Vom Fördern sollen alle was haben

Saarbrücken · Bisher hatte jedes Kind mit seelischer Behinderung einen eigenen Betreuer. Diese Aufgabe übernehmen jetzt Teams in acht Schulen im Regionalverband. Das soll nicht nur billiger sein, sondern auch besser. Und zwar für die ganze Klasse.

 Inklusion bedeutet Unterricht, der niemanden ausschließt. Das neue Fördermodell in der Region soll ein Beitrag sein. Symbolfoto: H Kaiser/dpa

Inklusion bedeutet Unterricht, der niemanden ausschließt. Das neue Fördermodell in der Region soll ein Beitrag sein. Symbolfoto: H Kaiser/dpa

Foto: H Kaiser/dpa

Der Regionalverband, die Stadt, das Bildungsministerium und freie Träger unterzeichneten gestern im Schloss einen Vertrag, der die Betreuung von seelisch behinderten Kindern und Jugendlichen in Schulen verbessern soll. Bisher leistet das Jugendamt des Regionalverbandes in 240 Fällen Eingliederungshilfe, indem es Kindern und Jugendlichen mit seelischer Behinderung je einen Integrationshelfer zur Seite stellt. "Da kommt es manchmal zu absurden Situationen, wenn wir in einer Klasse mit 20 Kindern möglicherweise vier Integrationskräfte haben, die neben den Kindern sitzen, für die sie eingesetzt werden", sagte Regionalverbandsdirektor Peter Gillo . Es sei sicher nicht hilfreich, wenn so viele Erwachsene in den Unterricht eingreifen.

Der neue Kooperationsvertrag soll an zunächst acht ausgewählten Schulen die Einzelintegrationshilfen bündeln und durch an der Schule verankerte Betreuungsteams ersetzen. Damit will der Regionalverband Geld sparen. Seit 2004 haben sich Gillo zufolge die Fallzahlen des Jugendamtes an Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche um das Zwanzigfache erhöht. 3,3 Million Euro zahlt das Jugendamt für die 240 Integrationshilfen jährlich.

Mit den Betreuungsteams könnten nach ersten Einschätzungen des Regionalverbands rund 50 Einzelfallhilfen wegfallen. "Es ist aber kein Sparmodell. Wir kriegen fürs gleiche Geld eine bessere, zielgerechtere und qualitativ hochwertigere Leistung", sagt Gillo.

Das sieht auch Bildungsminister Ulrich Commerçon so. Dank der Betreuungsteams, die fest an den Schulen verankert sind, stünden Integrationshelfer die ganze Woche bereit. Und nicht nur für ein einzelnes Kind, sondern für die ganze Klasse. Commerçon sprach von einem "Perspektivwechsel".

"Der Perspektivwechsel ist der Unterschied, nicht zu sagen, hier und dort sind unsere Inklusionskinder, sondern alle sind unsere Inklusionskinder", sagte Commerçon. Entscheidend sei, dass man Kinder nicht mehr etikettiert, sondern alle bestmöglich fördert. Man müsse davon wegkommen, bei Kindern immer nur auf die Defizite zu schauen, sondern deren Potenziale im Blick haben. Auch Schuldezernent Thomas Brück begrüßte die neue Regelung.

Eingerichtet werden die Betreuungsteams ab dem 1. Februar an den sechs Saarbrücker Grundschulen Dellengarten, Ordensgut, Folsterhöhe, Füllengarten, Weyersberg und Rastpfuhl. Dabei sind darüber hinaus die Sulzbacher Mellinschule und die Gemeinschaftsschule Bellevue. Auch für die Integrationshelfer , die nun In frastrukturhelfer heißen, bedeutet die Neuregelung eine Verbesserung.

Während einige bisher nur stundenweise beschäftigt waren, erhalten sie nun feste halbe Stellen, sagte Lars Weber vom Regionalverband. Angestellt sind sie bei den Trägern. Zu ihnen gehören das Jugendhilfezentrum der Stadt, "Miteinander leben lernen", der Arbeiter-Samariter-Bund , die Awo sowie die Lebenshilfen in Saarbrücken und Dudweiler.

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