„Von Nebelflughafen kann keine Rede sein“

Saarbrücken · Flugausfälle wegen Nebel, zurückgelassene Koffer wegen einer kurzen Landebahn – würde der Flughafen Saarbrücken Millionen investieren, ließe sich dagegen etwas tun. Doch wirtschaftlich sei das nicht, sagt Flughafenchef Thomas Schuck.

 Der Tower am Flughafen Ensheim könnte bald verwaist sein. Der Flugverkehr soll künftig von Leipzig aus kontrolliert werden. Foto: B&B

Der Tower am Flughafen Ensheim könnte bald verwaist sein. Der Flugverkehr soll künftig von Leipzig aus kontrolliert werden. Foto: B&B

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Im Herbst vergangenen Jahres lag tagelang zäher Nebel über dem Flughafen in Saarbrücken-Ensheim und sorgte für Flugausfälle . Im Juni dieses Jahres dann Meldungen, dass Piloten mehrmals Koffer am Abflugort zurückließen, weil sie fürchteten, sonst auf der regennassen Landebahn - mit 1990 Metern eine der kürzesten in Deutschland - nicht sicher landen zu können. Die Folge: verärgerte Passagiere , die fordern, der Flughafen müsse so etwas künftig verhindern. "Nach der intensiven Nebelperiode stand so mancher Passagier auch vor meinem Schreibtisch", sagt Thomas Schuck , Geschäftsführer des Flughafens. Doch laut Schuck würden sich Investitionen in eine längere Startbahn und eine Technik, die Landungen auch bei dichtem Nebel möglich macht, nicht rentieren. Von 450 000 Koffern seien letztes Jahr 200 verspätet angekommen. Diese vergleichsweise geringe Zahl rechtfertige keine Investition in eine Verlängerung der Bahn, sagt Schuck. Zumal dies keine Frage der Sicherheit sei, sondern nur der "Performance". Soll heißen, Reisende müssen unter Umständen auf ihre Koffer warten, Gefahr besteht laut Schuck aber nicht.

Auch die Beeinträchtigungen wegen Nebels hielten sich in Grenzen, so der Flughafenchef. Von 12 700 Flügen seien 83 wegen Nebels nicht planmäßig gestartet oder gelandet, von 470 000 Passagieren 3000 betroffen gewesen. "Von einem ,Nebelflughafen' kann keine Rede sein", sagt Schuck.

Der Flughafen könnte theoretisch in sein Instrumenten-Landesystem investieren, das Piloten bei der Landung leitet. Dadurch sind Anflüge auch bei schlechter Sicht möglich. Bislang hat Ensheim die niedrigste Kategorie 1. Dabei sind Anflüge bei einer Sichtweite von mindestens 550 Metern möglich. Um in die Kategorie 2 (Mindest-Sichtweite von 300 Metern) zu kommen, müsste der Flughafen laut Schuck zweieinhalb bis drei Millionen Euro investieren. Auch hier rechtfertige die geringe Zahl an Fällen die Investition nicht, sagt Schuck. Kategorie 2 hätte zudem nur zehn Prozent der 83 Fälle verhindert. Zudem sitzt den kleinen Regionalflughäfen die EU-Kommission im Nacken. Die hat ihnen nämlich die Vorgabe gemacht, bis 2024 ohne Subventionen auszukommen.

Eine Neuerung wird es in den nächsten Jahren aber wohl geben: Die Deutsche Flugsicherung (DFS) plant, den Tower in Saarbrücken zu schließen und von Leipzig aus zu steuern. Dann säßen nicht mehr zwei Lotsen vor Ort im Tower, sondern Kamera- und Radarbilder würden nach Leipzig übertragen, von wo aus Lotsen Anweisungen geben würden. Auch die Flughäfen in Erfurt und Dresden würden von dort aus gesteuert. "Das System wird derzeit noch entwickelt", sagt Günter Kind von der DFS. Ein Starttermin stehe noch nicht fest. Auf diese Weise sollten "Synergieeffekte" bei Lotsen und Technik genutzt werden, sagt Kind. Es sollen also Kosten eingespart werden. Einen Verlust an Sicherheit fürchtet Flughafenchef Schuck durch die geplante Neuerung nicht: "Sollte das System ausfallen, müsste eine Maschine schlimmstenfalls woanders landen."

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