„Wald zeigt, ob die Jagd stimmt“

Saarbrücken · Traditionell hat die Jägerschaft Interesse an hohen Wildbeständen. Die Förster wünschen sich dagegen einen Wald mit vielen natürlich aufgewachsenen Baumarten, der ohne Wildzäune auskommt. In diesem Spannungsfeld gilt in Saarbrücken der Grundsatz: Wald geht vor Wild.

 Saarbrückens Wälder laden nicht zuletzt wegen der Vielfalt an Baumarten zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Dabei liegen oft nur ein paar Meter zwischen Stadtgetümmel und Wald-Idyll. Unsere Aufnahme entstand nahe der Hubert-Müller-Straße. Foto: Becker&Bredel

Saarbrückens Wälder laden nicht zuletzt wegen der Vielfalt an Baumarten zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Dabei liegen oft nur ein paar Meter zwischen Stadtgetümmel und Wald-Idyll. Unsere Aufnahme entstand nahe der Hubert-Müller-Straße. Foto: Becker&Bredel

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 Wie lässt sich für Baumarten-Vielfalt sorgen? Darum ging es bei einem Treffen von Förstern aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz mit Landesumweltminister Reinhold Jost (Mitte). Sie hören Revierleiter Rafael Greif (im Vordergrund) zu. Foto: Ralf Blechschmidt

Wie lässt sich für Baumarten-Vielfalt sorgen? Darum ging es bei einem Treffen von Förstern aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz mit Landesumweltminister Reinhold Jost (Mitte). Sie hören Revierleiter Rafael Greif (im Vordergrund) zu. Foto: Ralf Blechschmidt

Foto: Ralf Blechschmidt

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern liebt auch Schnitzel, Pommes und Pralinen. Das Reh, erklärt Rafael Greif, Revierleiter im Saarbrücker Stadtforst, halte es ebenso. Sein Brot seien Buchen, seine Leckerli Ahorn , Kirsche oder Esche - und damit ausgerechnet die seltenen Edellaubhölzer, die man im hiesigen Wald noch zahlreicher sehen möchte. Es ist das erklärte Ziel, den Wald sozusagen breit aufzustellen, ihn vielfältig gedeihen zu lassen (möglichst ohne Anpflanzungen), um ihn sturm-, stress- und klimasicher zu machen. Es ist nicht absolut sicher, wie das am besten gelingt, mit möglichst vielen Baumarten hofft man aber dem Idealergebnis besonders nahe zu kommen. 46 Arten gibt es nach den Worten von Forstchef Ralf Blechschmidt hier bereits - "das ist die höchste Zahl im Saarland", freut sich der Abteilungsleiter Stadtwald bei der Landeshauptstadt.

Dass das Wild die Artenvielfalt der Bäume nicht bedroht, gelingt auf den 2065 Hektaren des Stadtwaldes Saarbrücken ohne einen einzigen Wildzaun. Die Wildbestände sind nämlich in den letzten 20 Jahren durch stetig steigende Abschusszahlen in den betreuten Revieren auf ein Maß reguliert worden, dass die Tiere ihre Leckerli genießen können, ohne allerdings dem Wald gefährlich zu werden. Die Baumartenvielfalt kann sich ohne Schutz natürlich verjüngen - nach Worten von Blechschmidt ist das eine "waldbauliche Kunst", die in einem guten Zusammenwirken von Forst und auch privater Jagd die besten Ergebnisse bringt. Die Stadt Saarbrücken hat sich den Grundsatz auferlegt, dass "Wald vor Wild" zu gehen habe, waldbauliche Belange wie Naturverjüngung und geringer Verbiss haben Vorrang vor jagdlichen Belangen.

Um naturnahe Waldwirtschaft und Jagdbetrieb möglichst konfliktfrei zusammenzubringen, setzt man auf Jagd in Eigenregie und Verpachtung an Privatjäger, die das Jagdkonzept des Stadtforstes mittragen. "Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt", ist Blechschmidt sicher. Der Stadtforst liegt mit seinen Ansichten über den Einfluss der Jagd auf Waldvegetation wohl nicht ganz falsch.

Kürzlich informierten sich Umweltminister Reinhold Jost (SPD ), Förster aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz sowie private Jäger im Stadtwald über gelungene Waldbilder mit einer Vielzahl von Baumarten. Zur Ausrichtung dieser Veranstaltung waren Blechschmidt und seine Mitarbeiter vom saarländischen Arbeitskreis Naturgemäße Waldwirtschaft gebeten worden.

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