Von der Stadtplanung vergessen

Saarbrücken · Gut zu füllen und zu leeren sollen sie sein. Gutes Aussehen stand dagegen bei den neuen Saarbrücker Altglascontainern nicht im Vordergrund. Dabei gibt es längst Beispiele für Container, die etwas hermachen.

 So sehen die neuen Saarbrücker Glascontainer aus. Das Bild entstand auf dem Uni-Campus. Foto: Oliver Dietze

So sehen die neuen Saarbrücker Glascontainer aus. Das Bild entstand auf dem Uni-Campus. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze
 Die Designerin Josie Majetic vor einem der von ihr gestalteten Container. Foto: Björn Burkandt

Die Designerin Josie Majetic vor einem der von ihr gestalteten Container. Foto: Björn Burkandt

Foto: Björn Burkandt

Zu Jahresbeginn hat der städtische Entsorgungsbetrieb ZKE neue Altglascontainer aufgestellt. Gegenüber den alten grünen Rostbeulen einer Privatfirma, die bisher das Altglas sammelte, haben sie laut ZKE viele Vorzüge: Sie sind verzinkt, was Graffiti-Sprayer nicht mögen, rosten nicht und sind innen lärmgedämmt. Doch sind sie auch schön? "Das Design stand bei der Auswahl der Container nicht im Vordergrund", sagt ZKE-Sprecherin Judith Pirrot. "Die Modelle müssen vor allen Dingen funktional und wirtschaftlich überzeugen." Das bunte Sammelsurium an Aufklebern auf den Containern ist laut Pirrot die Standardausrüstung des Herstellers. Nur der orangefarbene Aufkleber stamme vom ZKE.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das seit einigen Monaten seine alten Kleidercontainer durch neue ersetzt, zeigt, dass es anders geht. Zwar sind auch die DRK-Container industrielle Standardmodelle, doch das DRK hat eine Bremer Designerin dafür eigens ein Gestaltungskonzept entwickeln lassen. Die knallroten DRK-Container sind nicht nur ästhetisch ein Lichtblick. Die Bürger gingen auch sehr viel sorgsamer mit ihnen um, hat DRK-Saar-Sprecher Martin Erbelding festgestellt. "Sie haben vor den Containern Respekt."

Diese Erfahrung kann die Designerin Josie Majetic, die für die Bremer Entsorgungsbetriebe und auch andere Wohlfahrtsorganisationen Container gestaltete, nur bestätigen. Die Kleidercontainer etwa, die Majetic vollständig mit Text überzieht, "erzählen", was man alles an Gutem tun kann mit diesen Wertstoffen. So werde der Benutzer eingebunden und wisse ihren Wert vielleicht besser zu schätzen, erklärt die Designerin. "Ich finde es schade, dass man in Saarbrücken noch nicht mal in Erwägung zog, die Glascontainer nachträglich zu bespielen", meint sie. Denn das wäre doch möglich, etwa mit Folien. Auch der Standort spiele eine Rolle, findet Andreas Brandolini, Professor für Produktdesign an der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar. "Wenn ich die Container an Unorten, an wenig beachteten Restplätzen, aufstelle, kann ich nicht erwarten, dass man sie pfleglich behandelt." In Wien baute Brandolini vor Jahren Container in grünberankte Pergolen an einem zentralen Stadtplatz ein. Er sagt, man sollte Container als Aufgabe für die Stadtplanung, Stadtgestaltung begreifen. In Saarbrücken aber, und nicht nur hier, ist das Stadtplanungsamt für Container gar nicht zuständig. Die städtische Gestaltungssatzung, die für sonstiges Stadtmobiliar wie Sonnenschirme und Kneipenstühle Vorgaben macht, betrifft Container nicht, bestätigt Judith Pirrot vom ZKE.

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