Von der schwierigen Definition eines Talents

Saarbrücken · Viele Leistungsträger der saarländischen Leichtathletik-Szene sind mittlerweile nicht mehr aktiv. Doch der Saarländische Leichtathletik-Bund darf sich freuen: Gerade im Nachwuchsbereich geht der Trend in jüngster Zeit deutlich nach oben.

 Top-Talente unter sich: Behindertensportler David Scherer (Mitte) bei einer Veranstaltung des Landessportverbandes mit Ruderin Anne Beenken und Handballer Yves Kunkel. Foto: Ruppenthal

Top-Talente unter sich: Behindertensportler David Scherer (Mitte) bei einer Veranstaltung des Landessportverbandes mit Ruderin Anne Beenken und Handballer Yves Kunkel. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal
 Die Anlage des Peterhofs bei Perl-Borg gehört zu den wohl schönsten Gestüten im Saarland. Foto: SZ/Kohl/Peterhof

Die Anlage des Peterhofs bei Perl-Borg gehört zu den wohl schönsten Gestüten im Saarland. Foto: SZ/Kohl/Peterhof

Foto: SZ/Kohl/Peterhof

Lothar Altmeyer ist stellvertretender Präsident und Vizepräsident Leistungssport und Athletenfürsorge beim Saarländischen Leichtathletik Bund (SLB). Außerdem ist der Studiendirektor Leiter des Sportzweigs am Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken , einer Eliteschule des Sports. Er hält seit einigen Jahren wichtige Daten fest und wertet diese aus. Seit 2002 sind daraus unterschiedliche Entwicklungen abzulesen.

Zum Beispiel, dass es bei den Aktiven eine leichte Abnahme an guten Leistungen bei Deutschen Meisterschaften gibt. "Das liegt daran, dass viele Leistungsträger aufgehört haben. In den letzten Jahren haben wir Leute wie Bianca Kappler , Simon Kirch, Tina Kron, Larissa Kettenis, Lisa Schorr und Lars Albert verloren", erklärt Altmeyer, ergänzt aber: "Gleichzeitig haben wir einen Riesenaufschwung im Nachwuchsbereich, wo es vor drei, vier Jahren noch nicht so gut aussah. Mittlerweile sind wir da sehr gut aufgestellt." Wie es dazu kam? "Da gibt es verschiedene Gründe. Einer ist das Rotenbühl-Gymnasium, an dem wir in den letzten Jahren Athletinnen und Athleten mit verstärktem Personalaufwand betreut haben", antwortet Altmeyer, "dazu kommen auch glückliche Fügungen wie den Zugewinn zweier Athleten wie Christian von Eitzen und Philip Lonmon, die mittlerweile für den LC Rehlingen starten, aber gar nicht im Saarland leben." Beide holten zusammen mit dem Saarländer Kai Seewald jüngst bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm Ende Juli Gold über 3x1000 Meter.

Ein weiterer Grund für die vermehrten Erfolge im Jugendbereich ist die Intensivierung des Stützpunkttrainings. "Wir haben mehr junge, erfolgshungrige Trainer eingestellt. Das alles hat dazu beigetragen, dass wir im Nachwuchsbereich sehr gut dastehen", sagt Altmeyer. Namen von aussichtsreichen Sportlerinnen und Sportlern gehen ihm allerdings nur schwer über die Lippen: "Die Talentdefinition ist eine sehr schwierige. Letztendlich setzen sich fast immer die durch, die sich aus der Kombination Talent, Rahmenbedingungen und Umfeld sowie fleißigem Arbeiten und Durchhaltevermögen kontinuierlich weiterentwickeln."

Drei Mädchennamen nennt er dann doch: Laura Müller, Louisa Grauvogel und Sophie Gimmler nahmen im Juli erfolgreich an der U20-WM in Eugene/USA teil und wurden dafür Ende Juli mit einem offiziellen Empfang des SLB geehrt. Grauvogel wurde Fünfte im Siebenkampf und Gimmler Zwölfte im Hammerwurf. Laura Müller als Bronzegewinnerin mit der 400 Meter-Staffel und Viertplatzierte über 400 Meter bezeichnet er sogar als "herausragendes Talent", das zum Dunstkreis der 400 Meter-Staffel im Frauenbereich gehört.

Zu den drei Athletinnen kommen zahlreiche weitere, "die die Qualifikation knapp verpasst haben, aber bei denen wir auch große Hoffnungen haben. Man muss aber einfach abwarten, wie sie sich weiter entwickeln", weiß Altmeyer und erklärt: "Von den Junioren-WM-Teilnehmern der letzten Jahre hat sich nur ein gewisser Prozentsatz bei den Erwachsenen durchsetzt. Dafür muss man schulisch beziehungsweise beruflich und schulisch schon sehr gut organisiert sein." Hinzu kommt das Fernbleiben von Verletzungen. "Es gibt keinen Automatismus von erfolgreichem Wirken im Nachwuchsbereich und anschließend im Aktivenbereich", stellt Altmeyer klar und nennt das derzeitige SLB-Aushängeschild Christian Reif: "Er war nie bei einer Junioren-EM oder WM dabei und wurde 2010 Europameister. Dagegen sind nicht wenige Junioren-Weltmeister später von der Bildfläche verschwunden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort