VVS-Konzern schafft die Wende

Saarbrücken · Die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken schreibt wieder schwarze Zahlen. Die Gewinne bei den Stadtwerken sprudeln, auch die Verpachtung eines Kraftwerks im Industriegebiet Süd hat sich ausgezahlt.

 Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk im Industriegebiet Saarbrücken-Süd hat der VVS-Konzern an den Automobilzulieferer ZF verpachtet. Foto: Meyer

Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk im Industriegebiet Saarbrücken-Süd hat der VVS-Konzern an den Automobilzulieferer ZF verpachtet. Foto: Meyer

Foto: Meyer

Die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS) hat 2014 nach zwölf Jahren erstmals wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Am Ende bleibt nach Angaben des Sprechers der Geschäftsführung, Thomas Severin, und Vorstandskollege Peter Edlinger ein Plus von rund zwei Millionen Euro - obwohl Bus und Saarbahn sowie die Bäder kräftige Verluste einfahren. Mitentscheidend für den Erfolg: Die Kraftwerke der VVS sind raus aus den roten Zahlen. Ihr Problem war, dass seit der Energiewende der Strom aus Sonnen- und Windenergie gegenüber der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Vorrang hat und die VVS ihren produzierten Strom nur zu einem geringen Preis an der Strombörse los wurde, aber wegen der Versorgung der Fernwärmekunden die Kraftwerke trotzdem laufen lassen musste.

Ende 2013 hatte die VVS das Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk im Industriegebiet Süd an den Automobilzulieferer ZF verpachtet. Der produziere nun selbst und könne die Stromkosten deutlich senken, weil die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wegfalle, erklärt Severin. Die VVS profitiere auch, weil die Pachteinnahmen für fünf Jahre die Kapitalkosten der Anlage decken. Die Energie SaarLorLux, an der die VVS zu 49 Prozent beteiligt ist, sei bei der Fernwärme nun flexibler. Sie könne im Sommer, wenn der Bedarf geringer ist, die Fernwärme günstig vom Pächter ZF kaufen, die Betriebszeit des Heizkraftwerks Römerbrücke senken und so die Preise für die Kunden stabil halten, sagt Severin: "Es ist im Interesse aller Partner, den Pachtvertrag zu verlängern."

Positiv habe sich auch die Umstellung von vier Blockheizkraftwerken (BHKW) in Saarbrücken auf Biomethan ausgewirkt. Dafür gebe es Prämien nach dem EEG. Auch hier sei es gelungen, leichte Gewinne zu erwirtschaften. Die Umstellung war nach Angaben Severins problemlos, weil ein Erzeuger Biogas in Erdgasqualität liefere. Nur ein BHKW im Busdepot werde noch mit Methangas betrieben. Das soll auch so bleiben. "Wir werden aber kein weiteres Kraftwerk bauen", erklärt der VVS-Chef.

Die politischen Rahmenbedingungen seien unsicher. Das KWK-Gesetz werde in diesem Jahr, das EEG-Gesetz 2017 überarbeitet. Severin fordert Anreize der Politik, in KWK-Anlagen zu investieren. Er ist für einen freien Wettbewerb beim Anlagenbau, wobei sich das günstigste Konzept durchsetzen solle. Auch das Bereitstellen der Anlagen müsse honoriert werden, ergänzt Edlinger. Denn die Stromleistung aus der KWK werde gebraucht, solange es noch nicht genügend Speicher für die grüne Energie aus Sonne und Wind gibt. Severin hofft, dass die Zeiten der Verluste bei der VVS langfristig vorbei sind. Ziel im Durchschnitt der nächsten fünf Jahre sei mindestens eine "schwarze Null", betont Severin. Deshalb tritt er auch in der Diskussion über eine mögliche zweite Saarbahnstrecke in Richtung Scheidt auf die Bremse: "Der Konzern kann keine weiteren Verluste tragen." Die VVS stehe in Verhandlungen mit dem Land, sagt Edlinger. Im ersten Halbjahr soll eine Entscheidung fallen. Die hänge auch davon ab, wie viel Geld der Bund dem Saarland für den Öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung stellt. Hier hofft Edlinger ganz besonders auf Zuschüsse für innerstädtische Straßenbahn-Strecken, die nur die Saarbahn nutzt. Und genau diese müsste vom Römerkastell in Richtung Scheidt gebaut werden.

Meinung:
Erster Schritt nach vorn

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel

Nach einer langen Durststrecke ist die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Gewinn von zwei Millionen Euro 2014 lässt hoffen, dass es dauerhaft aufwärts geht. Seit seinem Amtsantritt hat der Chef Thomas Severin jeden Stein umgedreht, um den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Severin ist ein kühler Rechner. Er hat es geschafft, die Kraftwerke aus der Verlustzone zu holen, die nach der Energiewende ins Minus rutschten, weil Sonne und Wind Vorrang bei der Einspeisung ins Stromnetz haben. Also verpachtete die VVS ein Kraftwerk und stellte einige Blockheizanlagen auf Biomethan um. Beides waren richtige Entscheidungen. Dazu kommt ein sehr gutes Ergebnis bei den Stadtwerken.

Weitere Kraftwerke wird der Konzern nicht bauen, bei einer neuen Saarbahnstrecke in Richtung Scheidt äußert sich Severin ebenfalls zurückhaltend. Denn an erster Stelle steht für ihn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und auch in den nächsten Jahren zumindest keine Verluste zu machen. Deshalb sollten sich Stadträte und Verwaltung davor hüten, wegen der schlechten Haushaltslage eventuell auf die bescheidenen Gewinne der VVS zu schielen. Der Konzern braucht das Geld dringend, um die hohen Verluste von Saarbahn, Bussen und Bädern auch in Zukunft auszugleichen.

 Das Heizkraftwerk Römerbrücke gehört dem Unternehmen Energie SaarLorLux, an dem der VVS-Konzern mit 49 Prozent beteiligt ist. Die Mehrheit hält der Konzern Suez.SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Das Heizkraftwerk Römerbrücke gehört dem Unternehmen Energie SaarLorLux, an dem der VVS-Konzern mit 49 Prozent beteiligt ist. Die Mehrheit hält der Konzern Suez.SZ-Archivfoto: Becker&Bredel

Zum Thema:

HintergrundDen Gewinn von zwei Millionen Euro hat der VVS-Konzern 2014 vor allem den Stadtwerken mit einem Plus von 16 Millionen Euro zu verdanken, sagt Thomas Severin, Sprecher der Geschäftsführung. Gründe seien unter anderem die gemeinsame Leitstelle für die Überwachung der Strom-, Gas-, Fernwärme- und Wassernetze mit den Energieunternehmen VSE und Enovos sowie effektivere Arbeitsabläufe mit vorhandenem Personal. Bei jeder frei werdenden Stelle werde geprüft, ob sie wiederbesetzt wird. Ein Plus von 1,4 Millionen Euro brachte der Energie-Dienstleister Comet in die Kasse. Dem stehen Verluste bei Saarbahn und Bus von 15 Millionen Euro gegenüber und ein Minus von 1,8 Millionen bei der Bäderbetriebsgesellschaft. 1,2 Millionen erhalte die VVS von der Energie SaarLorLux, der das Heizkraftwerk Römerbrücke gehört und die die Fernwärme aus den VVS-Kraftwerken vertreibt. An dem Unternehmen ist der VVS-Konzern mit 49 Prozent beteiligt, die Mehrheit hält der Konzern Suez. Nach Angaben der VVS gibt es weder vom Aufsichtsrat noch vom Stadtrat einen Beschluss, dass der Konzern einen Teil des Gewinns an die Stadt abtreten soll. sm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort