Von der Lehre bis zum Ruhestand im gleichen Unternehmen

Saarlouis · Seit nunmehr fünf Jahrzehnten arbeitet Hildegard Reuter im gleichen Unternehmen. Oft musste die gelernte Verkäuferin ein gutes Näschen für Trends beweisen. Zum Beispiel in Sachen Strumpfmode und Christbaumschmuck.

 Auch die Abteilung für Strümpfe zählt zum Verantwortungsbereich von Hildegard Reuter. Sie fing 1964 mit Stoffen an. Foto: Ruppenthal

Auch die Abteilung für Strümpfe zählt zum Verantwortungsbereich von Hildegard Reuter. Sie fing 1964 mit Stoffen an. Foto: Ruppenthal

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Als Hildegard Reuter ihren ersten Arbeitstag bei Pieper in Saarlouis hatte, kostete der Liter Benzin gerade mal 58 Pfennige, Ludwig Erhard war Kanzler, und die Beatles standen mit "I want to hold your hand" seit vier Wochen auf Platz eins der Hitparade. 1964 war das, auf den Tag genau vor 50 Jahren, am ersten April. Da trat Hildegard Reuter dort ihre Ausbildung zur Verkäuferin in der Stoffabteilung an. "Wir waren damals 120 Lehrlinge. Man wurde einfach einer Abteilung zugeteilt. Dass ich bei den Stoffen gelandet bin, war Zufall", erinnert sich die 64-Jährige, die über diesen Zufall noch immer glücklich ist. "Im Nachhinein kommt es mir fast so vor, als sei ich mit Nadel und Faden geboren worden", sagt die gebürtige Bistenerin.

1972 fasste sie den Entschluss, sich fortzubilden und drückte in Absprache mit ihrem Arbeitgeber die Schulbank an der Textilfachschule in Nagold im Schwarzwald. Zwei Jahre später kam die frischgebackene Textilbetriebswirtin zurück an ihre alte Wirkungsstätte und unterstützte als Substitutin etliche Abteilungsleiter. "Bis auf Lederwaren, Lebensmittel und Bekleidung war ich überall", sagt sie. 1978 wurde Hildegard Reuter dann selbst die Leitung einer Abteilung übertragen, was im Klartext heißt, sie ist seither verantwortlich für den Einkauf und die Mitarbeiter in den Bereichen Wohnaccessoires, Strümpfe, Heimtextilien, Glas und Porzellan. Damit die Kunden immer zufrieden sind und finden, wonach sie suchen, muss Hildegard Reuter nicht nur stets bestens informiert sein, sie muss auch Trends erahnen und im Voraus einkaufen, was in ein paar Monaten gefragt sein könnte. Fastnachtsartikel werden beispielsweise im Sommer eingekauft, im Januar wird schon festgelegt, welche Kugeln am kommenden Weihnachtsfest in Mode sind. "Natürlich kommt es mal vor, dass man sich verkauft, aber Risiko muss jeder Kaufmann eingehen, sonst ist er kein Kaufmann." Die Kunst sei es, dieses Risiko möglichst klein zu halten.

Ihr Beruf, sagt sie, habe ihr immer Spaß gemacht. Sie habe sich stets dafür begeistern können und sich daher mit Engagement für den Erfolg ihrer Abteilung und somit für den des Unternehmens eingesetzt. Eine Einstellung, die sie Lehrlingen immer habe vermitteln wollen. Dass Ende Juni ihr letzter Arbeitstag sein soll, könne sie sich noch nicht vorstellen. Langeweile wird aber kaum aufkommen. "Ich arbeite gerne im Garten. Vielleicht habe ich dann auch mal Zeit, darin zu sitzen", sagt Hildegard Reuter mit einem Lächeln und gibt bereits einen Tipp in Sachen Christbaumschmuck: Der wird in diesem Jahr klassisch ausfallen.

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