Das ist immer im Herbst der Fall, wenn die Blätter gefallen sind und eine freie Sicht auf die Kronen und dadurch relativ sicheres Arbeiten möglich ist. Außerdem hat das Holz weniger Saft, es ist leichter zu bearbeiten, auf den härteren Böden besser zu lagern und auch weniger anfällig für Krankheiten als im Sommer.

Wie der Saarbrücker Forstwirtschaftsmeister Bernd Spaniol ankündigte, werden auf dem Eschberg im Bereich des Abenteuerspielplatzes etwa 80 Festmeter Eichenstammholz geschlagen. Außerdem werden auch weniger hochwertige Bäume für die vielen Saarbrücker gefällt, die sich hier ihr Brennholz selber machen. Die Arbeiten sollen etwa anderthalb Wochen dauern. Danach werden am Schwarzenberg etwa 60 Festmeter und am Rodenhofer "Schwarzwald" etwa 80 Festmeter Buche und Eiche eingeschlagen. Parallel stehen in Brebach, Ensheim und Alt-Saarbrücken Durchforstungen auf dem Plan, teilweise auch mit Auftragsfirmen. "Wir schlagen jedes Jahr im Saarbrücker Stadtwald etwa 10 000 Festmeter Holz. Da 12 000 Festmeter wachsen, wird unterm Strich stets weniger Holz entnommen als dazukommt", erklärt Rafael Greif das im Forstwirtschaftsplan festgeschriebene und vom Stadtrat einmütig gebilligte Vorgehen.

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