Vom Metal-Musiker zum Allround-Designer

Saarbrücken · Im zweiten Teil unserer Serie über Macher hinter den Kulissen im Musikgeschäft stellen wir den Designer Mark K. Kraemer vor. Seine Firma Twenty-Dirt versorgt Bands rundum: vom CD-Layout bis zum Videoclip.

 Designer Mark K. Kraemer bei der Bildschirmarbeit in seinem Büro auf den Saarterrassen. Foto: Oliver Dietze

Designer Mark K. Kraemer bei der Bildschirmarbeit in seinem Büro auf den Saarterrassen. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Er gibt zu, ein wenig verrückt zu sein. Aber welcher Künstler ist schon normal? "Mein Kopf ist permanent überfüllt mit Ideen und Gedanken, und man versteht öfters nicht, was ich erzähle. Die Leute, die mich nicht kennen, denken immer, ich wäre auf Drogen. Dabei habe ich noch nie welche genommen", sagt Mark Kristian Kraemer, Jahrgang 1980. Er wuchs als wohlbehütetes Kind in Heiligenwald auf. Sein Leben verlief normal - bis es von den Bands Europe ("The Final Countdown") und Nirvana ("Smells Like Teen Spirit") erschüttert wurde. "Plötzlich lief der Motor meines Lebens auf Hochtouren."Er griff zur Gitarre und fasste den nicht ganz ernstgemeinten Entschluss, Rockstar zu werden. Sein Engagement in den überregional bekannten und angesehenen Hardcore- und Metal-Bands Deamon's Jaded Passion (1996-1999) und Llynch (2000-2009) weckte sein Interesse für grafische Gestaltung. Per Zufall wurde der Musiker zudem Layouter. Dabei überwand der Fan analoger Fotografie endlich auch seine Scheu, mit einem Computer zu arbeiten - bis dahin für ihn undenkbar. Auch am Bildschirm macht Kraemer Handarbeit: "Die digitale Bildbearbeitung ist ein echtes Handwerk, das man erlernen muss. Das vergisst man leicht, weil heute jeder Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop auf seinem Rechner hat. Für mich ist das feinste und komplexeste Handarbeit. Trotzdem haben meine Arbeiten meistens einen recht organischen Look. Weil ich viel collagiere. Ich habe meistens Fotos als Grundlage, manipuliere sie, schichte Ebene über Ebene, zeichne drüber und verbaue Typografie darin."

2002 begann er an der Hochschule der Bildenden Künste Saar Design zu studieren. Heute, mit abgeschlossenem Einser-Studium, ist er in vielerlei Hinsicht in diesem Metier tätig. So entwarf er einige Cover (oder Teile davon) und T-Shirts für namhafte Metal-Bands wie Fear My Thoughts, Deadlock, Heaven Shall Burn und jüngst für die renommierte Metalcore-Gruppe Caliban. Für Letztgenannte konzipierte er obendrein das Video zur Single "Memorial" und setzte dieses hier im Saarland in einer Hauruckaktion an einem Wochenende um.

Das alles geschieht unter dem Namen Twenty-Dirt, seiner Design-Firma, die in einem kleinen Büro an den Saarterrassen angesiedelt ist. Kraemer bietet vielfältige Leistungen an: von der Print- und Webgestaltung bis hin zu Foto- und Videoarbeiten. "Wir können einer Band das Komplettpaket liefern: von der Logogestaltung über das CD-Layout, die Website und den Fotos bis hin zum Videoclip." Allerdings bringe das alleine nicht die Miete ein. "Musiker haben ja meistens nicht so viel Geld. Deswegen muss ich flexibel sein. So gehört auch ein Architekturbüro zu meinen Stammkunden. Außerdem kooperiere ich oft mit dem befreundeten Designstudio Stereobrand", sagt er.

Designen ist aber längst nicht alles, womit sich Kraemer tagtäglich beschäftigt. Er macht selbst noch Musik (in der Band MAW) und legt regelmäßig im Kleinen Klub der Garage im Rahmen der "Random Rockers"-Veranstaltungsreihe und in der Garage selbst ("PopArt") auf.

Auf welche Seite seiner Arbeit ist er besonders stolz? "Auf das, was jetzt kommen wird: Mein eigenes Kunst-, Design- und Modelabel Erratican, das die nächsten Tage an den Start geht. Der Name steht für Unberechenbarkeit. Meine eigene Marke zu kreieren ist ein Ausgleich zu all den Auftragsarbeiten. Außerdem soll der Verkauf von Produkten ein zusätzliches Standbein zu dem Projektgeschäft sein." Irgendwann wird es den Allrounder auch wieder auf die Bühne ziehen. Bis dahin hilft er anderen Bands dabei, bekannt zu werden.

twenty-dirt.com

erratican.de

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