Von der Einsamkeit des Taxifahrers

Saarbrücken. Ausgangspunkt von "Taxi 3/5" sind zwei Teile der Kurzfilmserie "Dekalog", mit der der polnische Filmregisseur Krzystof Kieslowski Ende der 1980er-Jahre von sich reden machte. Die insgesamt zehn Teile des Dekalogs spielen in einem Warschauer Hochhaus. Jede der Filmfolgen erzählt eine Geschichte, die auf eines der Zehn Gebote Bezug nimmt

 Regisseurin Sarah-Maria Bürgin inszeniert das Stück Taxi 3/5 in der Sparte4. Foto: Oliver Dietze

Regisseurin Sarah-Maria Bürgin inszeniert das Stück Taxi 3/5 in der Sparte4. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Ausgangspunkt von "Taxi 3/5" sind zwei Teile der Kurzfilmserie "Dekalog", mit der der polnische Filmregisseur Krzystof Kieslowski Ende der 1980er-Jahre von sich reden machte. Die insgesamt zehn Teile des Dekalogs spielen in einem Warschauer Hochhaus. Jede der Filmfolgen erzählt eine Geschichte, die auf eines der Zehn Gebote Bezug nimmt. Die Basler Regisseurin Sarah-Maria Bürgin bezieht sich in ihrem Bühnenstück auf die Kieslowski-Filme zu den Geboten drei ("Am siebten Tage sollst du ruhen") und fünf ("Du sollst nicht töten"), wobei sie mit dem Ausgangsmaterial sehr frei agiert. So verschmilzt sie unterschiedliche Protagonisten der Filme zu einem Trio.

Auf schicksalhafte Weise kreuzen sich in Bürgins "Taxi 3/5" in der Weihnachtsnacht die Wege des Taxifahrers Janusz (Georg Mitterstieler), seiner Jugendliebe Ewa (Christiane Motter) und des Mörders Jacek (Boris Pitsch). Als "melancholisches Post-Weihnachts-Taxi-Roadmovie" bezeichnet Sarah-Maria Bürgin ihr Stück, in dem sie mit Anspielungen an Hollywood-Filme wie "Night on Earth" und Songs von Bryan Ferry auch die "männliche Einsamkeitsmetapher" des Taxifahrers anklingen lässt. Stilistisch fühlt sich Bürgin zu einer Art "filmischem Realismus" hingezogen. So reduziere sie Texte und Spiel gern, um Raum zu lassen für Assoziationen. Außerdem bemühe sie sich darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die es dem Zuschauer ermöglicht, sich berühren zu lassen. Teil dieser "atmosphärischen Arbeit" ist in "Taxi 3/5" unter anderem der Einsatz von Live-Musik, die fünf Kassettenrekordern abgespielen.

Unterstützt wird Bürgins minimalistischer Ansatz durch die Bühnenbildkonzeption von Ines Alda, die den Raum der Sparte4 selbst zur Bühne macht und ihn durch drei Fenster zur Stadt hin öffnet.

"Taxi 3/5" ist quasi eine Vorarbeit zu einer größeren Arbeit zu den Zehn Geboten, berichtet Sarah-Maria Bürgin. Im April wird sie für fünf Monate nach Warschau gehen, um Menschen zu finden, deren Geschichte sie erzählen möchte. Ähnlich wie Filmemacher Kieslowski möchte Bürgin Bezugspunkte zu den Zehn Geboten ausfindig machen, darüber hinaus aber auch der Frage nachgehen, ob die Zehn Gebote heute noch Gültigkeit besitzen.

Aus Interesse an ethischen Fragen finde sie die Beschäftigung mit den Zehn Geboten spannend. "Überall, wo Menschen miteinander zu tun haben, geraten sie in Konflikte, kommen sich zu nahe, lügen sich an." Die entscheidende Frage: "Ab wann tut es weh?"

Premiere: Freitag, 9. Januar, 20 Uhr. Weitere Termine: 17. und 29. Januar, 12., 14. und 20. Februar, 19. März. Karten unter Tel. (06 81) 3 09 24 86.

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