Vorwürfe gegen Pflegeheim-Betreiber

Saarbrücken · Hinweise auf Missstände wurden ignoriert, die Qualitätssicherung vernachlässigt und für die öffentlich gewordenen Pflegemängel Bauernopfer gesucht: Eine Ex-Mitarbeiterin des Saarbrücker „Eligius“-Heims erhebt schwere Vorwürfe gegen den Dresdner Betreiber Vitalis.

 Die Heimaufsicht des saarländischen Gesundheitsministeriums hatte eine Station des Seniorenheims Haus Eligius Mitte November schließen lassen. Foto: becker & bredel

Die Heimaufsicht des saarländischen Gesundheitsministeriums hatte eine Station des Seniorenheims Haus Eligius Mitte November schließen lassen. Foto: becker & bredel

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Die ehemalige Pflegedienstleiterin des Saarbrücker Seniorenheims "Haus Eligius" hat schwere Vorwürfe gegen den Dresdner Heim-Betreiber Vitalis GmbH erhoben. Demnach habe die Vitalis-Geschäftsführung seit Jahresbeginn auf mehrfache Hinweise über die vielfach mangelnde Kompetenz von Pflegekräften in der Einrichtung nicht reagiert. Sie habe die Geschäftsführung sowohl im persönlichen Gespräch als auch per Mail und Fax wiederholt auf die Problematik und die damit verbundenen Gefahren hingewiesen. Anfangs habe die Geschäftsführung noch ein Treffen in Aussicht gestellt, um das Thema zu erörtern. Dazu sei es aber nie gekommen. Seit September habe die Geschäftsführung auf entsprechende Hinweise überhaupt nicht mehr reagiert, sagt die 47-Jährige.

Untermauert werden ihre Aussagen vom saarländischen Pflegebeauftragten Jürgen Bender. Dieser berichtet, dass bei ihm "fortwährend Beschwerden von Angehörigen der Heim-Patienten wegen der mangelnden Kompetenz einzelner Pflegekräfte" eingangen seien. Nach Angaben der Ex-Pflegedienstleiterin seien auf dem Arbeitsmarkt "kaum qualifizierte Pflegefachkräfte zu finden gewesen". Die Vitalis GmbH zahle Pflegefachkräften keinen Tariflohn.

Kritik äußert die ehemalige Mitarbeiterin auch daran, dass eine vorgeschriebene Vollzeitstelle zur Qualitätssicherung in dem Seniorenheim nicht besetzt worden sei. Stattdessen habe Vitalis jeden Monat einen Mitarbeiter für fünf Tage in die Einrichtung entsandt, um sich dieser Aufgabe anzunehmen. Ab Mai sei aber auch dieser nicht mehr aufgetaucht. Auch habe nach Bekanntwerden von gravierenden Pflegemängeln in der Wohnstation "Halberg" des Heims im Sommer dieses Jahres eine "umfassende Qualitätsoffensive vor Ort" nicht stattgefunden. Die Vitalis-Geschäftsführung hatte dies behauptet. Der Pflegebeauftragte Bender sagte der SZ, auch er habe "bislang keine Hinweise erhalten, die auf eine Qualitätsverbesserung in der Wohnstation schließen lassen".

Die ehemalige Pflegedienstleiterin ist zwischenzeitlich ebenso wie die Einrichtungsleiterin von der Vitalis GmbH entlassen worden. Gegenüber der Öffentlichkeit hatte Vitalis die beiden indirekt für die Pflegemissstände mitverantwortlich gemacht. Nach Angaben der Ex-Pflegedienstleiterin fehle ihrem Kündigungsschreiben aber jegliche Begründung. Sie habe deshalb eine Klage vor dem Arbeitsgericht angestrengt. Die Vitalis-Geschäftsführung war in den vergangenen Tagen trotz wiederholter Versuche für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht zu erreichen.

Die beim Gesundheitsministerium angesiedelte Heimaufsicht hatte die Stilllegung der Wohnstation "Halberg" zum 15. November angeordnet. Hintergrund waren gravierende Pflegemängel (wir berichteten). Das Verwaltungsgericht hat einen Eilantrag von Vitalis gegen die Stilllegung abgelehnt. Dagegen kann der Betreiber noch bis 15. Dezember Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen. Ob die Vitalis GmbH dies vorhat, ist nicht bekannt.

Das Seniorenheim "Eligius" war 2012 eröffnet worden. Bereits im Folgejahr war es wiederholt zu gravierenden Pflegemängeln gekommen. Weil diese trotz entsprechender Anordnungen nicht behoben wurden, war ein Belegungsstopp verhängt worden. In der Folge soll nach SZ-Informationen auch dagegen verstoßen worden sein. Daraufhin wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Im Frühjahr 2014 wurde der Belegungsstopp für die Einrichtung aufgehoben, nicht aber für die Wohnstation "Halberg" im zweiten Stock. Dort waren weiterhin gravierende Pflegemängel dokumentiert worden.

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