Von Violine über Klavier bis Klarinette

Saarbrücken. Die ersten Höhepunkte bei den gegenwärtigen Tagen für Interpretation und Aufführungspraxis an der Musikhochschule Saar erlebte man am Dienstag und Mittwoch in zwei hochrangigen Dozentenkonzerten. Am Dienstag standen mehrere Werke Olivier Messiaens im Mittelpunkt des Programms

Saarbrücken. Die ersten Höhepunkte bei den gegenwärtigen Tagen für Interpretation und Aufführungspraxis an der Musikhochschule Saar erlebte man am Dienstag und Mittwoch in zwei hochrangigen Dozentenkonzerten. Am Dienstag standen mehrere Werke Olivier Messiaens im Mittelpunkt des Programms. Tanja Becker-Bender (Violine) und Tatevik Mokatsian (Klavier) begannen tonschön mit "Thème et variations", einem Frühwerk von 1932. Die Interpreten entzündeten nur verhaltene Glut - und das war gut so, denn ein Mehr an Sentiment hätte die harmonische Süße ins Peinliche steigern können. Dann nahm Almut Rössler auf der Orgelbank das Heft in die Hand. Hindu-Rhythmen und Vogelstimmen aus "Livre d'Orgue" (1951) sowie meditative Exkursionen aus "Verset" (1960) und den "Méditations sur le mystère de la Sainte Trinité" (1969) füllten den Raum. Rössler, im ersten rhythmisch verzackten Stück noch etwas unentschlossen wirkend, steigerte sich zu stilvoll kompakter Aussage mit allerlei duftigen Registrierungen. Störend wirkte die trockene Akustik des Konzertsaals, die einen guten Teil der Messiaen'schen Tonzaubereien verschluckte. Zum Abschluss spielte Stefan Litwin mit befremdlicher Härte die dreiviertelstündige "Sonate pour piano" (1950-52) des Boulez-Schülers Jean Barraqué, ein sperriges, ohrunfreundliches serielles Produkt von sehr geringem Unterhaltungswert.Das Mittwochs-Konzert glänzte mit zwei Uraufführungen: Charlotte Seithers frischem "Far from Distance" für Klarinette (Eduard Brunner), Cello (Gustav Rivinius) und Klavier (Adrian Oetiker) sowie Alexander Goehrs kontrapunktisch virtuosem Duo "Manere" für Klarinette und Violine (Tanja Becker-Bender). Von Goehr lernte man außerdem in deutscher Erstaufführung ein Klarinettenquintett (2007) kennen, dessen eher konventionelle stilistische Konzeption etwas verwunderte. Theo Brandmüllers ruhig-abgeklärtes Duo "Enigma" für Violine und Orgel hingegen zeigte, wie sich neue Strukturen (liegende Klangflächen) und Ton-Opulenz elegant verbinden lassen. Aus dem insgesamt lyrisch kolorierten Programm stach einzig Boulez hochvirtuos-explosives Duo mit dem verniedlichenden Namen "Sonatine" für Flöte (Gaby Pas-Van Riet) und Klavier (Stefan Litwin) hervor, bei der man mehrmals staunend den Atem anhalten musste. pes

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