Vom Babysitting bis zu Behördengängen

Saarbrücken. Der Saarbrücker Caritasverband und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Caritashaus haben den Abschluss ihres dreijährigen Projekts "Tandem" gefeiert. Dabei handelt es sich um ein Patenschaftsprojekt, das jungen Müttern und Familien ehrenamtliche Patinnen zur Seite stellte, die sie mit Rat und Tat in jeder Lebenslage unterstützen

Saarbrücken. Der Saarbrücker Caritasverband und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Caritashaus haben den Abschluss ihres dreijährigen Projekts "Tandem" gefeiert. Dabei handelt es sich um ein Patenschaftsprojekt, das jungen Müttern und Familien ehrenamtliche Patinnen zur Seite stellte, die sie mit Rat und Tat in jeder Lebenslage unterstützen. Junge Mütter seien oft auf sich allein gestellt - die frühe Mutterschaft bedeute häufig das Aus für berufliche Perspektiven oder Ausbildungsziele. Mit dem "Angebot "Tandem" sei es "gelungen, eine Struktur zu schaffen", die "sich passgenau auf die Situation" der jungen Mütter einstelle, betonte Caritas-Mitarbeiterin Jutta Anton-Wachall, die als Hauptamtliche mit ihrer Kollegin Magarete Sztek-Heinzel das Projekt betreute.Acht Patinnen waren bei der Abschlussfeier dabei und freuten sich wie die Organisatoren, dass "Tandem" nun seine Fortsetzung im Anschlussangebot "Familienpatenschaftsprojekt" findet. In den letzen drei Jahren waren insgesamt 36 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen eingebunden, so Caritasdirektor Johannes Simon. "Die Patinnen waren mittleren Alters, aber auch im Rentenalter. Die Mütter, die begleitet wurden, waren zwischen 17 und 36 Jahren, oft alleinerziehend und hatten zu 40 Prozent einen Migrationshintergrund", fasste Simon zusammen.

26 Patenschaften wurden insgesamt vermittelt. Davon sind 16 mittlerweile beendet, aktuell bestehen noch zehn. Um eine bestehende Patenschaft kümmert sich Saskia Bohr (41) seit über sechs Monaten. "Meine Patentochter ist erst 19 Jahre alt. Sie kam hochschwanger aus Amerika zu ihrer hier lebenden Großmutter. Mittlerweile hat sie eine eigene Wohnung. Ich helfe ihr, soziale Kontakt zu knüpfen. Sie geht mittlerweile zur Krabbelgruppe und zum Babyschwimmen. Demnächst wollen wir uns um einen Ausbildungsplatz bemühen." Einmal in der Woche trifft sich Bohr mit ihrer Patentochter. "Da besprechen wir, wie es weitergeht. Manchmal gibt es auch kleine Reibereien, nicht immer läuft alles glatt. Aber das ist ja auch bei Müttern und Töchtern so", sagt die 41-Jährige lachend.

Ihre Motivation, sich bei "Tandem" zu engagieren, sei aus persönlichen Erfahrungen gereift: "Ich war selbst erst 20, als meine erste Tochter zur Welt kam", erinnert sich die zweifache Mutter, "ich hatte damals die Hilfe von meiner Familie und Freunden. Schwer war es trotzdem." Noch schwerer aber sei es für junge, alleinerziehende Mütter ohne soziales Umfeld. "Meine Patentochter hatte außer der Großmutter niemanden."

Seit über einem Jahr begleitet Christiane Schwerwarth (56) eine ausländische Familie mit zwei Kindern. "Die Hilfe beginnt beim Babysitten und endet bei Behördengängen. Meist auf Zuruf, wenn's irgendwo brennt", beschreibt Schwerwarth. Die pensionierte Betriebswirtin wollte sich nach 36 Berufsjahren sozial engagieren, weil sie "gesellschaftlich etwas bewirken will". Die Hilfe bei Tandem sei lebensnah und auch erfüllend. "Wenn ich den Kleinen vom Kindergarten abhole und er ,Christine, Christine ruft und mich umarmt, ist das natürlich schön." Außerdem, beschreiben die beiden Patinnen, hätten sie durch die vielen Schulungen und Qualifizierungsangebote vieles gelernt, was sie gerne auch künftig weitergeben wollen.

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