Vom Herz in der Hose

Saarbrücken. Man muss nachsichtig sein mit Wolfgang Ambros, sagt Walter Schmidt. "Wolfgang Ambros ist Sänger, kein Materialwissenschaftler", erklärt er. Von daher sei der Österreicher kein echter Experte, wenn er singt, dass er ein so schweres Herz habe und es ihm vorkomme, es sei aus Beton. Ein Herz, erklärt Walter Schmidt, wiegt rund 750 Gramm

 Walter Schmidt geht in seinem Buch auch ernsthafte Themen mit viel Humor an. Foto: Mia Schweichel

Walter Schmidt geht in seinem Buch auch ernsthafte Themen mit viel Humor an. Foto: Mia Schweichel

Saarbrücken. Man muss nachsichtig sein mit Wolfgang Ambros, sagt Walter Schmidt. "Wolfgang Ambros ist Sänger, kein Materialwissenschaftler", erklärt er. Von daher sei der Österreicher kein echter Experte, wenn er singt, dass er ein so schweres Herz habe und es ihm vorkomme, es sei aus Beton. Ein Herz, erklärt Walter Schmidt, wiegt rund 750 Gramm. Wenn es in der Brust eines eher untrainierten Mannes sitzt, schlägt es etwa 80-mal pro Minute und pumpt dabei sämtliche sechs Liter Blut, die im Körper sind, einmal komplett rund. Jeden Tag wälzt so ein Herz etwa 8640 Liter Blut um, das macht im Jahr also etwa 3,15 Millionen Liter.Walter Schmidt ist ebenfalls kein Materialwissenschaftler, auch kein Arzt oder Biologe. Vielleicht ist ihm, dem Geografen und Journalisten, deshalb gelungen, ein humorvolles Buch über menschliche Leiden zu schreiben - die echten und die gefühlten. "Dicker Hals und kalte Füße" heißt das diese Woche im Gütersloher Verlag erschienene Werk, in dem der Saarbrücker Geograf und Journalist zu klären versucht, "was Redensarten über Körper und Seele verraten".

Der Volksmund, das merkt der Leser von Walter Schmidts Erklärbuch recht schnell, ist sehr gesprächig. Er erzählt von Menschen, denen es das Herz bricht. Von solchen, die krank sind vor Liebe oder die es endgültig satthaben. Der Volksmund behauptet, dass jemand etwas im Blut liegt. Er kennt Dünnhäutige und Dickfellige, solche, die Haltung verlieren, und andere, die sich graue Haare wachsen lassen, einen Kloß im Hals haben oder in Angstschweiß baden.

Alles nur Geschwätz? Nein, sagt Walter Schmidt, das was da in oft Jahrhunderte alten Sprachbildern beschrieben wird, verdeutliche - meistens - sehr gut, wie die Seele den Körper beeinflusst. Wenn uns Menschen "etwas unter die Haut oder an die Nieren geht, die Sprache verschlägt oder uns das Herz in die Hose rutscht", dann stecken hinter solchen Bildern ernsthafte Vorgänge.

"Jeden Tag können wir spüren, wie die Seele unseren Körper berührt, indem sie die Muskeln mitsteuert, für aufrechte oder geknickte Haltung sorgt, den Rücken schmerzen und den Magen verrückt spielen lässt. Oder die Psyche zwingt den ach so starken Körper vor einer Klassenarbeit oder Führerscheinprüfung mehrmals zur Toilette", sagt Schmidt.

Papperlapapp? Allen, die daran zweifeln, dass die Seele Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden hat, rät Walter Schmidt: "Hand aufs Herz: Ist Ihnen jemals vor Erstaunen oder Angst die Spucke weggeblieben? Haben Sie sich je ausgebrannt gefühlt? Oder hat Ihnen ein Schrecken noch tagelang in den Knochen gesteckt? Vielleicht ja nicht, aber dann sind Sie besonders kaltblütig und nichts kann Sie jucken oder Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Bleibt wenigstens zu hoffen, dass Sie nicht herzlos sind."

Walter Schmidt "Dicker Hals und kalte Füße - Was Redensarten über Körper und Seele verraten", Gütersloher Verlag, 224 Seiten, 19,99 Euro

Zur Person

Walter Schmidt wurde 1965 in Saarbrücken geboren. Er hat physische Geografie in Saarbrücken und Vancouver (Kanada) studiert. Nach erster journalistischer Arbeit bei der Saarbrücker Zeitung hat er eine Ausbildung an der Hamburger Henri-Nannen-Journalistenschule absolviert. 1996 bis 1999 war Pressesprecher des Umweltverbandes BUND in Bonn. In Bonn arbeitet er seit Ende 1999 als freier Journalist, Schreibtrainer und Texter. ols

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